Ausbau des Phänomania - Erfahrungsfelds: Das Experiment mit den Sinnen nun auch unter freiem Himmel
„Es geht darum, sich den eigenen Sinnen zugänglich zu machen und für sich selbst etwas zu klären“, sagt Alfred Hagedorn, langjähriger Mitarbeiter der „Phänomania“ in Katernberg.
Qualität statt Quantität
Auf den ersten Blick scheint die Erweiterung des Außenbereiches der Ausstellung „Phänomania - Erfahrungsfeld der Sinne“ nicht sonderlich zu dessen Vergrößerung beigetragen zu haben. Aber bei genauerem Hinschauen wird schnell deutlich, dass es sich weniger um eine quantitative, sondern um eine qualitative Erweiterung handelt. Die Ausstellung „Erfahrungsfeld“ kann seit 1996 im denkmalgeschützten Fördermaschinenhaus der Zeche Zollverein Schacht 3/7/10 an der Dornbuschhegge entdeckt werden. Im Mittelpunkt steht das bewusste Erleben der sinnlichen Wahrnehmung. An mehr als 80 Stationen im Außen- und Innenbereich können Besucher bestimmte Phänomene beobachten und auch selbst erzeugen. Seit dem Jahr 2006 ist auch „Phänomania“ ein Teil dieser Ausstellung, wobei es dort hauptsächlich um die Naturwissenschaft geht.
Der Außenbereich 2.0
Gerade im Außenbereich wird vor allen Dingen die körperliche Ebene angesprochen, wovon ich mich selbst überzeugen konnte. Als ich beim „Drehstein“ mit meiner ganzen Kraft das Objekt in Bewegung setze, zeigt mir der Mitarbeiter anschließend eine einfachere Methode indem er auf eine bestimmte Stelle des Steines permanent Druck ausübt. Mit ein wenig Geduld gelingt es ihm, den Stein mit nur einem Finger zu bewegen. Dabei soll das Prinzip der Massenträgheit spielerisch erfahren werden. Es läuft darauf hinaus, dass man entweder Zeit, Geduld oder Kraft aufwendet. Das Außengelände wurde in diesem Jahr um einige neue Experimentierstationen erweitert, welche den Platz direkt neben dem begehbaren Förderturm der Schachtanlage 3/7/10 der Zeche Zollverein dekorieren. An sonnigen Tagen ist es sogar möglich den Turm zu besteigen und sich an dem Ausblick über das Ruhrgebiet zu erfreuen.
Komplexes mit einfachen Methoden erklärt
Was allerdings viel interessanter ist, sind die Erweiterungen auf dem Boden. Bei den dort vorhandenen Experimenten werden mit simplen Methoden grundlegende Prinzipien aus dem Bereich der Naturwissenschaft anschaulich dargestellt. Es wird beispielsweise der Frage nachgegangen, wie es mit dem eigenen Gleichgewichtssinn auf der Balancierscheibe bestellt ist.
Auch bei der „Pfeiffenwippe“ kann ich eindrucksvoll ein Naturgesetz, nämlich das Prinzip von Ursache und Wirkung, erleben. Durch die Verlagerung des Gewichtes habe ich mit Hilfe hölzerner Wippbalken unterschiedliche Tonfolgen erzeugt. Insgesamt lassen sich auf diese Weise sechs Töne mit ganz unterschiedlichen Klangfarben produzieren.
Freude an der Natur
„Der Spaß soll natürlich im Vordergrund stehen“, erklärt Alfred Hagedorn, Mitverantwortlicher für die Betreuung der Besucher. Dieser Aussage wird der Außenbereich vollkommen gerecht, denn was auf den ersten Blick nach einer kurzweiligen Beschäftigung aussieht, entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als ein Programm, welches einen ganzen Nachmittag füllen kann. Wenn man sich einmal auf die vorhandenen Experimente einlässt, kann man viel über die Natur und auch die eigene Sinneswahrnehmung erfahren. Diese Experimente sind nicht nur was für Schulklassen, sondern richten sich an alle Altersgruppen, was auch konsequent genutzt wird. Natürlich wird von Seiten des Ausstellers ein gewisses Augenmerk auf die Zielgruppe der „Kleinen“ gelegt, denn es ist mittlerweile auch möglich, Kindergeburtstage im Außenbereich zu feiern. Besonders faszinierend ist für mich, dass ich gar nicht merke, wie schnell die Zeit beim Ausprobieren der verschiedenen Stationen vergehen kann.
Übung macht den Meister
Es ist natürlich möglich, das ganze Außenareal innerhalb von fünf Minuten zu erkunden, was allerdings nicht ratsam ist, denn die Experimente sind nicht von modernster Technik geprägt, sondern überzeugen durch ihr einfaches Prinzip. Genau das ist aus meiner Sicht der entscheidende Faktor, warum diese Ausstellung definitiv Spaß macht. „Das Ziel ist es, Reize zum Ausprobieren zu schaffen“, erörtert Hagedorn und genau das gelingt der Ausstellung vortrefflich, denn bei jeder einzelnen Station hat man den starken Wunsch, mindestens ein Dutzend Mal das Experiment zu wiederholen, nur um zu schauen, ob sich etwas verändert. Wer also dafür offen ist, einmal eine etwas andere Ausstellung zu besuchen und vielleicht zum ersten Mal, so wie ich, die eigenen Sinne bewusst wahrnehmen möchte, dem sei ein Besuch wärmstens ans Herz gelegt.
Fotos: Gohl
Autor:Marvin Grothus aus Gelsenkirchen |
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