Bewegender Auftakt von "150 Jahre Stinnes"
Zur heutigen Eröffnung der historischen Ausstellung „150 Jahre Stinnes“ hatte der Geschichtskreis Karnap ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Meine Frau und ich waren ab 14 Uhr da, um uns die Ausstellung anzusehen und etwas vom Programm mitzubekommen. Es gibt viel Sehenswertes zum Thema Grubenrettung in der Ausstellung zu sehen. So z.B. die berühmte Dahlbusch-Bombe, die im Mai 1955 aus Anlass eines Unfalls auf der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen binnen 5 Tagen entwickelt wurde.
In den Reaktionen auf altes Film- und Bildmaterial aber auch auf den singenden Ex-Bergmann Detlef „Magic“ Lauster wurde der berechtigte Stolz der Karnaper auf ihre vom Bergbau geprägte Geschichte deutlich. Eine Geschichte, die diesen kleinen Stadtteil so stark geprägt hat, dass die rigorose Auslöschung aller Zeugnisse dieser Geschichte durch eine geschichtsblinde, nur an Leuchttürmen interessierte Politik besonders ins Auge fällt.
Und genau deshalb hält sich die Freude vieler Karnaper über den hässlichen Klotz namens „Karnaper Neue Mitte“ doch arg in Grenzen, während der Verfall des Stinnes-Stadions oder des Karl-Matull-Hauses auf Unmut und Kritik stößt.
Das war alles sehr bewegend und wir bedankten uns herzlich bei Bettina von der Höh vom Geschichtskreis, die nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Reinhold Adam auch noch die Moderation übernehmen mußte.
Es ging bei dieser Veranstaltung keineswegs um Rückschau und Nostalgie nach dem Motto „Früher war alles besser“. Das machte besonders Detlef Lauster in mehreren Beiträgen zwischen seinen Liedern deutlich, in denen er an die kämpferischen Traditionen der Bergarbeiter erinnerte und deren Kämpfe gegen Zechenschließungen er in den 90er Jahren mit seinen Liedern unterstützt hatte.
Ich bin ohnehin der Meinung, dass die geplante Stilllegung des Bergbaus bis 2018 eine Fehlentscheidung ist, die kurzsichtigem politischen und profitorientierten Denken geschuldet ist. Wenn man bedenkt, dass andererseits Bergbau- und Energiekonzerne selbst im dicht besiedelten Deutschland gerne Schiefergas durch das extrem umweltschädliche Fracking gewinnen würden, fragt man sich, wie das zusammen passt. Interessant ist in dem Zusammenhang vielleicht, dass gerade unter den kohleführenden Schichten der heutigen Abbaugebiete große Mengen an Schiefergas vermutet werden. Solange Bergbau betrieben wird, kommen sie da nicht dran. Auch deshalb wohl die Eile, den Bergbau in Deutschland ganz platt zu machen.
Bergbau ist kein Auslaufmodell, denn Kohle wird nach wie vor gebraucht. Allerdings nicht, um sie zu verbrennen und damit den Umschlag in die Klimakatastrophe anzuheizen. Kohle hat eine Zukunft, z.B. im Umweltschutz (wo immer mehr Aktivkohle benötigt wird) oder für neue Werkstoffe. Hoffentlich geben die verbliebenen Bergleute ihre Arbeitsplätze nicht kampflos auf.
Übrigens: Die Ausstellung "150 Jahre Stinnes" läuft noch bis 27. September im Gemeindehaus der ev. Kirche, Hattramstr. 33 (Mo.-Fr.: 15-18 Uhr; Sa. und So. ab 14 Uhr)
Autor:Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord |
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