Coole Würmer! Zum Altenessener Öko-Refugium wird die Jugendfarm

Es wiggelt der Wurm im lauschigen Mist: 10.000 davon treiben ihr Unwesen auf dem Kompost, einige abenteuerlustige haben jetzt im benachbarten Beet eine Siedlung gegründet. Fotos: Müller/JHE
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  • Es wiggelt der Wurm im lauschigen Mist: 10.000 davon treiben ihr Unwesen auf dem Kompost, einige abenteuerlustige haben jetzt im benachbarten Beet eine Siedlung gegründet. Fotos: Müller/JHE
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Ist das Leben ein ewiger Kreis, wird einem auf der Jugendfarm Altenessen schwindelig: Vom Misthaufen zur Zucchini, vom Zuckermais zum Pferd, vom Vierbeiner zurück auf den Kompost. Die hier regelmäßig betreuten Kinder und Jugendlichen lernen durch dieses Konzept ökologisch Denken: Die Tomate kommt eben nicht aus dem Supermarktregal.

Inmitten von Bürgerpark, Nordfriedhof und Industriebrache liegt die Jugendfarm. „Im Zeitalter digitaler Medien wollen wir den hier betreuten Kindern und Jugendlichen ihre Umgebung erfahr- und erlebbar machen“, berichtet Frank Felden, Leiter der Jugendfarm.
Die Farm ist nicht nur wegen der vielen Tiere, wie Pferden, Schafen, Gänsen, Kaninchen oder Pfauen, eine ökologische Oase im Großstadt-Dschungel: „Wir möchten den Kindern und Jugendlichen näher bringen, dass Gemüse nicht aus dem Supermarktregal stammt und dass Tiere lebendige Wesen mit eigenen Bedürfnissen sind.“ Neben tiergestützter Pädagogik organisiert die Jugendhilfe Essen hier deshalb unter anderem eine Ferienbetreuung, das Freiwillige Ökologische Jahr und zahlreiche weitere Angebote.

Kleiner Wurm, großer Appetit

Heimliche Stars der Farm sind seit rund zwei Jahren 10.000 eigentlich recht unscheinbare Würmer. „Wir hatten einen kleinen Kompost, den wir nutzen wollten, aber ohne Hilfsmittel dauert der Abbau eine halbe Ewigkeit“, erklärt Erzieherin und Farm-Expertin Sonja Petersen. Eine Beschleunigung durch chemische Stoffe kam nicht in Frage, auf der Suche nach Alternativen stieß Frank Felden auf die „Tennessee Wiggler“.
Die Wiggler sind eine spezielle Art von Regenwurm, der dank seines großen Appetits besonders schnell und effektiv Mist in nutzbaren Boden verwandelt. Die Würmer ernähren sich dabei von den verschiedenen Köstlichkeiten des Komposthaufens und scheiden hinterher die gereinigte Erde aus. Die Haltung der Würmer hat einen doppelten Effekt: Zunächst muss die Farm keinen Dünger für die anderen Nutzpflanzen kaufen, zudem sind keine Container für Abfälle notwendig. So werden die Wege auf der Farm kürzer und der Abtransport des Mists entfällt komplett – eine große Kostenersparnis.

Schon gewusst?

Die Wiggler sind Zwitter, bei Sympathie kann jedes beliebige Pärchen Nachwuchs zeugen. Im Liebesspiel umschlingt und kringelt sich das Kleingetier leidenschaftlich. Moralisch sehr bedenklich: Für Igel sind die Kompostwürmer optimaler Überwinterungs-Snack. Entfernt man bloß ein Viertel der Tierchen, können sie sich regenerieren – Igel haben auf diese Weise lange etwas von ihrer Wurm-Farm.

Hier horchen Garten-Profis auf

Garten-Profis werden bei den Resultaten der Arbeit der Würmer hellhörig: Große Zucchini sind eigentlich kein Leckerbissen, wegen der gereinigten Erde machen die Farm-Varianten aber geschmacklich einiges her. Viele Pflanzen brauchen zudem etwas Zeit zum Eingewöhnen, bevor sie ihre Früchte schlagen. Den hiesigen Erbsen dagegen gefiel der Boden so gut, dass sie prompt zum Vorschein kamen.
Zweiter versteckter Höhepunkt sind die zwei Totholzhaufen der Farm. Aus Erde, verschiedenen Hölzern und Gräsern wird ein Stapel gebaut, in dem anfangs Holzwürmer, Asseln oder Käfer Zuflucht suchen, die später Nahrung für Amseln, Gänse oder Enten werden. Nicht nur für Vögel eine Bereicherung: „Igel finden Totholzhaufen prima. Sie bieten einen optimalen Schutz zur Überwinterung“, erklärt Petersen. „Es entsteht ein Rückzugsort für Insekten und andere Tiere, der die Vielfalt der Arten in der Gegend um die Jugendfarm steigert.“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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