Viele Störungen, wenig Platz: Vogelkundler finden nur 31 Brutvogelarten im Westerbruch
Die Natur hat es nicht leicht inmitten von Wohngebieten. Der Mensch definiert sie eher als Erholungsraum und Hundeauslauf, was den eigentlichen Bewohnern das Leben schwer macht. Das beobachten Naturschutzexperten immer wieder, so auch im Westerbruch.
Nördlich der Köln-Mindener-Straße erstreckt sich ein immerhin über 18 Hektar großer Laubwald, der Westerbruch, nach dem auch die Straße nebenan benannt wurde. Der Begriff „Bruch“ zeigt, dass das Gelände sumpfig ist, und nach starkem Regen füllen sich - vor allem im Frühjahr - die flachen Mulden mit Wasser.
Flache Mulden im Frühjahr voll Wasser
Das steht dann schon mal mehrere Wochen lang und verschwindet erst nach längerer Trockenheit. Ein guter Lebensraum für Kröten also. Doch um die ging es den Fachleuten der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) gar nicht in erster Linie. Sie kartierten im Auftrag der Stadt Brutvögel im Westerbruch.
Das Ergebnis ist nicht so gut, wie es angesichts der Geländestruktur sein könnte: zu viele Spaziergänger, die vom Wege abweichen, was die vielen Trampelpfade zeigten, Reiterpfade noch dazu und frei laufende Hunde - so lautet das bedauernde Fazit. Durch das Trockenfallen der meisten Gewässer werde das Betreten durch Mensch, Pferd und Hund noch gefördert, weil noch größere Flächen zugänglich würden.
Menschen, Pferde, freilaufende Hunde
31 Vogelarten wiesen die Mitarbeiter der BSWR im Laufe der Begehungen über vier Monate - frühmorgens und nachts - nach, sieben weitere fanden sich auf den angrenzenden Weiden. 24 der Arten brüten dort offenbar auch. Doch handelt es sich mit Ausnahme des Gimpels (auch Dompfaff genannt) eher um Allerweltsarten, die mit der Nähe zum Menschen besser zurecht kommen als vom Aussterben bedrohte Vogelarten.
Bemerkenswert war immerhin ein Durchzügler: Das Schwarzkehlchen saß während der Kartierung auf einem Zaunpfahl an einer Pferdekoppel. Greifvögel und Eulen fanden die Naturschützer im benachbarten Waldbereich nicht, vermutlich, weil diese zu störungsempfindlich seien. Und eine „anspruchsvolle Art“, wie die Waldschnepfe, für die das Waldgebiet an sich ein durchaus geeigneter Lebensraum wäre, würde sich dort schon gar nicht ansiedeln: Ihr bleibt zu wenig Rückzugsraum.
Baum des Buntspechts wurde gefällt
Was Spaziergänger und Hunde nicht schafften, gelang im Beobachtungszeitraum Mitarbeitern der Forstbehörde. Seitens der Station wird kritisiert, dass in einem Teil des Westerbruchs bis Anfang Mai gearbeitet wurde, also bis weit in die Brutsaison der Vögel. Das bekam ein Buntspecht am deutlichsten zu spüren. Der Baum mit seiner Bruthöhle wurde gefällt.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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