Theaterwerkstatt Vogelheim: Von der Skizze zur Kulisse
Auf den ersten Blick bringt man den Gewerbepark an der Hafenstraße 280 nicht mit den schönen Künsten in Verbindung. Lagerhallen und Container soweit das Auge reicht. Tatsächlich werden hier die Bühnenbilder und Requisiten für Theater und Philharmonie (TuP) hergestellt. Weil der TuP-Standort Vogelheim vielen gänzlich unbekannt ist, lud die CDU zu einer Führung durch die Theaterwerkstatt ein. Rund 30 Bürger waren dieser Einladung gefolgt – und beeindruckt.
Erste Station ist eine Halle, in der Plastiken angefertigt und gelagert werden. Exotisch und antik wirkende Skulpturen schauen auf die Besucherschar herab. Wären die Werkbänke nicht zu sehen, könnte man meinen, man sei in das Depot eines Museums geraten. „Alles aus Styropor“, versichert Ralf Gehrke, Leiter der TuP-Werkstatt. Was die „Exponate“ nicht weniger wertvoll macht. Sie sind quasi unverkäuflich, wie der gelernte Tischler auf Anfrage verrät: „Wir geben ungern etwas ab.“
Verständlich: In dem Abbild von Herkules beispielsweise stecken sechs Wochen Fleißarbeit – eines einzelnen Mitarbeiters wohlgemerkt. Umso bitterer, dass es kurzfristig aus dem Bühnenbild der Herkules-Aufführung gestrichen wurde. Dafür wurden andere Arbeiten in gleich mehreren Stücken verwendet.
Ist ein neues Schauspiel oder eine neue Oper geplant, steht zunächst ein Rundgang durch die Hallen in Vogelheim an. Dabei ist es unerheblich, ob das Bühnenbild ungewöhnliche Requisiten oder aber Gebrauchsgegenstände, wie Barhocker oder Flipperautomaten, verlangt. Weggeschmissen wird nur das, was über die Jahre gänzlich unbrauchbar geworden ist.
Doch bekanntlich ist die Vorstellungskraft groß und die umfassendste Sammlung irgendwann erschöpft. Dann ist das Talent von Malern, Plastikern, Schlossern oder Dekorateuren gefragt. Von der ersten Skizze bis zur fertigen Kulisse – all diese Arbeitsschritte erfolgen in Vogelheim. Allerdings ist die Theaterwerkstatt nicht nur ausführendes Organ, vielmehr gestalten Ralf Gehrke und seine Kollegen aktiv den Spielplan von Grillo, Aalto oder Philharmonie mit. An der Hafenstraße weiß man schon jetzt, was 2014 in den TuP-Häusern gespielt wird. Eine Oper benötigt ein Jahr, ein Theaterstück ein halbes Jahr Vorlauf. „Und manchmal muss man den Regisseuren eben erklären, dass manche Vorgaben technisch gar nicht umzusetzen sind“, erklärt Gehrke, der in 28 Jahren an den Bühnenbildern von 600 Stücken mitgewerkelt hat.
Die Vorbereitungen für das Stück „Peter Pan“ (Premiere am Sonntag, 11. November, 17 Uhr im Grillo-Theater) verliefen indes nach Plan. Im Herzstück der Werkstatt - eine 55 Meter lange und 17 Meter breite Halle - steht die Kulisse für das Nimmerland vor ihrer Vollendung. Ein sechs Meter hoher Baum, das Wurzelwerk öffnet sich zu einer Höhle. Man ahnt: Der Abtransport in Richtung Innenstadt benötigt logistisches Geschick. Und plötzlich wirkt die Theaterwerkstatt zwischen den Gewerbehallen und Containerschluchten gar nicht mehr so deplatziert.
Faktor Theater
„Die TuP ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, betont Susanne Asche, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Rund 700 Menschen arbeiten für die TuP, in der Werkstatt in Vogelheim sind 55 Menschen beschäftigt. Darunter zwei Azubis, die aus 450 Bewerbungen auserwählt wurden.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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