Kein Kommerzschuppen - Zeche Carl feiert 40. Geburtstag als Soziokulturzentrum

Herbert Knebel hat hier einst hinter der Theke gearbeitet, Dieter Nuhr kabarettistisch seine ersten Schritte gemacht und die Trash-Metal-Band Kreator besitzt noch heute einen Proberaum im Altenessener Backsteingemäuer. Die Rede ist von der Zeche Carl, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag als soziokulturelles Zentrum im Stadtteil feiert.

Sie ist untrennbar mit Altenessen verbunden - aber auch über die Stadtteil- und Stadtgrenzen hinaus kennt man Carl als Veranstaltungsort mit Tradition und Garant für gutes Parties - ob im großen Saal, in der Kaue oder sonstwo auf dem historischen Zechengelände.
Die Zeche ist seit 1970 außer Betrieb und wurde schließlich von der Stadt gekauft.
Die "Initiative Zentrum Zeche Carl" baute sie zum Kulturzentrum um. Nach der Insolvenz des Vereins im Jahre 2009 erfolgte dann der Neustart der "Auf Carl gemeinnützige GmbH" mit Geschäftsführerin Kornelia Vossebein.
Vier Jahrzehnte Kulturgeschichte werden derzeit von Vossebein und ihrem Team aufgearbeitet und katalogisiert. Umfangreiches Material muss dafür gesichtet und sortiert werden - darunter auch viele Plakat-Raritäten, die an vergangene Ereignisse erinnern.
"In Sachen Bühnenkünstler könnten wir hier quasi eine 'hall of fame' erstellen", lacht Pressereferentin Tonja Wiebracht. Neben Knebel und Nuhr waren Frank Goosen, Jochen Malmsheimer, Oasis, Rafael Cortes, Atze Schröder und das Rocktheater N8chtschicht regelmäßige Gäste. "Auch Ingo Appelt (9.6. - doch bereits ausverkauft) und Konrad Beikircher sind immer wieder hier", fügt Tonja Wiebracht hinzu.
Warum die Künstler ihrer Zeche die Treue halten, ist für Kornelia Vossebein keine Frage: "Das liegt an der liebvollen Betreuung - wir sind hier kein Kommerzschuppen!"
Dennoch verfügt man auf Carl über eine hochprofessionelle Ton- und Lichttechnik, sowie zwei Veranstaltungssäle, die zweifelsfrei ihren ganz eigenen Charme haben: "Gerade die Kaue mit ihrer denkmalgeschützten Hakendecke und den alten Seifenschalen verbreitet Atmosphäre. Und es gibt hier für die Künstler eine große Nähe zum Publikum."
Doch natürlich soll anlässlich des 40. Geburtstages nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft geschaut werden. Und der Nachwuchs steht bereits in den Startlöchern. Chris Tall ist Comedy-Newcomer, ebenso wie das Lumpenpack oder aufstrebende Größen des Poetry Slams.

Nachwuchsarbeit gehört dazu

"Nachwuchsarbeit gehört bei uns mit dazu", betont Vossebein. "Wir besuchen regelmäßig Festivals, sind auf Kulturbörsen zu Gast und fragen uns ständig, was hier bei uns gut reinpassen könnte."
Auf Carl zuständig für das Musikprogramm ist Marcus Kalbitzer, für den Bereich Kabarett, Comedy und Lesungen Marina Wirth, Jazz und Weltmusik betreut die Carl-Geschäftsführerin selbst - sofern sie dazu kommt- und Kindertheater und Musik organisiert Tonja Wiebracht. "Wir haben hier je nach Sparte einen Vorlauf von 3 bis 12 Monaten in Sachen Buchung." Das will von langer Hand geplant sein.
Hinzu kommen regelmäßige Veranstaltungen wie der Kinderflohmarkt, das Tanzcafé oder kleinere Projekte der Stadtteilarbeit.
"Wir sind in Altenessen untrennbar mit dem Stadtteil verwurzelt", ist sich das Team sicher. "Da fragt man sich natürlich auch: Wie kann man dem Stadtteil etwas zurückgeben?!"
Am 24. Juni wird ein großes Zechenspektakel von 15 bis 18 Uhr stattfinden, das dem Anlass entsprechend mit 40 Teilprojekten daherkommt. Die "Altenessen-Oper" feiert Carl und den Stadtteil mit einem bunten Kulturprogramm für jedes Alter. Mit dabei ist auch die Ruhrpottrevue.
Parallel dazu fragt die Aktion "Mein Carl. Und Ich" alle, die regelmäßig auf der Zeche ein- und ausgegangen sind, nach Erinnerungen und Erlebnissen, die sie an diesen besonderen Veranstaltungsort binden. Ob als Gedicht, Geschichte, Foto oder was auch immer per Mail an briefkasten@carlsschreiberin.de
Gesammelt möchte das Carl-Team diese Erinnerungen dann gerne später veröffentlichen und sich damit ihr eigenes, ganz persönliches Geburtstagsgeschenk machen.