Ein vernähtes Paradies auf 200 Quadratmeter
Drei Jahre lang nähte Eugen Bednarek, Ideengeber des Projekts ZKE (Zusammen Kunst Erleben), knapp 6.000 Stofffetzen zu einer großen Rauminstallation zusammen. Doch das Projekt ist nicht nur bloßes Recycling: Besuchern soll ein Einblick in das Paradies der Tiere gegeben werden.
In einer fleißigen Malschule entsteht zwangsläufig eine Menge Abfall. Das brachte Eugen Bednarek, Leiter der Malschule auf der Zeche Königin Elisabeth, im Jahr 2006 auf eine Idee: „Ich habe einzelne Stoffstücke, die zum Reinigen der Pinsel und Paletten benutzt werden, gesammelt“, eröffnet er. Eines Tages habe er dann begonnen, die mit Öl- und Acrylfarben verschmutzten Mallappen der Zeche zusammenzunähen. Daraus entstand die Ausstellung „Das vernähte Paradies oder szmaty taty“. Der polnische Untertitel der Rauminstallation, die den Ausstellungsraum in der Großen Galerie im Schacht Emil komplett ausfüllt, bedeutet dabei „Vaters Lappen“.
"Vielleicht findest du deine Unterhose"
Die verschiedenen Textilien, die in drei Jahren zusammen genäht wurden, bilden dabei die Leinwand, um ein Paradies der Tiere darzustellen. Die 200 Quadratmeter große Landschaft besteht jedoch nicht nur ausrangierten Bettlaken oder Tischdecken: „Vielleicht findest du auch deine Unterhose“, heißt es im Programmheft der Malschule. Nach der Fertigstellung der bis zu sechs Meter hohen Streifen ging es ans Malen: „Auch wenn diese Leinwand nicht auf einen Keilrahmen gespannt ist, wird sie nach den Grundregeln der Malerei genutzt.“ Mit Hilfe der Kunst falle es sehr leicht, sich utopische Zustände vorzustellen, so Eugen Bednarek.
„Ich habe in der Ausstellung an die Höhlenmalerei angeknüpft“, berichtet er. Aber auch Darstellungen, die an Kinderzeichnungen oder Comicfiguren wie Batman erinnern, seien zu finden. Doch das Paradies ist bedroht: So führe die spezielle Atmosphäre der Ausstellung die Zerstörung der Natur durch den Menschen und das Leid der Tiere vor Augen, sagt Eugen Bednarek und weist auf Falten, Löcher und Farbspuren hin, die sich quer durch die Installation ziehen. „Beinahe scheint es, als würde es zum Wesen des Menschen gehören, seine Umwelt zu verschmutzen“, meint er. In seinem nur scheinbar perfekten Paradies stelle er deshalb nur die Tiere dar.
Inspiriert habe ihn das epische Gedicht „Das verlorene Paradies“ von John Milton, das die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies schildert. Für ihn bedeute das Zusammennähen der lädierten Stoffstücke auch die Wiederherstellung des ursprünglichen Naturzustands. „Dadurch beinhalte die Ausstellung trotz des drastischen Inhalts auch eine große Hoffnung.“
Besucher werden Teil der Installation
Zur erstmaligen Wiedereröffnung der Ausstellung, die 2009 ihre Premiere feierte, gebe es auch wieder drei Live-Performances, so Eugen Bednarek. Dabei wird das Publikum in Frillendorf selbst Teil der Installation. Denn 60 Kostüme, die ebenfalls aus Mallappen angefertigt worden sind, stehen für die Besucher bereit, um ganz in das vernähte Paradies einzutauchen. Außerdem wird der Komponist Frank Niehusmann dabei elektronischen Klänge spielen. Daneben projiziert Oliver Friedrich weitere Tierbilder in die Installation hinein. Durch die Überlagerung der Bildebenen entstehe eine zusätzliche Tiefe des Raums.
Auch in einer Begleitausstellung, die zeitgleich mit der Rauminstallation gezeigt wird, spielen alte Stofflappen eine wichtige Rolle: Für „Mal Tiere“ spannte Eugen Bednarek Stoffstücke auf kleine Leinwände. Ausgehend von den Farbflecken sollten seine Schüler dann Tiere malen. Auf den etwa 150 Bildern sind neben klassischen Darstellungen von Pinguinen sowie Flamingos auch Fabelwesen wie Drachen zu erkennen. Nach Ende der Ausstellung können die Bilder erworben werden.
Die erste Live-Performance findet am Freitag, 7. März, um 20 Uhr in der Großen Galerie auf der Zeche Elisabeth statt. Daneben kann man auch am 8. und 9. März, jeweils 19 Uhr, Vorstellungen besuchen. Am Sonntag gibt es außerdem um 16 Uhr eine Aufführung für Kinder. Danach besteht noch vom 10. März bis zum 20. Juni 2014 die Gelegenheit, Rauminstallation und Begleitausstellung zu besuchen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird jedoch gebeten. Alle weiteren Informationen sowie Bilder unter: www.projekt-zke.de
Zeche Königin Elisabeth, Schacht Emil
Elisabethstr. 31, Essen-Frillendorf
Autor:Johannes Gläser aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.