Krieg, Vertreibung und Migration – Ruhrtriennale mit Weltpremiere auf Zollverein
Ruhrtriennale 2018: das sind 33 Produktionen und Projekte, davon 20 Eigen- und Koproduktionen sowie 16 Uraufführungen, Neuinszenierungen, Deutschlandpremieren und Installationen. Essen ist natürlich dabei, und zwar gleich mit einer Weltpremiere auf Zollverein.
Das Schauspiel "The Factory" der syrischen Künstler Omar Abusaada (Regie) und Mohammad Al Attar (Text) wird am Samstag, 11. August, in Essen uraufgeführt. In der Koproduktion mit der Volksbühne Berlin geht es um skrupellose Geschäftsmodelle des Krieges anhand der auf Tatsachen beruhenden Geschichte der französischen Zementfabrik von Lafarge in Syrien. Das Unternehmen soll für den Betrieb seiner Werke in Syrien ein finanzielles Arrangement mit der Terrororganisation Islamischer Staat eingegangen sein. Gegen sechs leitende Angestellte wurde noch in diesem Jahr wegen Finanzierung von Terrorismus ermittelt.
Die Zuschauer erwartet ein Stück mit vier Schauspielern und einem Musiker. "Die meisten im Team sind Syrer, die mittlerweile in Europa leben", erklärt Regisseur Omar Abusaada bei der Pressekonferenz zum Auftakt der Ruhrtriennale. "Ich bin die einzige Ausnahme: Ich lebe immer noch in Syrien."
"The Factory": Stück wird auf arabisch mit Übertiteln aufgeführt
Lina Murad spielt eine französische Journalistin, die die Machenschaften des französchen Konzerns aufdeckt. "Ich kenne Omar Abusaada seit dem Studium in Damaskus", erzählt Murad. "Ich freue mich sehr, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten und bin sehr dankbar, hier bei der Ruhrtriennale dabei zu sein."
Das Besondere: Das Schauspiel wird in arabischer Sprache aufgeführt mit deutschen und englischen Übertiteln. "Wir hoffen, insbesondere mit ,The Factory' auch Menschen mit Migrations-Hintergrund als Publikum erreichen zu können", erklärt Stefanie Carp, seit November 2017 Intendantin der Ruhrtriennale.
Eröffnung am 9. August im Landschaftspark Duisburg-Nord
Eröffnet wird die das Festival zeitgenössischer Kunst am Donnerstag, 9. August, in der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord, und zwar mit einer Rede der indischen Umwelt-Aktivistin Vandana Shiva.
Im Anschluss feiert um 20 Uhr William Kentridges „The Head and the Load“ Deutschlandpremiere in der Duisburger Kraftzentrale. Auch hier spielt Krieg eine zentrale Rolle: Das vor wenigen Wochen in der Londoner Tate Modern uraufgeführte Stück sei eine bildgewaltige und alle Genre-Grenzen sprengende Produktion, die sich mit der Rolle Afrikas im Ersten Weltkrieg auseinandersetzt. In einer Videobotschaft für die Ruhrtriennale drückte William Kentridge seine Freude darüber aus, dass „The Head and the Load“ ein Teil des Festivals sein wird. "Ich habe die Version an der ,Tate' gesehen", erzählt Stefanie Carp, die künstlerische Leiterin 2018 bis 2020. "Wir können uns hier auf eine ganz besondere Aufführung freuen."
Einen ersten musikalischen Eindruck von der Musiktheaterproduktion „Universe, Incomplete“ (Uraufführung am 17. August in der Bochumer Jahrhunderthalle) präsentierte bei der Auftaktpressekonferenz die Sängerin Tora Augestad, begleitet von Bendix Dethleffsen am Klavier. In seiner neuesten Kreation entwickelt Regisseur Christoph Marthaler eine ganz neue Perspektive auf Charles Ives unvollendet gebliebene „Universe Symphony“. "Charles Ives hat unglaublich utopische Werke geschaffen", sagt Marthaler. "Wir improvisieren mit diesen Klängen hier in der großen Halle", freut sich der Artiste associé der Ruhrtriennale.
Verschiedenen Stücke von Charles Ives ausgesucht
Im Gespräch mit Stefanie Carp berichteten Bühnenbildnerin Anna Viebrock und der musikalische Leiter Titus Engel von den Proben in der Jahrhunderthalle Bochum, die für diese außergewöhnliche Produktion erstmals komplett bespielt wird. "Wir haben verschiedene Stücke von Ives ausgewählt, um sozusagen ein eigenes ,Universe' zu bilden", erklärt Engel. Das geschieht zusammen mit den Bochumer Symphonikern, zusätzlichen Schauspielern und Sängern sowie einem mobilen Ensemble, zusammengestellt von Titus Engel.
Zur Ruhrtriennale 2018, die sich in diesem Jahr den Themen Krieg, Vertreibung und Migration widmet, sind vom 9. August bis 23. September fast 1000 Künstler aus rund 30 Ländern zu Gast im Ruhrgebiet. In Essen kann sich das Publikum unter anderem auf Konzerte und Performances auf Zollverein, im Maschinenhaus sowie im Museum Folkwang und in der Lichtburg freuen.
Eröffnet wird die Ruhrtriennale 2018 am 9. August im Landschaftspark Duisburg Nord, Gebläsehalle.
Die Spielorte in Essen sind: Zeche Zollverein, das Maschinenhaus, die Lichtburg sowie das Museum Folkwang.
"The Factory" in arabischer Sprache mit Übertiteln: Weltpremiere am 11. August im PACT Zollverein, 20 Uhr. Weitere Termine: 12., 15., 16., 17. und 18. August.
Infos, Programm und Tickets: www.ruhrtriennale.de
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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