Sekundarschule am Stoppenberg nicht auf Kosten der Realschule
Mit der schnellen Einführung der Sekundarschule am Stoppenberg war das Bistum Essen 2012 ein Vorreiter. Die neue Schulart soll den Schülern mehr Möglichkeiten bieten, offener sein als weite Teile des bisherigen Schulsystems.
Aber müssen deswegen andere Einrichtungen des Bischöflichen Schulzentrums zurückstecken, vor allem die Realschule? Nein, sagt deren Leiter Rolf Leitzen.
Lehrereinsatz geht nach Schülerzahl
Anlass der Stellungnahme ist Kritik aus der Elternschaft: „Seit der Gründung der Sekundarschule wird man das Gefühl nicht los, dass die Realschule als aussterbendes Modell geführt wird.“ Konkret geht es um Neigungsklassen, die nach dem 6. Jahrgang gebildet werden. Dabei geben die Schüler Erst- und Zweitwünsche an. Nicht alle können berücksichtigt werden.
Aber liegt das daran, dass, so der Vorwurf, „mehr Gelder in die Sekundarschule“ fließen, die Realschule also schon jetzt scheibchenweise geschlossen wird? Realschulrektor Rolf Leitzen verneint: „Das hat nichts mit der Sekundarschule zu tun. Die berührt uns in dieser Hinsicht nicht. Der Lehrereinsatz richtet sich nach der Schülerzahl.“
Leitzen erklärt: „Wir bemühen uns, jedem den Erst- oder Zweitwunsch zu erfüllen.“ Oder, wohlgemerkt. Da der Erstwunsch nicht automatisch in Erfüllung geht, sollte der Zweitwunsch gleichrangig ausgesucht werden. Neigungsdifferenzierung heißt das Prinzip.
Dabei wählen die Jugendlichen zu Deutsch, Englisch und Mathematik noch ein viertes Fach. Die Schule bietet dann an, was möglich ist. Leitzen: „Das Ganze muss im Stundenplan koordinierbar sein.“
Und da kann es zu Problemen kommen, zumal bei einer Konstellation wie jetzt: 50 Schülerinnen und Schüler haben Chemie gewählt - ungewöhnlich viele. Zum Vergleich: Für Informatik votierten 24, für Französisch oder Kunst elf bzw. 13. Da die Realschule am Stoppenberg nur einen Chemielehrer hat, kann nicht 50 mal dieser Wunsch erfüllt werden, denn der Kurs wird nicht aufgesplittet. Zum einen wäre es unpraktisch, jeweils die Teilnehmer aus vier Klassen herauszuholen. Zum anderen werden, so der Rektor, durch die feste Einteilung weniger Lehrerstunden verbraucht. Die verbleibenden bieten zusätzliche Möglichkeiten.
Für Berufswahl noch zu früh
„Wir sind schon an die Grenzen gegangen“, bilanziert der Rektor. Mit 28 in einer Klasse würden chemische Experimente schwierig. Natürlich verzichte nicht jeder gerne auf seinen Lieblingswunsch. Deshalb habe man die Schüler gebeten, bei Unzufriedenheit mit den Eltern zum Gespräch zu kommen: „In vier Fällen haben wir nochmal was geändert.“
Den Schülern nicht bewusst sei jedoch, dass ab dem 7. Jahrgang der Stoff dieses Unterrichtsfaches wesentlich schwieriger werde. Deshalb müsse die Schule sorgfältig auswählen, wer an dem Kurs teilnehmen könne.
Und wenn dann jemand seinen Berufswunsch gefährdet sieht? Da möchte Rolf Leitzen die Kirche im Dorf lassen: „Bei der Neigungswahl geht es um das momentane Interesse der Schüler und nicht um eine Berufsentscheidung.“ Die käme bei Zwölfjährigen auch ungewöhnlich früh.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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