Tolle Bildungschancen nutzen und sich für eine Ausbidlung qualifizieren

Das Leben von Aurora Kopczinski hat sich von grundauf verändert, seit sie das Berfuskolleg besucht und in Kürze ihren Schulabschluss (FOS) macht. Und das sogar mit Qualifikation. | Foto: Berufskolleg
  • Das Leben von Aurora Kopczinski hat sich von grundauf verändert, seit sie das Berfuskolleg besucht und in Kürze ihren Schulabschluss (FOS) macht. Und das sogar mit Qualifikation.
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„Das kriegt man auf jeden Fall gewuppt!“ …damit meint die 26-jährige Aurora Kopczinski ein riesiges Programm: Die Betreuung ihrer kleinen Tochter Sandrine Melissa, den Haushalt und eine Schulausbildung. So zuversichtlich war sie nicht immer, musste Krisen und Schwierigkeiten meistern, weil das Leben zeitweilig anders verlief, als sie es sich erträumt hatte.

„In der Grundschule war noch alles recht unbeschwert“, erinnert sich die Migrantin mit polnisch-karibischen Wurzeln, die in Gelsenkirchen geboren und eingeschult wurde. Ihr Vater verließ die Familie, Auroras Mutter musste sie und ihre zwei Geschwister allein durchbringen. Ihren damaligen Traumberuf Frisörin durfte sie wegen ihrer Neurodermitis nicht erlernen. Mit den Vieren und Fünfen, die sie auf dem Gesamtschulzeugnbis kassierte, nachdem die Familie nach Essen gezogen war, als Auroa die 5. Klasse besuchte, bewarb sie sich, bekam einen Ausbildungsplatz als Bäckereifachverkäuferin: „In der Zeit war ich schwierig, war auf der Suche nach mir selbst“, erinnert sie sich und daran, dass ihre damalige Beziehung ihr Halt und Perspektive gab. Verständnis für die Entscheidung ihres Arbeitgebers, ihr schon in der Probezeit die Ausbildung zu kündigen hat die junge, besonnene Frau rükblickend auf jeden Fall.

Ausbildung abgebrochen und nach Perspektiven gesucht

Töchterchen Sandrine Melissa kündigte sich an und für eineinhalb Jahre lebte Auroa Kopczinski ihren Traum von Familie und privatem Glück. Nach der Trennung von Melissas Vater aber erlebte sie die Ressentiments auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft mit voller Härte: „Ich war alleinerziehend, hatte keine Ausbildung, Migrationshintergrund und mit den Schulnoten wollte mich ja auch niemand einstellen“, blickt sie zurück.
Einen Kindergartenplatz gab es für Sandrine Melissa im Alter von drei Jahren. Dass es dann leichter werden würde, auch für sich selbst Perspektiven zu entwickeln, war ihr klar. „Ich habe Bewerbungen an mehrere Kindergärten geschickt“ erinnert sie sich, und als sie kaum noch auf eine Rückmeldung ihrer Wunscheinrichtung hoffte, bekam sie eine Einladung mit anschließender Zusage von der Kindertagesstätte ‘Pfiffikus’.

Mama geht zur Schule, Melissa in den Kindergarten

In diese Zeit fielen auch der Eingliederungsvertrag mit dem Jobcenter und die Arbeit im Rahmen eines Ein-Euro-Jobs im Diakonie-Laden. Auch daran, dass ihr seinerzeit klar wurde: ‘So hast du dir dein Leben nicht vorgestellt!’ erinnert sich Auroa Kopczinski noch allzu gut, Als ‘am Rande der Gesellschaft’ fühlte sie sich mit 23, die mit ihrer Tochter nur existieren konnte, weil sie durch ihre Mutter unterstützt wurde.
„Ich war ja als Alleinerziehende für Arbeitgeber ein ‘No Go’. Da habe ich mich entschlossen, wenigstens mein Zeugnis zu verbessern, um für den Arbeitsmarkt interessant zu sein“, fasst sie ihre Motivation zusammen, bei verschiedenen Bildungsträgern nachzufragen, die ihr aber keinen Einstieg in einen passenden Bildungsgang anbieten konnten.
Ihre Beobachtung, dass im Berufskolleg RheinRuhr jeden Morgen auch viele junge Erwachsene ins Gebäude gingen, veranlassten sie, sich auch hier Sekretariat nach möglichen Bildungsgängen zu erkundigen – bis zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass sich gleich neben dem Kindergarten ein Berufskolleg befindet, in dem auch sie ihre Ausbildung fortsetzen könnte…
Seit Sommer 2013 hat sich ihr Leben von grundauf verändert: Die Betreuungszeiten für Sandrine Melisssa konnten auf 45 Wochenstunden heraufgesetzt werden, um Auroa den Schulbesuch zu ermöglichen. Seitdem verlassen Mutter und Tochter morgens um sieben Uhr das Haus mit dem Ziel Kindergarten beziehungsweise Berufskolleg. Dreimal in der Woche endet der Unterricht um 15.30 Uhr, zweimal um 13.15 Uhr.

Die Mittlere Reife ist bald geschafft, dann beginnt eine qualifizierte Ausbildung

Auroa Kopczinskis Leben hat seitdem Struktur bekommen: Keine Fehlzeiten, überdurchschnittlich gute Leistungen, ein Schulabschluss mit Qualifikation. Mit viel Selbstdisziplin und Organisationsfähigkeit ist ‘das neue Leben’ zu schaffen: Am Nachmittag, wenn Mutter und Tochter wieder zu Hause sind, widmet sie sich ihrer Tochter: Ein Besuch auf dem Spielplatz, malen, gemeinsam einkaufen. Wenn die Kleine dann abends im Bett ist und am Wochenende erledigt Auroa Kopczinski den Haushalt, arbeitet den Stoff nach, lernt Vokabeln und mathematische Formeln, übt Korrespondenz oder bereitet ein Referat vor. Wenn sie im Sommer 2014 einen mittleren Bildungsabschluss mit Qualifikation erreicht hat, möchte sie eine Ausbildung machen; ihre Berufswünsche haben sich in der Zwischenzeit verändert: „Gerne würde ich eine Ausbildung als Bürokauffrau machen, aber auch die Beratung von Menschen liegt mir. Denkbar wäre auch, dass ich in der Arbeitsförderung arbeite“, denkt die junge Frau laut nach, die augenscheinlich zum ersten Mal im Leben in sich selbst ruht, stolz auf Erreichtes ist und ihre Situation mit einem Augenzwinkern so zusammenfasst: „Das kriegt man gewuppt!“
Text: Caroline Gustedt M.A.

Autor:

Birgit Michalski aus Essen-Nord

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