Frohnhausen: Kunstraum Notkirche feiert 100 Ausstellungen mit Künstlerfest

Abendlicher Blick auf das Apostelforum an der Mülheimer Straße mit Apostelkirche (links) und Kunstraum Notkirche (rechts). Pressefoto: Architekturbüro Schulschenk, Essen
  • Abendlicher Blick auf das Apostelforum an der Mülheimer Straße mit Apostelkirche (links) und Kunstraum Notkirche (rechts). Pressefoto: Architekturbüro Schulschenk, Essen
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100 Kunstausstellungen hat Pfarrer Werner Sonnenberg seit 1989 im „Kunstraum Notkirche“ der Evangelischen Kirchengemeinde Frohnhausen, Mülheimer Straße 70, kuratiert: Gefeiert wird das Jubiläum mit einem Künstlerfest am Sonntag, 2. Oktober. Den Auftakt bildet um 12 Uhr ein Empfang mit Grußworten, Begegnungen, Musik und einem Rundgang durch die Ausstellungsfahnen der letzten dreizehn Jahre; alle beteiligten Künstler sind eingeladen. Um 15 Uhr wird die 101. Ausstellung – die Rauminstallation „der runde Tisch“ des Kölner Künstlers Holger Hagedorn – eröffnet.

Bei null angefangen - bei 100 nicht aufgehört

„Bei null angefangen“ lautete der Titel der Festschrift über die ersten 50 Ausstellungen im Kunstraum Notkirche – daran knüpft jetzt der zweite Katalog, der an diesem Tag der Öffentlichkeit präsentiert wird, ebenso programmatisch an: „Bei 100 nicht aufgehört“. Bis heute „haben rund 60.000 Menschen die Ausstellungen im Kunstraum Notkirche besucht“, schätzt Werner Sonnenberg. Kein Wunder, dass seine Bilanz in jeder Hinsicht positiv ausfällt: „An diesem Ort trifft Kunst auf Menschen, die neugierig, interessiert, irritiert, begeistert und mitunter auch verstörend und anklagend reagieren“, sagt der Pfarrer. „Bilder, Skulpturen, Installationen und Performances haben sich diesen Raum erobert und die unterschiedlichsten Menschen mitgenommen auf eine Reise zu neuen Ein- und Weitsichten für Gott und die Welt.“

Kirchraum entwickelt sich zum Kunstraum

Dass dieses Kunststück gelungen sei, habe sicher auch an dem aus Trümmersteinen der Vergangenheit und dem schlichten Tannenholz gestalteten Raum der Notkirche, die nach Plänen von des Architekten Otto Bartning errichtet worden war, gelegen. Mit der Eröffnung der Notkirche als Kunstraum im Jahr 1989 sei die Idee des liturgisch geprägten Raumes zum Kunstraum weiterentwickelt worden. „Kunst bewegt Menschen der unterschiedlichsten Art und Prägung. Die größte Freude im Rückblick auf die vielen Ausstellungen ist für mich, dass Kinder und Jugendliche regelmäßig den Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern durch Workshops und Meetings während der Ausstellungszeiten gefunden haben“, erklärt der Theologe. Der Kunstraum hat sich zu einer Schule des kreativen, spontanen und lebendigen Lernens entwickelt – nicht von ungefähr wurde die enge Kooperation mit dem Familienzentrum vom Kulturministerium Nordrhein-Westfalen positiv gewürdigt und ausgezeichnet. Weit über die Grenzen des Stadtteils, ja über die Stadt hinaus und auch in der Evangelischen Kirche im Rheinland hat sich der Kunstraum Notkirche zu einer „ersten Adresse“ alle Menschen entwickelt, die den Dialog von Kirche und Kunst schätzen.

Dank - vor allem auch an die vielen Helfer

Seit fünf Jahren ist der Kunstraum täglich in der Woche geöffnet. Ihm vorgeschaltet ist ein lichtdurchflutetes Kulturcafé, das die Menschen zu Begegnung und Dialog einlädt. „Neben den Künstlern gilt mein Dank deshalb vor allem auch all jenen engagierten Helfern, die in aller Treue die Vernissagen und manche Finissagen mit vor- und nachbereiten, die während der Öffnungszeiten Aufsicht führen und neugierigen Besuchern und Besucherinnen Auskunft geben“, sagt Werner Sonnenberg. „Mein Dank gilt meiner Frau Martina, die in den vielen Jahren Ideen und Konzepte mitentwickelt hat. Mein Dank gilt den Spenderinnen und Spendern, die regelmäßig mit ihrem Beitrag geholfen haben, den Kunstraum weiter zu entwickeln. Und mein Dank gilt nicht zuletzt den Sponsoren der ALLBAU-Stiftung und der Sparkasse Essen, die durch ihre Förderung anspruchsvolle Kunstausstellungen unterstützen. Mit 100 Ausstellungen ist noch nicht Schluss. Es geht weiter. Es macht Freude. Kommen Sie. Sie sind eingeladen!“

Die Rauminstallation „der runde Tisch“

Am Tag der Jubiläumsfeier inszeniert der Kölner Künstler Holger Hagedorn im Kunstraum Notkirche seine Rauminstallation „der runde Tisch“ – und auch die 101. Ausstellung wird Menschen berühren, irritieren und zum Blickwechsel einladen. Am „runden Tisch“ nehmen zwölf Personen Platz, elf eingeladene Gäste und eine Person aus dem Auditorium. Das Rund-Gespräch soll von den Erfahrungen, Sorgen und Perspektiven handeln, die Menschen mit dem Thema „Migration und Flüchtlinge“ verbinden. Auf der Gästeliste für das erste Rund-Gespräch um 15 Uhr stehen

Maram und Mohammad Al Jashi (Syrische junge Flüchtlinge),
Pfarrerin Dagmar Kunellis (Beauftragte für Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Kirche in Essen),
Martin Bock (Flüchtlingsberatung des Diakoniewerks Essen),
Thomas Römer (Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Essen),
Dr. Artur Nickel (Buchautor, „Von Fluchten und Wiederfluchten“),
Arnd Sauer (Leiter des Mehrgenerationenhauses – Wohngruppe für minderjährig unbegleitete Flüchtlinge),
Pfarrer Achim Gerhard-Kemper (ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen),
Dr. Martin Bock (Leiter der Melanchthon-Akademie in Köln),
Gerhard Maier (Vorsitzender des Flüchtlingsnetzwerkes Köln-Pulheim),
Pedro de Castro (Leiter des Kinderflüchtlingschores des Zeltdorfes Hamburger Straße Essen) und
Pfarrer Werner Sonnenberg (Kurator im Kunstraum Notkirche, Moderation).

Für die musikalische Gestaltung des Jubiläumstages sorgen Rainer Lipski (Klavier) und Norbert Hotz (Kontrabass) mit Rhythm & Blues, klassischem Jazz und gelegentlichen Perlen der Popmusik; zur Vernissage am Nachmittag wird außerdem der Kinderchor aus dem Flüchtlingsdorf Hamburger Straße (musikalische Leitung: Pedro de Castro) erwartet. Mit einer Jamsession (mit dabei: „Billis Boys“ aus Köln) klingt der Tag aus. Die Rauminstallation "der runde Tisch" kann bis zum 5. November dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr, sonntags von 11.30 bis 13 Uhr und nach vorheriger Vereinbarung mit Werner Sonnenberg, Telefon 0201 / 74 07 88, besichtigt werden. Dank einer Förderung durch die Sparkasse Essen und die Allbau Stiftung ist der Eintritt frei.

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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