Der Uni-Park: Ein nach über 35 Jahren eingelöstes Versprechen

Noch fehlt dem Grün die satte Farbe, idyllisch ist es im Uni-Park aber schon jetzt - trotz der Nähe zur Hauptverkehrsstraße. | Foto: Foto: Gohl
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  • Noch fehlt dem Grün die satte Farbe, idyllisch ist es im Uni-Park aber schon jetzt - trotz der Nähe zur Hauptverkehrsstraße.
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Was lange währt, wird endlich gut? Schon mit dem Bau der Universität Essen, die letztendlich 1972 eröffnet wurde, stand die zukünftige Nutzung der Brachfläche am Berliner Platz zur Debatte. Viele Jahre und Ideen später ist es soweit: Mit der Eröffnung des Uni-Parks auf dem ehemaligen Berliner Platz ist der Anfang für das neue Uni-Viertel gemacht.

Grund genug für Anwohner und Stadtplaner, um einen Rückblick zu wagen. Den 77-jährigen Olaf Velke verschlug es beispielsweise kurz nach der Wiedervereinigung in die Turmstraße. Seit knapp zwanzig Jahren lebt er am Rande der Brachfläche und hat dabei nicht nur angenehme Zeiten durchlebt: „Als ich einzog, wurde der Großmarkt noch genutzt, bis in die Neunziger Jahre hinein mussten wir mit dem regen Güterverkehr leben.“ Auch in der Turmstraße selbst war allerhand los: Die zahlreichen, nicht gerade leisen Besucher der provisorischen „Lattenmoschee“, Drogendealer in dubiosen Gaststätten und gelegentliche Stippvisiten des Sondereinsatzkommandos passen nicht gerade in das Bild einer beschaulichen Wohnsiedlung. Dennoch ist sich Velke sicher: „Für meine Frau und mich hat es keine Alternative gegeben.“
Der Pensionär hat die Entwicklung am Berliner Platz genauestens mitverfolgt und unzählige Presseberichte gesammelt. „Viele Projekte wurden angedacht, aber nichts wurde realisiert“, so sein Fazit.

Was tatsächlich alles geplant war, darüber weiß Friedhelm Stärk, seit 15 Jahren beim Amt für Stadtplanung und Bauordnung für das Uni-Viertel zuständig, Bescheid: „1926 war das Segeroth-Viertel eine der dichtbewohntesten Flächen der Stadt, danach ist es zu einem Niemandsland verkommen. Seit 2000 hat sich zwar einiges getan, doch die Hauptfläche schlummerte." Bis zuletzt.
Schon mit dem Bau der Universität kamen die ersten Pläne auf dem Tisch; Bürgerhallen und ein Schwimmbad sollten auf dem Areal Platz finden. „Ich bin nicht unglücklich, dass dieser Bau nicht entstanden ist“, gesteht Stärk angesichts der nicht für Ästhetik bekannten Architektur der Siebziger Jahre.
In der Folge wurden immer wieder Ideenwettbewerbe ausgerufen; Städteplaner, Studenten und Investoren lieferten regelmäßig Entwürfe ab. Der Gewinner eines Wettbewerbes im Jahre 1991 überzeugte die Verantwortlichen derart, dass der entsprechende Bebauungsplan vier Jahre später den Stadtrat passierte. Mit eingeplant: Die Verlegung der Friedrich-Ebert-Straße. Doch auch dieser Plan verschwand in der Schublade: „Das Ganze war nicht realisierungsfähig, es wurden keine Investoren gefunden. Dabei waren bereits Vorarbeiten erfolgt.“

Mit der Perspektivwerkstatt 1999, in der über tausend interessierte Bürger ihre Vorstellungen vom zukünftigen Berliner Platz preisgaben, wurde das Fundament für die heutigen Planungen gelegt: Die Verlegung der Friedrich-Ebert-Straße war kein Thema mehr, stattdessen war von einem zweiten Stadtgarten die Rede. Zum ersten Mal gab auch die Deutsche Bahn ihre Zustimmung, die Gleisanlage, die vorangegangenen Planungen im Wege stand, zu verkleinern. Im Zuge der Perspektivwerkstatt wurde schließlich die Entwicklungsgesellschaft Universitätsviertel gegründet. Jedoch mussten auch diese Pläne erstmal weichen.

