Hörtipp: Alte Geschichten für neue Videoabenteuer
Inhaltliche Entdeckungen und technische Abenteuer - Digitalisierung der Videobestände des Medienzentrum Ruhr e.V.
Für Montagabend, den 25.7.2022 zwischen 21- und 22.00 Uhr ein Hörtipp: Im Bürgerfunk auf Radio Essen über die UKW- Frequenzen 102,2 bzw 105 oder die Webseite www.radioessen.de gibt es wieder eine Sendung von "Medienzentrum Ruhr macht Radio".
Öffentliche Förderung ermöglicht jetzt auch in Essen mit verschiedenen Projekten, dass alte, ansonsten dem absehbaren Verfall ausgelieferte Archivbeständige elektronischer Medien auf diversen Formaten von Videobändern, Video - oder Audiocassetten, aber auch z.T. mehr als 30 Jahren alten CDs oder DVDs in den nächsten jahrzehnten nutzbar bleiben.
Arbeitskämpfe, Betriebsbesetzungen, Groß-Demonstrationen der Friedensbewegung
Nicht alles was hier im Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten spannend, neu und aufregend war, findet sich auf den Seiten unserer Tageszeitungen und der WDR-Programme dieser Zeit wieder. Da gab es Wiederstand von Belegschaften gegen Betriebsschließungen, selbstorganisierte Betriebsweiterführungen ( z.B. Mönninghof in Hattingen). Viele phantasievolle Aktionen der noch kleinen Umweltbewegung fehlen in den klassischen Medien. - Und natürlich war auch die Friedensbewegung in den klassischen Medien nicht so präsent, wie sie es verdient hätte. Zu Stärkung all dieser Bewegungen hatte sich seit den frühen achtziger Jahren auch das bis heute aktive Medienzentrum Ruhr e.V. gegründet.
Mit eigenen Film- und Dokumentationsprojekten sollte und soll noch immer die soziale, häufig ungerechte, diskriminierende Wirklichkeit abgebildet werden. Jugendliche sollen in Projekten befähigt werden, selbst qualifizierte Medienproduzent*innen zu sein. Wenn möglich geht es darum, in aktuellen Video- oder Audioproduktionen vorzustellen, wie mensch für eine menschenfreundlcihe Wirklichkeit aktiv sein kann.
Archiverschließung über 40 jahre selbstorganisierter Medienarbeit
In den mehr als 40 Jahren dieser Medienarbeit sind viele Produktionen entstanden, die gerade für das Ruhrgebiet zeitgeschichtlichen Wert haben. Leider war es für den kleinen Medienverein mit wenigen dauerhaften Personalressourcen nicht möglich, in diesen Jahrzehnten auch für professionelle Archivierung und Sicherung der Videobestände zu sorgen.
Zwar konnte ein großer Teil der fertigen Produktionen und Original-Videocassetten bis in die Gegenwart gerettet werden. In den letzten Jahren aber war es allerhöchste Zeit, die wesentlichen Archivbestände des MZR durch die Digitalisierung vor dem drohenden physischen Zerfall zu sichern. Klimatisierungsfreie Dachbodenlagerung in gewöhnlichen Umzugskartons und wechselnde Temperaturen zwischen 40 Grad und dem Gefrierpunkt sind aber für hochmagnetisierte Informationen auf hauchdünnen Plastikbändern wahres Gift.
Erst die vor kurzem erfolgte Digitalisierung und der jetzt mögliche allgemeine Zugriff über einen Server macht mit der begleitenden Verschlagwortung der Themen die dauerhafte Nutzung dieses Medienarchivs möglich. Über das bundesweite Kulturförderprogramm mit der Bandwurmbezeichnung: "WissensWandel - Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur" ; steht jetzt ein wichtiges Stück Kulturgeschichte des Ruhrgebiets zur inhaltlichen Aufarbeitung bereit.
LWL: Freundliche Medienhilfe im westfälischen Münster
Die technisch-handwerklichen Schwierigkeiten zur Digitalisierung derartig alten, ungünstig gelagerten Videomaterials wurden in Münster beim LWL - Landschaftsverband Westfalen-Lippe gelöst. Mit spezieller handwerklicher Fachkompetenz vieler Kolleg*innen und immer noch betriebsbereit gehaltener Jahrzehnte alter Fernsehtechnik wurden dort im LWL-Medienzentrum die Videoinhalte wieder zum Leben erweckt. Manch auf den ersten Blick skuril erscheinender Umgang und öfter notwendiges weitgehendes Auseinanderschrauben der alten Bänder und Videocasseten führten schließlich doch zu seh- und hörbaren Ergebnissen in den frischen Datenpaketen auf dem LWL Server. Der hauptverantwortliche Mitarbeiter für diese Arbeit beim LWL war Dirk Fey.
Gemeinsam mit den für die Aufnahmetechnik zuständigen Praktikanten Jannis Bednarzik und Ben Michalik hat sich das Medienzentrum Ruhr deshalb zum Interview auf den Weg nach Münster begeben. Direkt am LWL-Arbeitsplatz von Dirk Fey war am besten zu erfahren, was die Aufarbeitung des Medienzentrum Ruhr Archivs für jetzt und künftig an der Ruhrgebietsgeschichte interessierte Menschen bedeuten kann. Und natürlich soll es auch ein wenig um Werbung dafür gehen, solche endlich zugänglichen Archivschätze beim LWL und an anderen Stellen für lebendige Auseinandersetzungen mit unserer Geschichte auch zu nutzen.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.