Winterharte Pflanzen - was heißt das eigentlich?
Es wirkt unpassend, in diesem Jahr, wo der Herbst nahtlos in den Frühling übergeht, über Winterhärte bei Pflanzen zu schreiben. Aber der nächste Frost kommt bestimmt, und auch in Zeiten des Klimawandels ist es nützlich, sich bewusst zu machen, was das eigentlich bedeutet, wenn wir im Geschäft fragen: "Ist diese Pflanze winterhart?"
Winterhärte ohne Garantie
Der Begriff wird von Wissenschaftlern, die ihn definierten, und von Profi- oder Hobby-Züchtern anders verwendet als von Laien. Wer glaubt, eine Pflanze, die als winterhart bezeichnet wird, würde jeden Winter garantiert überstehen, kann teure Reinfälle erleben. Die sind nunmal nicht aus Kunststoff.
Noch dazu serviert uns auch der Klimawandel harte Winter. So verzeichneten viele Züchter 2012 Verluste von bis zu 50 Prozent bei Mutterpflanzen, also nicht etwa bei empfindlichen Jungpflanzen.
Die Welt ist in Zonen eingeteilt
Was bedeutet eigentlich Winterhärte? Fachleute teilen die Welt in Zonen ein, die sie nach Tiefsttemperaturen unterscheiden. In den riesigen USA ist das ganz gebräuchlich. Wer mal eine amerikanische Gartenzeitschrift liest, findet bei einem Pflanzvorschlag auch die Winterhärtezone der jeweiligen Art genannt. Die ist ja in Colorado ganz anders als in Florida.
Aber auch Europa weist große Unterschiede auf, und auch innerhalb von Nordrhein-Westfalen machen Gärtner ganz verschiedene Erfahrungen, je nachdem, ob sie ihr Stück Land in der Rheinschiene oder im Oberbergischen beackern. Über die Höhen pfeift der Wind so kalt.
Ruhrgebiet als Beispiel
Nehmen wir mal das Ruhrgebiet als Beispiel. Es wird meist der Winterhärtezone 8 zugeteilt, deren Tiefsttemperaturen zwischen - 6,7 und - 12,2 Grad Celsius erreichen. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Wenn nun 80 Prozent der Population bestimmter Gehölzarten dort überleben, dann sind diese Arten für diese Klimazone "winterhart".
80 Prozent wohlgemerkt, d.h. per Definition dürfen 20 Prozent der Pflanzen absterben, ohne dass sie den Titel "winterhart" verlieren würden.
Temperaturunterschiede auf wenigen Metern
Gehölz, das kann eine Forsythie sein, aber auch ein Lavendel. Beide verholzen in den Achseln, aber ihre Winterhärte kann ganz unterschiedlich ausfallen. Von empfindlicheren Pflanzen noch gar nicht zu reden.
Umgekehrt ist es innerhalb einer Zone ein enormer Unterschied, ob ich etwas in freier Lage auspflanze oder in einem geschützten Bereich, etwa in einem von Mauern umgebenen Garten. Dort sind die Temperaturen oft um einige Grade höher als 'draußen', weshalb der klassische Küchengarten mit Gemüse und Obst von Mauern eingefasst war.
Fazit: Den Begriff "winterhart" nimmt man lieber nicht zu wörtlich. Ich kenne einen Ruhrgebietsgarten, in dem ein erfahrener Profi große Palmen und Olivenbäume ausgepflanzt hat. Die insgesamt über 1.000 Euro teuren Teile waren wenige Jahre später tot - erfroren. Denn auch im Klimawandel kann es sehr kalt sein.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
9 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.