GOP - "Angell": Himmlisch-höllisch

Jahresende-Programm mal ganz anders …

„Immer höher, immer schneller. Weiter geht nicht. Daher jetzt mal wieder gaaanz anders! Die poetische Story von den zwei Engeln ist natürlich ideal für die Jahreszeit“, triumphierte Matthias Peiniger, GOP-Direktor. Und die Gäste strahlten nach der heiß beklatschten Premiere „Angell“.

Nun ja, die vorderen Sitzflächen an der Bühne haben was: Da spürt man nicht nur das Kribbeln beim Spitzentanz der Primaballerina Iryna Bondarenko mit Spitzen-Röckchen, sondern impulsiv zieht man den Kopf ein, wenn sie mit sechs Bällen jongliert. Keine Angst, sie hat alles mit schwebender Leichtigkeit im Griff.

Saalmitte Sitzen bringt ‚ne Menge tiefgründigen Spaß. Mick Holsbeke, der „Bad Boy“, hüpft, turnt, steigt über Tische, Stühle, Häupter, um seinem Partner Igor auf äußerst charmante Art das Fliegen beizubringen. Nur Flug-Enten könnten mit ihm konkurrieren.

Apropos Enten – um die zu „zelebrieren“, sitzt man ungestört hinten. Jedenfalls für jeden Geschmack gibt es etwas - bei so viel ausgefallenen Darbietungen für alle Sinne.
„Angell“ ist nämlich ein sinnliches Gesamtkunstwerk. mit Akrobatik, Komik, modernem Tanz. Mit mitreißender Musik, eigens komponiert von Sergey Sweschinskij, herrlich cool am Kontrabass. Ein Unikat Adam Tomaszewski, der Xylophon- und Percussions-Virtuose. Das Multitalent scheint gefühlte 100 Instrumente zu beherrschen – mal streichelt er Glöckchen, Stäbe, mal behämmert er Tasten, streicht Saiten. Mimik, Gesten, Hüftschwung bilden eine Einheit mit den Instrumenten.

„Angell“ – der Titel, steht als Wortspiel für die Themen „Engel“ und „Hölle“ und erzählt die Geschichte des gefallenen, schwarzen Engels, der gefangen in einer Parallelwelt zwischen Himmel und Hölle lebt, dessen größter Wunsch ist, das Fliegen zu erlernen. Unter der Regie von Frederic Zipperlin, der auch das künstlerische Gesicht des „Cirque Bouffon“ ist, entstand die außergewöhnliche Produktion. Uraufgeführt wurde sie 2009 auf Mallorca im Parc de la Mar und im mallorquinischen Staatstheater Teatro Principal. Durch die Kooperation GOP und dem legendären Cirque Bouffon ist das sinnlich-artistische Variete-Erlebnis „Angell“ gewachsen.
Erleben muss man Anja Krips. Ein „Teufelsweib“! Mit engelsgleicher Stimme, die aber auch anders kann – knallig – mit argentinischen Schleuderkugeln.
„Angell“ kommt im Herzen an. Dafür sorgen auch die Clowns Igor Vasilliev und Mikhail Stepanov, das leidenschaftliche Duo Passion oder die zierliche aber kraftvolle Natalie Reckert. In anrührender Weise.

„Angell“ läuft bis 2. Januar 2011. GOP Variete Essen, Rottstraße 30, Telefon 0201/2479393.

Foto: GOP