Erlebnisgarten nahe Zollverein

4Bilder

Im Grenzbereich von Katernberg und Gelsenkirchen liegt, verborgen hinter Wohnhäusern und Wald, ein Hochplateau. Dort soll ein Erlebnisgarten entstehen, der nicht nur Gemüse und Obst für das „Casino Zollverein“ liefert, sondern auch Besuchern, vor allem Kindern, nahe bringt, dass Erbsen nicht in der Tiefkühlung wachsen.
Die Pläne an sich sind alt. Schon 2005 wurde das Projekt unter dem Namen „Garten Zollverein“ vorgestellt. Verwirklichen ließ es sich damals jedoch nicht. Der Grund und Boden wurde anderweitig verkauft, die Akzeptanz mancher Anwohner in der Nachbarschaft ließ zu wünschen übrig. Letzteres allerdings galt bisher für so ziemlich jeden Versuch, auf der Fläche etwas anderes zu tun, als nur das Gras wachsen zu lassen.
Wer jetzt aber der Sackgasse Bonnekamphöhe folgt und den Fahrweg nimmt, der an ihrem Ende bergauf führt, sieht: Hier tut sich etwas. Teile des Geländes werden umzäunt, ein Schotterplatz dient zum Parken, und einer Mulde sieht man schon an, dass sie mal zum Teich wird.
Tatsächlich sind dies Arbeiten, die das Projekt von 2005 realisieren sollen. Die Betreiber überraschen damit jeden, der glaubte, der Plan wäre längst in der Versenkung verschwunden. „Wir haben immer daran fest gehalten“, sagt Dirk Vormann, einer der „Casino“-Geschäftsführer.
Das an der Bonnekamphöhe entstehende Gartenprojekt entspricht den Plänen von 2005 - allerdings ohne staatliche Förderung. Die Möglichkeit dazu ist verfallen, doch die Betreiber betonen, es auch ohne diese Mittel umsetzen zu wollen.
„Die finanzielle Basis ist der Anbau von Gemüse und Obst“, sagt Hubertus Ahlers. Dabei geht es gerade auch um alte Sorten. Der Biologe plant derzeit die Bodenverbesserung, erste Aussaaten und andere Maßnahmen. Wie die Geschäftsführer des auf Schacht XII angesiedelten renommierten „Casino“-
Restaurants hofft er auf baldigen positiven Bescheid für die Bauvoranfrage.
Im Bauordnungsamt der Stadt erläutert Detlef Robrecht gegenüber dem Nord Anzeiger, es stehe noch eine detaillierte Stellungnahme der Landwirtschaftskammer aus. Das Gebiet sei als „Fläche für Landwirtschaft“ ausgewiesen. Da es sich bei dem Projekt aber nicht um „klassischen Weizenanbau oder ähnliches“ handele, brauche man eine Einschätzung der Kammer, auch wenn diese in einer ersten Stellungnahme bereits ihr OK gegeben habe. Gerade in Bezug auf Protest aus der Anwohnerschaft solle klar sein: Was dort geschieht, ist zulässig.
Jedenfalls seien die bisherigen Arbeiten (Zaun, Schotterplatz, Teichaushub etc.) nicht genehmigungspflichtig, so Robrecht. Der Eigentümer habe das Recht, sein Grundstück zu umfrieden, schon, um es zu sichern. Auch stehe die Fläche definitiv nicht unter Landschaftsschutz, stellt der Mann von der städtischen Bauordnung klar.
Hubertus Ahlers kann bestätigen, dass nicht nur große Mengen Brombeersträucher entfernt wurden: „Wir haben etwa 20 Kubikmeter Haus- und Sperrmüll da raus geholt.“ An Wochenenden werde die Fläche von Motocross-Fahrern genutzt, und auch der Baucontainer sei schon aufgebrochen worden. Daher nun der Zaun.
16.000 Quadratmeter Grund sollen genutzt werden, etwa die Hälfte wurde gekauft, der Rest vom Düsseldorfer Eigentümer gepachtet. Jetzt geht es darum, die „Kulturfähigkeit herzustellen“, sagt Ahlers. Der verdichtete Lehmboden soll durch die Einsaat tief wurzelnder Lupinen gelockert werden. Hochbeete und Folientunnel können sicher stellen, dass in den ersten Jahren Gemüse überhaupt gedeiht. Wildblumeninseln mit heimischen Pflanzen werden angelegt. Fernziel ist ein Erlebnisgarten, der für Besucher offen steht und vor allem ein Stützpunkt für Kinder- und Jugend-Umweltbildung ist. Die von der Bevölkerung bisher genutzten Trampelpfade habe man bewusst geschont. „Und wenn erst einmal alles blüht, wächst auch die Akzeptanz“, ist Ahlers sicher.
In der benachbarten ECA-Siedlung Schonnebeck jedenfalls ist die Akzeptanz gegen­über früher schon gewachsen. Seitens des Vorstandes heißt es vorsichtig: „Wenn es rechtlich möglich ist, die Fläche landwirtschaftlich zu nutzen, dann ist das in Ordnung.“ Das sei durchaus eine Chance für Schonnebeck. Natürlich müsse sicher gestellt werden, dass der Schutz der Fläche nicht aufgeweicht werde. Das, so Detlef Robrecht, sei nicht der Fall. Es handele sich bei dem Gebiet nicht um einen geschützten Außenbereich.
Klar geschützt ist allerdings der Name Zollverein; ihn hütet die Stiftung. Er bezieht sich auf ein Gebiet, zu dem die Bonnekamphöhe nicht gehört. Deshalb sieht Rolf Kuhlmann von der Stiftung keinen Grund, dem Projekt die Führung des Namens „Garten Zollverein“ zu gestatten. Da nutzt auch der freie Blick zum Förderturm nichts, der über dem alten Zollverein Schacht 3/7/10 steht. Aber wer so hartnäckig ist, wird auch noch einen anderen Namen finden.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.