AZIS – Ausstellung der fotografischen Arbeit von Rosa Maria Rühling im kreuzer
„Wir haben länger überlegt, ob wir diese Arbeit im interkulturellen Zentrum kreuzer zeigen sollen“, erläutert Thomas Hartung, Leiter des Zentrums, „aber letztendlich hat die erzählerische Herangehensweise an dieses, gerade unter Migranten stark tabuisierte Thema überzeugt. Außerdem haben im Rahmen des Tandem Projektes der Jugendmigrationsdienst Essen und das Jugendhaus Coffee Corner gerade das Thema aufgenommen und bieten dienstags im Coffee Corner ein offenes Kaffee "open minded" an“. Der kreuzer selbst will neben den Sprachkursen und Beratungsangeboten in Ausstellungen, Konzerten, Diskussionsrunden und Theaterveranstaltungen hier geborenen und Zugewanderten immer wieder Anstöße geben, sich mit der gesellschaftlichen Realität auseinanderzusetzen.
Die Arbeit der 1983 in Göttingen geborenen und an der Fachhochschule Dortmund sowie an der Belle Arts Universitat de Barcelona ausgebildeten Fotografin Rosa Maria Rühling zur Stricherszene in Dortmund ist der sozialdokumentarischen Fotografie zuzurechnen und überzeugt durch ihren freien und subjektiven Gebrauch der Fotografie genauso wie durch die Relevanz des Themas. Die Idee für das Projekt hatte sie während ihres Kommunikationsdesign-Studiums in Dortmund. Dort lebte auch sie in einem Problemviertel und stieß auf ein Projekt der Aids-Hilfe Dortmund, das auf junge Männer aufmerksam machte, die meist wenig Bildung haben, überhaupt kein Deutsch sprechen und sich nicht anders zu helfen wissen, als ihren Körper zu verkaufen. Rühling ging mit den streetworkern in die Problemviertel und begleitete eine Gruppe türkisch-bulgarischer junger Männer fotografisch. Dabei konzentrierte sie sich auf den Kontrast zwischen dem starken sozialen Zusammenhalt der Menschen untereinander und der harten Realität ihrer Arbeitswelt.
„Es war schwierig ihnen klar zu machen, dass es kein Buch über sie ist, sondern mit ihnen.“, erzählt Rosa Maria Rühling von der Zeit in Dortmund. Ihr Projekt sei filmisch aufgebaut, der Betrachter gehe denselben Weg, den sie gegangen sei. Es gehe ihr weniger um die Prostitution als darum, wie die Menschen sind und wie sie dazu kamen, erklärte sie. Das Projekt soll auf die Situation der Jungs aufmerksam machen und ihnen die Möglichkeit geben sich auszudrücken.
Ausgezeichnet als „Beste bild.sprache“ des Jahres 2011, wurde die Arbeit 2012 aufgenommen in das pixelprojekt ruhr und 2013 ausgezeichnet von der Jury des „Bridges Fotoprojekt Zukunft Emscher“.
Autor:Thomas Hartung aus Essen-Borbeck |
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