„Null Toleranz“: DVG geht konsequent gegen Gewalt, Vandalismus und Respektlosigkeit vor
Fahrgäste haben ein Recht darauf, sich in Bus und Bahn sicher und unbelästigt zu fühlen. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) toleriert daher keine Gewalt, keine Pöbeleien, keinen Vandalismus und keine Respektlosigkeit in ihren Fahrzeugen und an Haltestellen.
„Ab sofort werden wir noch konsequenter gegen entsprechende Taten vorgehen“, macht Klaus Siewior, Vorstandsvorsitzender der DVG, deutlich.
Deshalb setzt das Unternehmen ab dem 16. April auf seinen Linien zusätzliche Sicherheitskräfte ein, die Straftaten, Ordnungswidrigkeiten und Verhalten, das andere Fahrgäste oder das Fahrpersonal belästigt, unterbinden und gegebenenfalls zur Anzeige bringen werden.
„Wenn wir heute über Qualität im ÖPNV sprechen, dann stehen nicht mehr nur das Streckennetz und die Pünktlichkeit im Vordergrund. Ganz entscheidend ist hier das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste“, so Siewior. Kampagnen und Aktionen herkömmlicher Natur, im Sinne von ‚Schauen Sie nicht weg!’, funktionieren nicht mehr. Vielmehr müssen sich die Verkehrsunternehmen selbst der Probleme annehmen, im Zweifelsfall mit Unterstützung der Polizei.
Siewior: „Es ist nicht damit getan, Fahrgäste zum Handeln aufzurufen. Wir müssen handeln.“
Die DVG setzt daher auf eine „Null Toleranz“-Politik, um Verstößen und Fehlverhalten zu begegnen. Hierzu zählen unter anderem:
- Pöbeleien gegenüber Fahrgästen und dem Fahrpersonal,
- Androhung und Ausübung von Gewalt,
- Beschädigung von Fahrzeugen und Fahrzeugeinrichtungen,
- Beschmutzung des Fahrzeuginneren, zum Beispiel durch das Auflegen der Füße auf die Sitze oder durch Speisen und Getränke,
- lautes Musikhören.
„Wir werden grundsätzlich von unserem Hausrecht Gebrauch machen und entsprechende Personen umgehend der Fahrzeuge verweisen oder der Polizei übergeben“, betont Birgit Adler, Leiterin Verkehrsmanagement der DVG. Sie setzt dabei auf Kontinuität: „Die Aktion wird nicht von heute auf morgen zum Erfolg führen. Aber sie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.“
Die Sicherheitsteams werden dabei sowohl in Schwerpunktbereichen als auch im gesamten Liniennetz eingesetzt. „Wir werden nicht immer an jedem Ort sein können. Aber die Botschaft ist klar: Zu jeder Zeit ist damit zu rechnen“, erläutert Siewior die Strategie. Außerdem werden die Teams nicht nur in Dienstkleidung unterwegs sein, sondern auch in zivil. „Damit wollen wir dem Gewöhnungseffekt begegnen“, ergänzt Adler.
Siewior geht davon aus, dass die Kunden der DVG die Aktion überwiegend gutheißen und unterstützen werden: „Natürlich sind wir uns der Sensibilität, die ein Einsatz von Sicherheitskräften mit sich bringt, bewusst. Es ist aber an der Zeit, Grenzen aufzuzeigen und sich nicht von einigen wenigen belästigen zu lassen, die nicht willens sind, sich als Teil der Sozialgemeinschaft zu verhalten.“
Die sinkende Hemmschwelle und Eskalationsbereitschaft sieht der DVG-Vorstandsvorsitzende nicht als lokales Phänomen: „Vielmehr wird der ÖPNV in allen großen deutschen Städten mit dieser Situation konfrontiert.“
Informationskampagne spricht Zielgruppe an: „Bleib cool – zeig’ Respekt!“
Begleitet werden die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen durch eine breit angelegte Informationskampagne. Plakate und Flyer machen deutlich, dass die DVG „Null Toleranz“ gegenüber Gewalt, Vandalismus und Respektlosigkeit in Bus und Bahn zeigt. „Dabei richten wir uns gezielt an Jugendliche, da diese Gruppe immer wieder auffällig wird“, erklärt Siewior.
