Premiere "Unbehandelt" im Theater im Rathaus Essen - Furioses Finish versöhnt
Endlich mal wieder eine Uraufführung im Theater im Rathaus (TIR). „Unbehandelt“ von Regisseurin Amina Gusner steht auf dem Spielplan und versprochen wird eine leichte, musikalisch angehauchte Komödie, die sich mit Beziehungsproblemen beschäftigt. Komödie, stimmte. Beziehungsprobleme gab es jede Menge. Aber die Komponenten leicht und unterhaltsam suchte ich vor der Pause vergebens.
Oder, um es mit dem Worten von „Pepp“ Guardiola, seines Zeichens Star-Trainer beim FC Bayern München, zu sagen: „Für unseren Auftritt in der ersten Halbzeit schäme ich mich und muss mich bei den Fans entschuldigen. Dafür haben wir nach der Pause vieles gut gemacht.“ So kritisierte er sein Team nach einer schlechten ersten Hälfte im jüngsten Heimspiel der Bundesliga gegen Werden Bremen. Nun haben Fußball und Theater nicht so viel gemeinsam. Und den Anspruch Champions-League-Niveau zu bieten hat das Theater im Rathaus auch nicht. Aber auch hier stehen mit Rüdiger Rudolph,Heiko Senst, Heike Trinker,Maximilian Nowka und Alice von Lindenau fünf Profis auf der Bühne.
Rüdiger Rudolph rockt die Bühne zu "Enttäuscht vom Leben"
Allerdings hält die Begeisterung im ersten Akt nur gute zwei Minuten. Wenn das leidenschaftliche Solo von Rüdiger Rudolph zu „Enttäuscht vom Leben“ endet, dann ist es aus mit der Leidenschaft auf der Bühne. In der verbleibenen Spielzeit bis zur Pause spult das Quintett sein Pensum professionell, aber unispiriert herunter. Und bei Songs wie „Parole, Parole“ oder „Liebe wird oft überbewertet“ kam beim Publikum kaum Stimmung auf. Wie auch? Den meist gesetzteren Besuchern des TIR werden die Lieder kaum etwas gesagt haben. Doch zum Glück hatte das Ensemble, ähnlich wie die Bayern gegen Bremen, noch eine zweite Halbzeit. Und die versöhnte zumindest das jüngere Publikum. Doch auch das Stammpublikum kam schauspielerisch deutlich mehr auf seine Kosten.
Nach der Pause funktioniert das Konzept von "Unbehandelt"
Gleich was sich Rudolph und Co. in der Pause gesagt haben, es wirkte. Vom ersten Dialog an war das Quintett auf einmal auf der Bühne präsent und füllte sie mit Leben. Noch besser - endlich nahmen sie das Publikum auch emotional mit. Dazu sorgten „Dicke“ von Marius Müller Westernhagen oder „Everybody needs somebody to love“ von den Blues Brothers bei vielen Besuchern für richtig gute Laune. Zudem wirkte auch das szenische Konzept, das Stück komplett in einem eher nüchternen Seminarraum spielen zu lassen, plötzlich stimmig. So war am Ende vieles wieder gut gemacht und die singenden Schauspieler durften noch eine Zugabe geben. Doch ob das Stück wirklich zum Kassenschlager beim kritischen und etwas gesetzterem Stammpublikum im Theater im Rathaus wird? Da habe ich zumindest, vor allem angesichts des zähen ersten Teils, so meine Bedenken. Aber (mann) kann sich bekanntlich ja auch irren. Zu wünschen wäre es dem Ensemble.
Weitere Vorstellungen:
Gespielt wird das Stück im Theater im Rathaus noch bis zum 15. Mai.
Mehr zum Thema:
Mehr über das Theater im Rathaus lesen Sie hier.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.