Endlich Regen?
Dass man sich mal nach ‚Mai kühl und nass‘ sehnen würde, hätte man sich auch nicht vorgestellt. Landwirte und Gärtner tun es aber inzwischen, denn bisher war der Mai alles andere.
Das ginge ja noch, aber April und März brachten schon ungewöhnliche Trockenheit. Deshalb hoffen alle, die ein Stück Land bestellen, dass es bei der jetzigen Wetteränderung nicht nur bei kleinen Schäuerchen bleibt.
„Regen wäre gut, aber richtig“, sagt Norbert Müller. In seinem Schonnebecker Kleingarten ist die Erde überall dort, wo nicht regelmäßig gegossen wurde, hart und trocken. Ein momentan weit verbreiteter Zustand, die wärmste Region Europas ist man nicht ungestraft. Müller und seine Nachbarn im Kleingärtnerverein Essen-Schonnebeck wünschen sich einen langen, sachten Landregen.
Dabei haben die jungen Gemüsepflänzchen noch am wenigstens gelitten, denn da hilft Norbert Müller mit der Gießkanne. Schließlich will er das kürzlich begonnene Werk ja fortsetzen. „Den Garten habe ich seit 13 Jahren, das Gemüsebeet seit einem“, erzählt der Rentner. „Das darf kein Stress werden“, lautet sein Ziel. Ganz so hektisch wie früher, als er die Gartenpflege mit dem Beruf vereinbaren musste, braucht es nicht mehr zuzugehen. „Da bin ich oft um 6 Uhr früh gießen gegangen und abends erst in den Garten, dann nach Hause“, berichtet Müller. Dieses Hin und Her ist nicht mehr nötig, also kann man sich Salat, Zucchini, Radieschen zulegen - Sachen, um die man sich kümmern muss, nicht nur mit der Gießkanne.
Der Müller‘sche Garten gehört zum Viefhuser Feld, einer Abteilung des Schonnebecker Vereins, der über rund 200 Gärten verfügt und meist ausgebucht ist. Neun verschiedene Anlagen gibt es, nicht ungewöhnlich bei einem Verein, der in seinen Grundzügen schon seit 1929 existiert.
Hügelig ist das Gelände am Viefhuser Feld, was aber nicht nur auf Natur zurückzuführen ist. „Da liegt der Schutt vom Kaiserhof“, berichtet Norbert Müller von den Folgen, welche in den 1970er Jahren der Abriss des traditionsreichen Hotels in der Essener Innenstadt für die Schonnebecker Landschaft hatte - ähnlich wie der U-Bahn-Aushub in Stoppenberg das Hangetal mitgeformt hat. Was hätte die Essener Stadtspitze damals getan, wenn der Norden sich gewehrt hätte, so wie Kettwig, wo der U-Bahn-Aushub eigentlich landen sollte?
Aber das nur nebenbei, denn hier geht es um den ungewöhnlich warmen und trockenen Frühling, der nicht nur Genuss brachte, sondern die Frage: Wie groß werden wohl die Himbeeren? Bestehen ja überwiegend aus Wasser, was nicht vom Himmel fiel. Und die Äpfel? Erst der Herbst wird es zeigen.
Genießen konnten auch Müllers zwei Enkelkinder und deren Freunde das lang anhaltend gute Wetter. Schaukel, Klettergerüst und Spielhaus nehmen einen großen Teil der Rasenfläche ein.
Drum herum geht es gepflegt zu, aber nicht wie mit der Nagelschere geschnitten. „Ich will keinen Mustergarten“, erklärt der Pächter seine Zielsetzung, „sondern eine Oase, in die man sich zurückziehen kann.“
Und die hat er sich geschaffen, inklusive solcher Gäste, die man nicht gebeten hat, aber duldet und die jeder Gärtner kennt. In Müllers Fall sind es die zahlreichen Eichhörnchen, die vom angrenzenden Wald herüber kommen.
Wenn also im Herbst die Ernte am Korkenzieher-Haselstrauch gering ausfällt, liegt das nicht am trockenen Frühling.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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