RAG MI-Firmenzentrale ist das erste "Fledermausfreundliche Haus" in Essen
Fledermäuse finden ihren oft unbemerkten Unterschlupf in vielen Essener Gebäuden. Nur eines davon darf sich bisher mit dem Titel „Fledermausfreundliches Haus“ schmücken. Der Nabu NRW hat ihn der Zentrale der RAG Montan Immobilien auf Zollverein verliehen.
Bewerbungen gibt es durchaus, aber vorher wird geprüft. Wer die Auszeichnung des seit 2013 bestehenden und vom Land NRW geförderten Projektes möchte, muss nachweislich den fliegenden Säugetieren „ein dauerhaftes Zuhause bieten oder auch neue Quartiere schaffen“, wie es die Verantwortlichen formulieren. Als Belohnung kann es die Plakette geben, die auch den Firmensitz auf dem Kokereigelände ziert.
Bewerbungen gibt es viele
Was für Privatleute und Unternehmen noch ungewöhnlich ist, gehört bei RAG Montan Immobilien (RAGMI) zum Alltagsgeschäft: „Wir werden bei zahlreichen Sanierungs- und Entwicklungsprojekten in unserem Immobilienbestand und auf unseren Flächen mit dem Thema Artenschutz konfrontiert“, sagt Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung. So wurden im Rahmen der Flächenvorbereitung für die Gewerbeneubauten auf der Kokerei Zollverein zahlreiche Kreuzkröten in ein neues Biotop umgesiedelt.
Erfahrung kann man nutzen, und so wird ein standardisierter Leitfaden für Projektentwickler erarbeitet. Der könne auch anderen Unternehmen angeboten werden, sagt Noll. Gerade auf Freiflächen leben oft Tier- oder Pflanzenarten, die geschützt sind und deshalb Bauprojekte verzögern können. Mit dem entsprechenden Knowhow kann das vermieden werden, ist Noll überzeugt.
Konsequenter Schutz nötig
Auch die Fledermäuse sind dem RAGMI-Chef lange bekannt: „Nach Feierabend habe ich hier oft was herumfliegen gesehen.“ Eine genaue Bestandsaufnahme machten dann aber andere. 2012 zeigte die Kartierung, dass drei Arten über dem Welterbe fliegen: Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus und Großer Abendsegler.
Die Tiere fliegen bald nach Sonnenuntergang aus, tagsüber schlafen sie zum Beispiel in Mauerspalten. Leider werden diese bei Sanierungen oft zugemauert - womöglich mit der Fledermaus darin - bzw. sind in einem neuen Gebäude, wie dem RAGMI-Firmensitz, nicht vorhanden. Akuter Wohnungsmangel herrscht daher in so mancher Gegend, wo man Fledermäuse gerne als Insektenjäger unterwegs wüsste.
Das Projekt will Abhilfe schaffen. Bereits eine ganze Reihe von Kästen hat das Immobilienunternehmen am Haus und an den Bäumen des benachbarten Waldstücks auf dem Welterbe angebracht. Doch auch wer sich an seinem Privathaus in kleinem Umfang für den Schutz der Tiere einsetzt, kann sich um die Plakette bewerben. Nur konsequent sollte man es tun. „Man muss sich kümmern“, nennt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Nabu NRW, eine Bedingung.
Wer es schafft, weiß sein Zuhause in einer Reihe mit ganz Großen. Zum Beispiel mit dem Xantener Dom.
HINTERGRUND:
- Fledermäuse verbringen den Winter meist in großen Gruppen in Höhlen, alten Bunkern und anderen Quartieren mit gleichbleibender Temperatur im niedrigen Plusbereich. Die Weibchen ziehen im Sommer die Jungen in Wochenstuben auf, ebenfalls in größeren Gruppen.
- Die im Rahmen des Projekts „Fledermausfreundliches Haus“ empfohlenen Kästen dienen meist nur im Sommerhalbjahr tagsüber als Schlafquartier für einzelne Tiere oder kleine Gruppen. Eine Reinigung der Kästen ist in der Regel nicht erforderlich.
- Wer Fledermäusen helfen will, ob mit oder ohne Plakette, findet Informationen zum Beispiel hier: www.nrw.nabu.de.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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