Ruhr.2010 geht - was bleibt?
„Europas neue Metropole“ - mit diesem Slogan warben die Ruhr.2010-Macher für einen Besuch in die Kulturhauptstadt. Mit Erfolg, wie Jürgen Fischer berichtet. Auf der 33. Katernberg-Konferenz stellte der Programmkoordinator die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.500 Ruhrgebietsbesuchern vor.
„Das Ruhrgebiet ist auf der touristischen Landkarte angekommen“, freut sich Fischer. Die Branche verbucht deutliche Zuwächse, nahezu jede der 53 einbezogenen Ruhrstädte vermeldet höhere Ankunfts- und Übernachtungszahlen. Essen vermerkte bis Oktober diesbezüglich Zuwachsraten von 19 beziehungsweise 24 Prozent.
85 Prozent der Übernachtungsgäste stammen aus Deutschland, die wichtigsten Auslandsmärkte sind die Niederlande, Großbritannien und Frankreich.Hinzu kommt eine „Dunkelziffer“: Tages- und „Sofatouristen“, die bei Verwandten oder Bekannten nächtigen, sind kaum zu erfassen.
Ein wichtigen Beitrag zum Erfolg des Kulturhauptstadtjahres lieferten die Medien. „Ruhr.2010 hat einen Medienwert von mehreren 100 Millionen Euro - so viel hätte es gekostet, wenn wir die Kulturhauptstadt gezielt - über Anzeigen etc. - in den Medien platziert hätten“, erläutert Fischer.
Die Folge: Die Ruhrregion könne sich von nun an mit Metropolen wie Hamburg oder München messen. „Was die Freizeit- und Kulturangebote betrifft, stehen wir sogar etwas besser da“, weiß Fischer anhand der Zahlen aus der Besucherbefragung zu berichten.
Im Vergleich mit europäischen Großstädten wie Paris oder London zieht das Ruhrgebiet freilich den Kürzeren. „Aber das war zu erwarten. Man darf nicht vergessen, dass wir hier noch vor wenigen Jahren touristisches Brachland vorfanden.“ Die Durchschnittsnote von 1,9, die das Ruhrgebiet als Reiseziel erhalten hat, kann sich jedenfalls sehen lassen.
Die Gäste interessierten sich bei ihrem Besuch vor allem für die Geschichte des Ruhrgebiets, auch Feste und Großveranstaltungen lagen hoch im Kurs. Nicht umsonst werden Aktionen wie SchachtZeichen, Day of Song oder das Stillleben auf der A 40 nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Die Hochkultur kommt dagegen wesentlich schlechter weg. Knapp ein Viertel der Befragten beabsichtigten, eine Theater- oder Tanzvorstellung zu besuchen; nur wenige setzten ihre Absichten auch in Taten um.
Insgesamt stimmen die Ergebnisse positiv, in einigen Punkten herrscht jedoch Nachholbedarf. „Bei den Gästeführungen waren wir nicht gut aufgestellt. Um an einer solchen teilnehmen zu können, musste man offensichtlich zu lange warten“, glaubt Fischer. Und auch die Gruppe der Camper wurde vernachlässigt - zumindest von Essener Seite. Kurz hinter der Stadtgrenze - im Revierpark Nienhausen - erkannte man das Potenzial und richtete Stellplätze ein.
Dennoch: Rund 80 Prozent der Befragten will das Ruhrgebiet als Reiseziel weiter empfehlen. Jürgen Fischer ist sich sicher: „Die Kulturhauptstadt brennt nach.“
Wichtige Voraussetzung sei jedoch, dass alle 53 Ruhrstädte weiterhin an einem Strang ziehen. Der gemeinsame Auftritt, die zentrale Vermarktung der Veranstaltungen - all das habe den Zugang für Außenstehende erleichtert. „Die Kräfte dürfen nicht nachlassen“, warnt der Programmdirektor. Schon jetzt ließen einige Akteure die Motivation der letzten Monate vermissen.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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