Zollverein aktuell: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten...
Sicher, die Rekordbesucherzahlen aus dem Kulturhauptstadtjahr, die waren nicht zu erreichen. Aber dennoch: 2010 wirkt auf Zollverein nach.
Dies geht aus dem Sachstandsbericht hervor, den Rolf Kuhlmann (Stiftung Zollverein) am Mittwoch in der BV VI präsentierte.
Noch ist das Jahr nicht zu Ende, die Stiftung rechnet mit rund 1,7 Millionen Besuchern, die das Weltkulturerbe in 2011 besucht haben werden. „Gegenüber 2009 erwarten wir ein Plus von 700.000 bis 800.000 Gästen“, so Kuhlmann. Und auch die Gästezahlen des Ruhr Museums können sich sehen lassen - schließlich ist immerhin der Neuigkeitseffekt verpufft. Rund 250.000 Eintrittskarten wurden abgesetzt, Direktor Ulrich Borsdorf rechnete vorab mit 150.000 Tickets.
Die erhöhte Aufmerksamkeit Zollvereins führt aber auch zu unerfreulichen Randerscheinungen. So kam es in diesem Jahr zu zwei Unfällen, einer endete tödlich. „Beiden Fällen liegt fast dasselbe Muster zugrunde: Jugendliche und junge Erwachsene, nicht ganz nüchtern, die in ungesichertem Gelände unterwegs waren“, resümiert Kuhlmann. Den Handlungsbedarf unterstreichen die Bezirksvertreter. Während Margot Ackermann (SPD) einen regelrechten „Treffpunkt“ für jugendliche Trinkgelage ausgemacht hat, verweist Markus Hansmeier (CDU) auf die Schwierigkeit, in den Abendstunden das Wachpersonal zu erreichen. Kuhlmann: „Wir werden die Präsenz des Personals erhöhen. Auch wollen wir auf die Jugendlichen zugehen.“ Es gebe aber „keine Patentlösung“. „Wir könnten alles einzäunen, aber das kann es nicht sein.“
Zäune wird es auf Zollverein nicht geben, wohl aber eine Mauer. Auch wenn bei der Stiftung niemand wirklich die Absicht hat, eine solche zu errichten. Noch Anno 2005 war der Blick vom Ehrenhof auf die Kohlenwäsche durch Mauerwerk getrübt, da die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet war, wurde es abgerissen. „Das kam uns gelegen“, gibt Kuhlmann im Hinblick auf die damaligen Bauaktivitäten am Schacht XII zu. Doch die Abrissgenehmigung durch die Denkmalbehörde war nur eine temporäre - die Mauer gehört zum Gesamtensemble Zollverein. „Dadurch blieb den Ehrengästen der Blick auf die verschmutzten Arbeiter erspart“, weiß der studierte Historiker. Doch nicht jeder weiß die geschichtliche Bedeutung dieser Mauer zu schätzen. „Zollverein war lange genug eine verbotene Stadt“, betont Werner Dieker, Seniorenbeauftragter und Katernberger Urgestein.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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