"Free Solo" für Fleiter
Johannes Steffens ist Werbetexter, Moritz Fleiter ist Schauspieler, Akrobat, Pantomime , Tänzer - kurz: Folkwang Absolvent des Studienganges „Physical Theatre“. Beide sind am 7., 8. und 9. März im Maschinenhaus der Zeche Carl zu Gast und für „Free Solo“ mit dem Folkwangpreis ausgezeichnet worden.
Johannes Steffens und Moritz Fleiter sind nicht nur Bühnenpartner, sie sind auch privat besonders eng verbandelt, denn Moritz Fleiter ist Johannes Steffens. Er hat den Werbetexter ersonnen und ihn für sein Physical Theatre Stück fit und vorzeigbar gemacht. Anzug mit Krawatte und lila Hemd - die Werbebranche ist nicht nur kreativ, sondern auch stylisch. Man muss schon etwas darstellen, wenn man erfolgreich sein will - glaubt zumindest Johannes Steffens.
Moritz Fleiter begleitet Steffens Wunschdenken von der großen Karriere, den Traum vom großen Geld mit all dem, was sein Studiengang an der Essener Folkwang Universität der Künste ihm mit auf den Weg gegeben hat: Da wird der Schreibtisch zur Bühne, der Stuhl zum Chefsessel und das Regal zur Kletterwand.
„Free Solo“ - übrigens ein Begriff aus der Bergsteiger-Terminologie für die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel - greift ein bekanntes Thema auf: Im Laufe so mancher Karriere geht oft die Menschlichkeit verloren. Man verliert sich im Dickicht des Bürodschungels und hat mit merkwürdigen „Naturgewalten“ zu kämpfen: Macht, Korruption, Konkurrenzdruck.
Moritz Fleiter durchlebt Johannes Steffens Ängste und Sehnsüchte mit der Hingabe eines Schauspielers, der Wandlungsfähigkeit eines Pantomimen und der körperlichen Agilität eines Akrobaten. „An der Uni hatten wir viel Körpertraining und Bewegungsunterricht“, erklärt Fleiter, der das Stück bereits während des Studiums entwickelt hat.
„Ich habe aber schon in der Schule gemerkt, dass Theater mein Ding ist“, erklärt Fleiter, der als ehemaliger Waldorfschüler schon früh Talente entwickeln konnte. Seine Lehrer haben ihn stets gefördert und auch zuhause freute man sich immer über viel kindliche Kreativität. „Ich habe meine Familie mit Puppentheater und Zaubershows unterhalten“, erinnert er sich, „alle mussten zugucken!“ Mittlerweile kauft sich sein Publikum aus freien Stücken Karten für sein Programm.
Moritz Fleiter ist zwar im Essener Südviertel zuhause, doch von Berufs wegen viel unterwegs. Die nächste Produktion „Sternschnuppen“ führt ihn nach Düsseldorf in die Tonhalle. Beim Theater Total in Bochum war er schon dabei, ansonsten ist er deutschlandweit auf Tour.
Auch beim NORD ANZEIGER-Fototermin zeigt er seine Wandlungsfähigkeit: Die leere Maschinenhalle an der Zeche Carl belebt er leicht. Die alte Werksleiter an der Wand wird zur Kletterstrecke, an die er sich scheinbar mühelos in unzähligen Positionen hängt. Die Fotografin ist begeistert - gelernt ist eben gelernt. Verschiedene Gesichtsausdrücke anzunehmen und Stimmungen darzustellen ist für einen ausgebildeten Pantomimen ohnehin kein Problem, da klickt der Auslöser gleich mehrfach.
„Free Solo“ also für Moritz Fleiter zur Premiere am 7. März sowie am 8. und 9. März jeweils um 20 Uhr. Tickets unter Telefon: 0201 - 837 84 24.
Info:
Physical Theatre:
Der 1965 gegründete Studiengang an der Folkwang Universität der Künste ist die einzige staatliche Ausbildungsstätte für diesen Fachbereich in Deutschland. Hervorgegangen aus der Tradition des Mimischen Theaters hat der Studiengang eine Entwicklung von der Pantomime über das komödiantische Bewegungstheater zum Physical Theatre erfahren. Gelehrt wird die Fähigkeit, eigene Stücke zu entwickeln: Themen aufspüren, in Selbstständigkeit erarbeiten und aufführen. Wesentliche Ausdrucksmittel sind Bewegung und Gestik. (Quelle: Folkwang Uni)
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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