In die Emscher und ihre Nebenflüsse kehrt das Leben zurück
Die Kloake lebt. Zurück zur Natur lautet das Motto beim Umbau der Emscher und ihrer Nebenflüsse. Was in Essen gerade so richtig anläuft, zeigt woanders schon Ergebnisse. Schnecken, Insektenlarven und Flohkrebse sind zurückgekehrt. Das bringt Biologen der Universitäten Duisburg-Essen und Bochum ans Ufer. Sie erforschen die weitere Entwicklung.
Wie die Wissenschaftler mitteilen, seien bereits jetzt an vielen Stellen die Emscher und ihre Nebenbäche schon sauber, dort sei Leben ins Wasser zurückgekehrt: "Verschiedene Arten von Schnecken, Insektenlarven und Flohkrebsen sind wieder zu finden und mit ihnen auch Parasiten, die in diesen Tieren leben."
Diese für ein Ökosystem wichtigen Gemeinschaften interessieren Biologen der Universitäten Duisburg-Essen (UDE) und Bochum (RUB). An ihnen wollen sie die Folgen des ökologischen Umbaus ablesen. Dafür untersuchen sie bis Ende 2015 wiederbesiedelte Emscherzuläufe. Das Mercator Research Center Ruhr (MERCUR) unterstützt das Projekt mit über 225.000 Euro.
Schnecken, Flohkrebse, Parasiten
„Flohkrebse und ihre Parasiten beispielsweise sind wichtige Besiedler von Gewässern. Je vielfältiger und zahlreicher sie vorhanden sind, desto ausgeglichener ist das Ökosystem“, erklärt Prof. Dr. Bernd Sures. Er ist Professor für Aquatische Ökologie an der UDE und leitet das Projekt.
Amphipoda – so werden die Flohkrebse auch genannt – haben wichtige Aufgaben: Sie zerkleinern beispielsweise das Laub und stehen auf dem Speiseplan einiger Tiere. Weil sie unterschiedliche Bedingungen tolerieren können, haben sich neben heimischen auch einige fremde Arten im Ruhrgebiet breit gemacht.
Biologen zweier Universitäten untersuchen Gewässer
Oft sind sie von Parasiten befallen, die ihr Verhalten beeinflussen. Von den Microspora beispielsweise. Diese pilzähnlichen Schmarotzer kommen sehr häufig in Flohkrebsen vor und werden direkt übertragen. Kratzwürmer (Acanthocephala) hingegen sehen Krebse nur als Zwischenstation an: Sie brauchen einen weiteren Wirt, nämlich Fische oder Enten, um sich zu vermehren. „Somit zeigt sich an der Vielfalt der vorkommenden Parasiten, wie intensiv die biologischen Wechselbeziehungen sind“, sagt Professor Sures.
Mit Einwanderern aus dem Rhein darf gerechnet werden
Die Forscher wollen nun u.a. den zweitgrößten Nebenfluss der Emscher, die Boye, untersuchen und mit Proben aus umliegenden Gewässern vergleichen. Dabei möchten sie auch Gesetzmäßigkeiten ableiten, nach denen Ökosysteme wiederbesiedelt werden und sich komplexe Lebensgemeinschaften aufbauen.
„Durch unsere bisherigen Arbeiten wissen wir, dass es bislang noch nicht viele eingewanderte Flohkrebsarten an der Emscher gibt. Aber wir erwarten, dass sie sich vermehrt ansiedeln – aus dem Donaugebiet etwa –, spätestens wenn der Hauptlauf sauber und wieder an den Rhein angeschlossen ist.“
Autor:Lokalkompass Essen-Nord aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.