"Zollverein - Mittendrin": Beziehungspflege für Welterbe und Bürger

Die „Kupplerin“: Die Historikerin Claudia Wagner ist Leiterin des Projektes „Welterbe Zollverein - Mittendrin“ und sieht sich als Schnittstelle in den Bezirk. Foto: Wilking
  • Die „Kupplerin“: Die Historikerin Claudia Wagner ist Leiterin des Projektes „Welterbe Zollverein - Mittendrin“ und sieht sich als Schnittstelle in den Bezirk. Foto: Wilking
  • hochgeladen von Patrick Torma

Der Leuchtturm strahlt hell, allerdings über das direkte Umfeld hinweg. So richtig eingebunden in die Aktivitäten auf Zollverein fühlen sich die Bürger im Bezirk VI noch nicht. Dies wurde erst kürzlich wieder während der Katernberg-Konferenz im Triple Z offenbar. Die Netzwerkerin Claudia Wagner will nun mögliche Hemmschwellen abbauen.

„Welterbe Zollverein - Mittendrin“ im Bezirk VI - geographisch gibt an diesem Arbeitstitel nichts zu rütteln. Doch in der Wahrnehmung vieler Anwohner erscheint das Areal um Schacht XII auch 25 Jahre nach Stilllegung der Zeche noch immer als „Verbotene Stadt“ oder „Insel“. Auch wenn die Zollverein-Verantwortlichen konsequent die Wandlung von der Industrie- zur Kultur- und Freizeitstätte vollziehen, viele Bürger fühlen sich nicht ausreichend abgeholt.

Das Projekt „Zollverein - Mittendrin“ soll für neue „Impulse für die Zusammenarbeit zwischen Welterbe und Stadtbezirk VI“ sorgen. Projektleiterin ist Claudia Wagner, die aus 19 Bewerbern von der RAG-Stiftung ausgewählt wurde. Die Historikerin war unter anderem im Haus der Geschichte in Bonn, an der Berliner Humboldt-Universität sowie für die Onlinekommunikation der Ruhr.2010 tätig. Nun also Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg. „Ich sehe mich als Schnittstelle in den Bezirk VI“, so die Bochumerin bei ihrem Einstand auf der Stadtteilkonferenz. Dort stellte sie einen ersten „Ideenpool“ vor, der mögliche Initiativen für die Bereiche Wirtschaft, Kultur, Bildung und Freizeit beinhaltet.

Darunter befinden sich sympathische Einzelmaßnahmen wie die Einbindung der Bürger in das Ruhr Museum-Programm. Die Ausstellung „Kohle: Global“ soll beispielsweise durch den Einbezug von Zeitzeugen „vermenschlicht“ werden, entprechende Gespräche mit Direktor Theo Grütter sind bereits erfolgt. Für Raunen in der Lohnhalle sorgt das „Probewohnen“ für Studenten. Die Idee: Katernberger, Schonnebecker und Stoppenbecker öffnen ihre Wohnungen, um den künftigen Gestaltern der Folkwang-Universität einen Einblick in den Stadtteilalltag zu ermöglichen. Ja, Beziehungspflege geht bekanntlich von zwei Seiten aus.
Ansonsten weicht Claudia Wagner kaum von dem Kurs ab, den die Stiftung Zollverein zuletzt einschlug: Bestehende (Zollvereinpark, Werksschwimmbad) bzw. im Aufbau befindliche (Ringpromenade, Heimaterbe-Festival) Publikumsmagneten werden wohl weiter ausgebaut. All dies sind Projekte, die für bereits erfolgte Öffnungsbemühungen einstehen. Weshalb einige Konferenz-Teilnehmer die Ausführungen der Projektleiterin wie „alten Wein aus neuen Schläuchen“ goutierten.

Zugegeben: Die Forderung nach Ateliers, Werkstätten und Wohnungen für die Design-Studenten könnte 1:1 aus dem Gutachten des Planungsbüros Drecker (das Ausgangspunkt für „Welterbe Zollverein - Mittendrin“ ist) entnommen sein.
Am Ende des Vortrages ist die Skepsis unter den Zuhörern und Diskutanten groß, doch bekunden Vereine, Politik und Wirtschaft auch ihre Kooperationsbereitschaft. Claudia Wagner schüttelt viele Hände. Aber auch die richtigen? „Bislang hatte ich hauptsächlich mit beruflichen Stadtteilakteuren zu tun. Gefragt sind aber auch die Bürger“, kündigt Claudia Wagner an.

Claudia Wagner ist zu Gast in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung VI (Mittwoch, 19. September, 16 Uhr, Stoppenberger Rathaus). Am Rande der Sitzung können Bürger den Kontakt zur Projektleiterin suchen.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.