Die Anrede erfolgt entsprechend zielgruppengerecht mit Botschaften wie „Mach doch keinen Stress! – Bleib cool – zeig’ Respekt!“. Zusätzlich geht die DVG in Kürze mit einer Internetseite zur Kampagne online (www.bleib-cool.info), auch folgen Aktionen im Social Media-Bereich.
Auch Zivilcourage ist wichtig
Die DVG bittet auch Fahrgäste, die sich in den Fahrzeugen oder an Haltestellen unsicher oder belästigt fühlen, sofort das Fahrpersonal oder die Sicherheits- und Servicemitarbeiter des Verkehrsunternehmens zu informieren. Dies gilt auch, wenn man Zeuge von gewalttätigem oder belästigendem Verhalten gegenüber anderen Personen wird. In den Straßen- und Stadtbahnen stehen hierzu in jedem Wagen Notrufsprechstellen zur Verfügung, über die der Fahrer informiert werden kann.
Ähnliche Notrufsprechsäulen gibt es auch in den U-Bahnhöfen, über die die Leitstelle der DVG erreicht werden kann. Die Mitarbeiter der Leitstelle können direkt über eine eigene Telefonverbindung die Polizei benachrichtigen, sodass diese so schnell wie möglich den Ereignisort erreicht. In den Bussen kann der Fahrer direkt angesprochen werden. Fahrgäste können natürlich auch mit ihrem Handy die Polizei unter der Notrufnummer 110 verständigen, wenn sie Gewalt- oder andere Straftaten beobachten.
Siewior:„Zivilcourage ist wichtig, aber niemand soll sich selbst in Gefahr begeben.“ Die DVG rät daher zu folgenden sechs Verhaltensregeln:
1.) Hilfe organisieren über Notrufeinrichtungen oder telefonisch unter 110.
2.) Andere aktiv zur Mithilfe auffordern.
3.) Genau beobachten und Tätermerkmale einprägen.
4.) Helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben.
5.) Um die Opfer kümmern.
6.) Sich als Zeuge zur Verfügung stellen.
Neben dem verstärkten Einsatz von Sicherheitskräften rüstet die DVG ab dem Herbst schrittweise auch ihre Busse und Bahnen mit Videoüberwachung aus. Diese soll zur Abschreckung, aber auch zur Überführung von Tätern beitragen. Bereits jetzt sorgen rund 300 Kameras für mehr Sicherheit an Haltestellen im Duisburger Stadtgebiet.
Hintergrund: Präventionsmaßnahmen mit der Polizei
Die DVG setzt auch gezielt auf die Prävention von unerlaubten Handlungen und gibt gemeinsam mit der Polizei Hilfe, wie man sich bei Übergriffen verhalten soll. So bildet die DVG in Kooperation mit der Polizei und Duisburger Schulen seit 2002 sogenannte Bus-Coaches aus.
In einem einjährigen Lehrgang lernen 13- bis 15-jährige Schülerinnen und Schüler in Rollenspielen den Umgang mit Konfliktsituationen. Ihr Wissen sollen sie dann an andere Mitschüler weitergeben und bei Konflikten zwischen Kindern und Jugendlichen in Bus und Bahn schlichtend eingreifen.
„Die Bus-Coaches sollen auf Augenhöhe mit den Jugendlichen vermitteln und helfen, Konflikte zu vermeiden oder diese nicht eskalieren zu lassen“, erklärt Siewior. „Schülerinnen und Schüler, die gelernt haben, Konfliktsituationen gewaltfrei zu lösen, entwickeln ein anderes Selbstbewusstsein und lernen fürs Leben.“
Ein weiteres Angebot von DVG und Polizei ist das Sicherheitstraining für Fahrgäste, das beide Partner seit Ende 2010 durchführen. Experten informieren über Techniken und Methoden zum Umgang mit kritischen Situationen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei zeigen sie, wie man anderen helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Die Fachleute stellen Sicherheitseinrichtungen vor und präsentieren in Rollenspielen erfolgreiche Verhaltensstrategien.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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