Jupp – ein Weihnachtsgedicht ohne gerades Reimschema
Im Fenster leuchten rote Sterne,
sternhagelvoll ist heut' der Jupp,
ihm graut's vorm nächsten Weihnachtsfeste,
schlürft hastig die Kartoffelsupp’.
Die Schwester hinter`m Bahnhof sagt ihm
„Mensch Jupp, es wird schon weiter geh'n“.
Der Jupp fängt darauf an zu Weinen,
sagt brav „Adieu, auf Wiedersehen…“.
Er schleicht allein durchs graue Städtlein,
das bunt nur hinter Fenstern scheint
und während drinnen Wärme wohl tut,
fühlt Wärme er nur, wenn er weint.
Es gab einmal die guten Zeiten,
einst war er anders, unser Jupp,
war glücklich, hatte Frau und Kinder,
war Angestellter bei Herrn Krupp.
Das alles hat der Jupp verloren,
kaputt geschrieben wurde er
und als die Körperkräfte schwanden,
verschwand die Frau schnell hinterher.
Heut' träumt er von 'nem Schrebergarten,
der Ihm 'ne Krippe seien soll,
schon Morgen will er sich bemühen,
weil heute Abend ist er voll.
Längst träumt er nicht mehr von dem Mammon,
der einst für ihn war alles Glück,
er träumt unter der alten Brücke
sich nur ein Stückchen Land zurück.
Ein Land, das er allein bewohnen,
beackern und beleben kann,
das ihm ein bisschen Wärme gäbe,
ihn glücklich mache dann und wann.
Und während draußen Alle laufen
und fett sich futtern Ihren Bauch,
würd' er alleine in dem Garten
nur feiern einen Weihnachtsbrauch:
Würd' sitzen hinter seinem Fenster
und schauen auf sein kleines Land,
würd' gratulieren Jesus Christus,
dem Fremden reichen seine Hand.
Das alles würd' der Jupp gern machen,
hielt seine Tür so gerne offen,
doch heute kann er keinem helfen,
heut' ist er einfach stinkbesoffen.
Auch morgen an dem Weihnachtstag
wird Jupp wieder mal trinken,
wird fröhlich an der Ecke stehen
und Dir und mir zuwinken.
Wenn dann Euer Gewissen ruft
„Los hilf' dem alten Mann“,
fragt nicht solange "Wie man denn
dem Jupp bloß helfen kann.
Die Einladung in Euer Haus,
oder 'ne Pulle Wein,
das wird` ein schöner Anfang
einer Hilfestellung sein.
Doch besser hört auf seine Träume,
lasst reden ihn und weinen,
reicht ihm die Hand und lacht ihn an,
gebt ihm von Euren Scheinen.
Denn Weihnachten ist für den Jupp,
nicht Mühsal oder Plag',
denn an dem Vierundzwanzigsten
ist Juppis Geburtstag.
Der Jupp wär glücklich ach so sehr,
auch wenn er draußen friert,
käm' nur ein Mensch ganz nah heran,
der herzlich gratuliert.
Autor:Susanne Demmer aus Essen-Nord |
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