Als Heinz das Waschbrett rockte: "Woogie" über seine "Boys 64"
Sie trugen den Titel „Essens beste Beatband“, standen mit den „Lords“ und Dave Dee, Dozy, Beaky, und Co. auf der Bühne. '69 war dann schluss! 2004 feierten die „Boys of 64“ nach 45 Jahren ihr Comeback. Längst sind sie die beliebteste Rock’n Roll Band im Essener Raum. Am kommenden Samstag, 17. September, rocken die Fünf in heutiger Besetzung ab 18 Uhr die Bühne beim Stadtteilfest Altenessen.
Wolfgang „Woogie“ Gronau, Gründungs- und einziges noch lebende Mitglied der Ur-Truppe erinnert sich, wie damals alles begann: „Ich war 17 und habe auf meiner ersten Gitarre bei der Borbecker CVJM-Jungschar Lieder begleitet“. Irgendwann kamen er und andere Jungs auf die Idee, „mit vier Männekes“ ein Band zu gründen. Der Jugendliche „Woogie“ hatte zuvor in einem Plattengeschäft den Song „Apache“ von den „Shadows“ gehört, das später eines der erfolgreichsten Instrumentalstücke der Musikgeschichte werden sollte. Er war vom Fleck weg fasziniert und kaufte sich die Scheibe. „Ich fand die Melodie toll und wollte das nachspielen“, erinnert sich der 71-jährige lächelnd. Glückliche Fügung war: „Keiner von uns Vieren konnte singen “, erzählt „Woogie“, seinerzeit Rhythmus- und nun Solo-Gitarrist, schmunzelnd. Und so spielte das Vierer-Kleeblatt - wie seine Idole die „Shadows“ - instrumental. In Anlehnung an einen Song der „Shadows“ nannte sich das Gespann „The Boys“. Gespielt wurde auf Akkustikgitarren – verstärkt über Lautsprecher eines Plattenspielers und eines Tonbandgeräts!
"Wir waren damals die einzige Instrumental-Band in Essen"
„Wir waren damals die einzige Instrumental-Band in Essen,“ berichtet Wolfgang Gronau nicht ohne Stolz. Denn Mitte der Sechziger gab es in Essen zwar bereits über 100 Bands. Aber: Alle spielten sie den Sound ihrer Idole nach und sangen dazu. Nach und nach wurde am Equipement nachgebessert: Erinnerten die ersten Instrumente - neben Schlaggitarren, Waschbrett und Kirmestrommeln - mehr an eine Skiffle-Gruppe, folgten später „echte“ Instrumente ihrer großen Beat-Idole. Auftritt folgte auf Auftritt, und die Jungs avancierten zu echten Stars der Essener Beatszene. Auf Publikumswunsch erweiterte die Band 1966 ihr Repertoire um Gesangsstücke, ein Sänger stieß dazu und: „Woogie“ kam endlich vom Bund wieder. Die Jahre 1967 und 1968 waren in der damaligen Zeit die erfolgreichsten: Nachdem die Band beim großen Essener Beatfestival im Jahr 1966 im Jugendzentrum noch den zweiten Platz belegte, schaffte sie 1967 den ersten Platz und durfte sich Essens beste Beatband nennen!
Weiteres Karriere-Highlight war eine große Beat-Session in Wesel - ein Beatfestival der Superlative - vom WDR mitgeschnitten. Außerdem durften die Boys in der WDR Sendung „Wir im Scheinwerfer“ auftreten und zur Klärung der Frage „Ist Beatmusik Hausmusik?“ beitragen. Hiernach folgten Wechsel der Besetzung und 1969 kam dann das Aus der Band! „Ich stellte meine Burns in die Ecke und vergrößerte meine Plattensammlung und meine Familie,“ erinnert sich Wolfgang Gronau. Die anderen machten derweil getrennt weiter Musik.
Schließlich überredete Charlie „Woogie“ 2004, die Band wieder auferstehen zu lassen, und auch die drei Anderen waren Feuer und Flamme. Im Jahr 2005 durften viele der alten Fans ihren Idolen aus den Sechzigern im „Bocholder Hof“ in Essen-Borbeck erneut zujubeln. Als Charly unerwartet verstarb, machten die Anderen trotzdem weiter! In neuer Besetzung feierte die Truppe schnell wieder Erfolge, benannte sich 2008 in „Boys of 64“ um und: avancierte zu einer der gefragten Live-Attraktionen in Essen und Umgebung. Sie treten auf bei Stadtteilfesten, beim Tanz in den Mai, auf Sommerfesten und natürlich immer wieder im Bocholder Hof. Nach weiteren Wechseln in der Besetzung - 2011 stieß Valentin Schmeltzer als lang ersehnter Keyboarder dazu und 2014 das „Sechziger-Jahre-Kind“ Helmut Gottschalk – bilden nun die Besetzung: Alfred Hebing (Schlagzeug & Percussions), Peter Gelsing (Sologitarre) und Peter Jansen (Gesang). Zum Band-Repertoire gehören weit über 100 Songs aus den 50ern, 60ern und 70ern. Rock’n Roll, Twist und Beat. Klassiker von den Beatles, Buddy Holly, Elvis Presley, Bee Gees, Rolling Stones, Chuck Berry und anderen mehr.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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