Mit Tierliebe und starken Nerven
Er schaut wie ein begossener Pudel - und ist auch einer, denn im Essener Pudelcenter steht vor der Schur zunächst einmal die Wäsche. Die hat Tibetterrierhündin Fine soeben hinter sich. Vergnügt räkelt sie sich unter einem Fön, der ihre Fellpracht zu fluffigen Büscheln auftürmt. Wo bei Fine vorne und hinten ist, wird so schnell undurchschaubar.
Während man Fine die Entspannung förmlich ansieht, hat die 15 Jahre alte Malteser-Dame Daisy keinen Vertrag damit, gekämmt, geschoren und gefönt zu werden. Zitternd steht sie auf dem Tisch, lässt die Prozedur über sich ergehen, schaut jedem abgeschnittenen Fellbüschel sehnsuchtsvoll hinterher und kommuniziert: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus ...“ - sinngemäß jedenfalls. Doch ihr Herrchen aus Mülheim weiß, was wichtig ist, und signalisiert: „Da musste durch, Daisy !“
Als Petra Loschke sich vor über 30 Jahren einen Pudel zulegte und über die Anschaffung eines zweiten nachdachte, erlernte sie beim Züchter alles über Schnitt, Fellpflege, Krallenschneiden, Ohrensäubern etc. Nicht zuletzt auch, um Kosten zu sparen - vor allem aber aus Liebe zum Tier und zum Pudel im Besonderen.
1980 eröffnete sie schließlich das Essener Pudelcenter an der Altenessener Straße, um ihre Leidenschaft für Pudel zum Beruf zu machen. Mittlerweile kommen bei ihr aber nicht nur Pudel „unter die Schere“, sondern Hunde aller Rassen.
Was zeichnet Petra Loschkes Beruf aus? „Man braucht neben Tierliebe vor allem auch starke Nerven“, erläutert sie und muss im Nachhinein über eine lustige Begebenheit schmunzeln, die sie einst mit einem Husky erlebte: „Den haben wir damals zu zweit gebadet, als ich einen Telefonanruf bekam und einen Moment lang unaufmerksam war...“ Der Hund nutzte die Gunst der Stunde und befreite sich mit einem kühnen Sprung aus der Badewanne, riss Petra Loschke mit zu Boden und landete tropfnass und einshampooniert auf ihr. Der Rest ist Geschichte.
„Viele Tiere sind hier bei uns aber auch lieber als zuhause“, fügt sie hinzu und ihr kleiner Malteser-Mix Suki, der jeden Besucher mit lautem Gebell begrüßt, schmiegt sich bestätigend an sie.
Natürlich ist immer Vorsicht geboten, denn nicht jeder Hund ist so ein Schatz wie Fine oder Daisy. „Im Laufe der letzten 30 Jahre bin ich drei Mal kräftiger gebissen worden, sonst ist aber nichts passiert“, so Petra Loschke. Viele Hundefamilien behandelt sie nun bereits in dritter Generation. Ein Pudelleben kann um die 15 Jahre dauern.
Petra Loschke kennt die Tiere genau, fällt ihr etwas auf, so schickt sie Hund und Herrchen auch mal zur benachbarten Tierklinik Apelt am Kaiserpark.
„Man bekommt mit der Zeit einen Blick für die Tiere. Und ein Gehör für die Herrchen: „Meine Mitarbeiter wollten mich schon bei ‚Wetten, dass...‘ anmelden, weil ich so viele Kunden an der Stimme erkenne.“
Ob das auch schon mit den Hunden klappt ?
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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