Kapp-Putsch und Rote Ruhrarmee 1920
Seit 100 Jahren: Kampf gegen falsche Schreckenslegenden der Nationalsozialisten
3.Radiosendung zur Erinnerung an Ruhrkampf und Generalstreik 1920
Sendetermin Radio Essen: 31.Mai - 21.04 Uhr
Viele Millionen Tote wurden im 2. Weltkrieg Opfer der Kriegsführung der deutschen Wehrmacht in den Jahren 1939 bis 45. Dem nur für einige Tage im März 1920 erfolgreichen Kapp-Lüttwitz-Militärputsch gegen die gewählte Reichsregierung in Berlin fielen im Vergleich dazu im damaligen deutschen Reich nur rund 2500 Menschen zum Opfer.
Die Hauptlast der Kämpfe gegen das republikfeindliche Militär hatte allerdings das Ruhrgebiet zu tragen - mehr als 1500 sowohl bewaffnete Arbeiter, wie auch Zivilisten wurden hier vor allem während der Kämpfe im März und April, wie auch in der nachfolgenden Ruhrgebietsbesetzung durch Reichswehr- und Freikorpstruppen getötet.
Streitbare Erinnerungskultur
- Retter der Republik oder drohende Bolschevisten?
Für rechtskonservative Kreise bereits in den zwanziger Jahren und die späteren nationalsozialsitischen Machthaber ab 1933 war dieser „Ruhrkampf“ ein heroischer Krieg gegen einen scheinbar drohenden „Sowjetbolschevismus“. Die Arbeiterbewegung aber hatte bewiesen, dass sie mit Generalstreik und Selbstbewaffnung ihre erst anderthalb junge Republik von Weimar gegen die schon fast siegreiche Kapp-Lüttwitz Militärdikatur der alten kaiserlichen Generalität verteidigen konnte.
Zu Umständen und politischen Zielen, unter denen sowohl die Arbeiterbewegung, deutlich gespalten in SPD und KPD, wie auch die eher um Harmonie gemühten jeweiligen Stadtregierungen mit der Erinnerung an die Kämpfe von 1920 umgingen, hat Joana Seiffert wissenschaftlich gearbeitet. Bis in die Gegenwart wurde z.B. in Essen noch immer die „Schlacht am Wasserturm“ als blutige Legende eines angeblich waffenstarrenden schießwütigen Mobs der Roten Ruhrarmee gepflegt. Ebenso ist in Steele-Horst bis heute das nationalsozialistische „Ruhrkämpfer Ehrenmal“ von 1934 eben kein kritischer Mahnort geworden, sondern beliebter Treffpunkt für NPD-Kranzniederlegungen und diverse Neo-Nazi Gruppen geblieben.
Nicht nur deshalb sollten uns die Forschungsergebnisse, die Joana Seiffert u.a. im Rahmen ihrer Arbeit am Bochumer „Haus der Geschichte des Ruhrgebiets“ zusammentragen konnte, auch 101 Jahre nach dem Kapp-Putsch interessieren. Auf Basis eines ausführlichen Interviews mit Joana Seiffert, ermöglicht durch ein Projekt des Medienzentrums Ruhr e.V., konnte jetzt eine weitere Radiosendung erstellt werden.
Diese dritte Radiosendung zum Thema „Kapp-Putsch und die Folgen“ wird im Bürgerfunk des Lokalsenders Radio Essen am Montag, dem 31.Mai (Sendezeit 21.04 – 21.55 Uhr) gesendet. Geplant sind noch weitere Sendungen, die an die blutigen Auseinandersetzungen und langfristigen Folgen des Kapp-Lüttwitz-Militärputsch vom 13. März 1920 erinnern sollen.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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