ENSEMBLE RUHR: VOR ORT
Wie klingt ein klassisches Streichsextett bei einem kühlen Getränk, auf Bierkästen als Sitzhocker oder neben einem Friseurwaschbecken hautnah bei den Musikern? Genau das erlebten am vergangenen Freitag und Samstag die Zuhörer des Ensemble Ruhr mit den Sextetten von Antonin Dvorak und Erwin Schulhoff.
Das Ensemble startete seine Kammermusikreihe „Ensemble Ruhr: Vor Ort“ in der Heavy Metal Disko Panic Room, im Friseursalon Kopfarbeit und in der Baustelle Schaustelle. Mit dieser Reihe realisiert das junge, professionelle Streicherensemble sein Vorhaben, an für klassische Musik ungewöhnliche Orte und direkt zu den Menschen zu gehen.
Die Musiker verstanden es, mit den sehr unterschiedlichen Werken an Konzertorten das Publikum zu begeistern, an denen vorher noch nie klassische Musik gespielt wurde. Daneben war das Ensemble zum wiederholten Male Gast beim Kulturpfadfest und schaffte es, in der Alten Synagoge das wandelnde Publikum zum Bleiben zu bewegen.
Antonin Dvoraks Sextett, das er in nur zwei Wochen komponierte, strotzt nur so vor musikalischen Einfällen und eingängigen Melodien. Mit großer Musizierfreude bescherte das Ensemble den Zuhörern den ein oder anderen Ohrwurm.
Auf den ersten Blick ohne Gemeinsamkeit verbindet den Tschechen A. Dvorak und den Deutschen E. Schulhoff ihre Geburtsstadt Prag und die Liebe zur slawischen Volksmusik. Dvorak, als Direktor des Prager Konservatoriums, erkannte das Talent des siebenjährigen Schulhoffs und förderte ihn. In seinem Sextett verarbeitete Schulhoff die grauenvollen Erlebnisse, die er als Soldat im 1. Weltkrieg sammelte. Die sechs Streicher ließen das Publikum an der Dramatik, der Melancholie, dem Farbenreichtum und an den tänzerischen Rhythmen dieses zu Unrecht lang vergessenen Werkes teilhaben.
Nach diesem gelungenen Auftakt freut man sich auf eine Fortsetzung dieser ungewöhnlichen Kammermusikreihe "Ensemble Ruhr: Vor Ort".
Antje Weltzer-Pauls, Ensemble Ruhr
Autor:Antje Weltzer-Pauls aus Essen-Nord |
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