Denn zwischenzeitlich, 2003, gab es ja noch die Essen Arkaden, ein Einkaufskomplex, der die nördliche Innenstadt beleben sollte. Heute steht das Einkaufszentrum allerdings auf der anderen Seite - auf dem Limbecker Platz. „Die Planungen zu den Essen Arkaden haben letztendlich Karstadt animiert, selbst tätig zu werden“, so Stärk.
Also wieder her mit den alten Entwürfen: Die Landesentwicklungsgesellschaft NRW brachte den, von Wohnbebauung eingerahmten, „zweiten Stadtgarten“ wieder ins Spiel, vor vier Jahren dann der Grundsatzbeschluss der Stadt. Das lange Tauziehen um den Berliner Platz hat ein Ende. Gewinner sind auch die Bürger: Schon jetzt sieht man Studenten und Berufstätige, die hier an schönen Tagen ihre Pause verbringen.

Um dies zuermöglichen, wurden innerhalb eines Jahres auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern 65.000 Tonnen Erdmasse bewegt und 13.000 Tonnen Mauerwerk abgetragen. Auf einer Länge von 560 Metern finden Naherholungssuchende viele weite Flächen, die bananenförmige Grünanlage lässt sich beinahe komplett überblicken. Dunkle Ecken, die einem abschreckenden Klientel Unterschlupf bieten könnten, sucht man vergebens. „Auch als Frau kann man abends ohne Angst durch den Park gehen“, ist sich Baudezernentin Simone Raskob am Tag der Eröffnung sicher.

Ins Augen fallen die vier großen Wasserbecken. In ihrer Mitte ragen ungewöhnliche Schilfinseln empor, deren Anblick an ein auftauchendes U-Boot erinnert. „50 Prozent der Wassereinigung geschieht auf ökologische Weise“, erklärt Alexander Stark vom Planungsbüro Scape auf. Für die anderen 50 Prozent stehen technische Hilfsmittel unter der Erdoberfläche parat.
Doch auch wenn das Wasser sauber gehalten wird - Badequalität hat es sicherlich nicht. „Es gibt keine Verbotsschilder und niemand wird etwas sagen, wenn Kinder mit den Füßen hineingehen“, gibt die Planungsdezernentin diesbezüglich zu Protokoll. Wie immer gilt: Eltern haften für ihre Kinder.

Insgesamt 6,5 Millionen Euro aus der öffentlichen Hand wurden hier verbaut. Geld, das gut anlegt ist, wie Georg Arens von der Wirtschaftsförderung findet - schließlich soll das Uni-Viertel mehr als nur ein Stadtpark sein: „Erst wenn die Infrastruktur steht, sind die privaten Investoren bereit zu investieren. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen.“ Eine Vorgehensweise, die sich bereits bei der Vermarktung der Weststadt bewährt habe.

Und auch im Universitätsviertel scheint das Kalkül aufzugehen: Hochtief und Allbau sind bereits fest eingeplant, mit zwei weiteren Investoren sei man sich so gut wie handelseinig. Auch die Universität ist interessiert, im Gespräch ist ein Ersatzgebäude für zu sanierende Hörsäle, Räumlichkeiten für Workshops sowie ein Studentenwohnheim. Doch nicht nur Studenten sollen dauerhaft den neuen Park bevölkern. Das Wohnangebot richtet sich auch an Pendler, die beispielsweise in nahe gelegenen Krupp-Gürtel tätig sind. Arens: „Wir müssen raus aus der Vergangenheit - und das Wohnen in der Stadt wieder erstrebenswert machen.“

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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