Nachbetrachtung Rosenmontagszug
Wir schreiben das Jahr 2016. Eigentlich ist Karnevalszeit, mit Frohsinn, Feiern und verkleideten Menschen. Doch wieder einmal ist alles anders. Die Organisatoren haben den Karnevalszug abgesagt! Nicht, daß es mir Karnevals-Mitläufer zustehen würde, diese Entscheidung zu kommentieren. Sie wirft bei mir aber diverse Fragen auf.
1) Die Vereine haben viel Arbeit, Zeit und Material in den ausgefallenen Zug investiert. Entschädigt sie jemand dafür?
2) Wäre es wirklich nicht möglich gewesen, die Veranstaltung hinsichtlich Uhrzeit oder Tag zu verschieben?
3) Wie seriös sind die quasi amtlichen Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes? Vergleicht man die Wetterwarnungen mit dem tatsächlichen Wettergeschehen, drängt sich schon ein wenig der Verdacht auf, daß übertrieben wird.
4) Der Februar ist faktisch ein Wintermonat. Auch wenn wir eine Klimakatastrophe vorgegaukelt bekommen, muß in dieser Zeit immer mit Kälte, Niederschlag (Regen, Schnee, Eisglätte) und Wind gerechnet werden. Warum wird ein Karnevalszug nicht diesen klimatischen Bedingungen angepaßt - z. B. keine großformatigen Wagen, mehr Fußtruppen?
5) Viele Deutsche sind nicht karnevalistisch angehaucht. Viele Zuwanderer kommen aus Regionen, in denen Karneval völlig unbekannt ist. Man kann schnell den Eindruck gewinnen, daß die zumindest die organisierten Karnevalisten in der Minderheit sind. Gibt es alternative Organisationsformen zu Karnevalszügen?
6) In Schulen ist Rosenmontag unterrichtsfrei. Geschäfte haben nachmittags geschlossen. Die Müllabfuhr ist um einen Tag verschoben, gleichzeitig werden die Damen und Herren, die den Müll und Dreck der aktiven Karnevalisten wegräumen, noch nicht einmal individuell mit einem Karnevalsorden als Dankeschön ausgezeichnet; bekommen die Vereine die Dienstleistungen der Wirtschaftsbetriebe eigentlich in Rechnung gestellt? Ämter wie Stadtbücherei, Volkshochschule, Universitätsbibliothek, Arbeitsamt, Jobcenter und Deutsche Rentenversicherung sind an Rosenmontagen in der Regel geschlossen; rechtfertigt ausfallendes Brauchtum wirklich einen solch massiven Eingriff in das öffentliche Leben?
7) Das karnevalistische Festzelt auf dem Parkplatz vor dem Rathaus war faktisch nichts als ein lauter Störfaktor. Am Tulpensonntag war um 17 Uhr eine durchaus gelungene und hörenswerte Kanzelrede zum Thema "Humor und Bibel". Diese kirchliche Veranstaltung war dermaßen überfüllt, daß es - trotz Nachbestuhlung - nicht genügend Sitzplätue für die vielen Besucher gab. Welch´ ein Kontrast zu der Party-Veranstaltung! Keine Fahrgäste bei den Karussels, kein Gedränge vor den Bierständen - und aus dem eigentlichen Festzelt drang nur laute Musik, die in der Kirche nur als störend und lästig empfungen werden konnte. Wer so gegen 18.30 Uhr auf dem Heimweg (beispielsweise zu einer Straßenbahnhaltestelle) war, wird selbst auf der Königstraße, geschweige denn auf der der Partymeile, kaum jemanden angetroffen haben. Was bei dem dunklen, kalten und windigen Wetter nicht weiter verwunderlich ist. Viele Leute bereiten sich da lieber vor dem heimischen Fernseher auf die kommende Arbeitswoche vor. Lieber Veranstaltungsorganisator: Professionell sieht anders aus.
8) Ist Sauberkeit nicht ein Thema im Duisburg 2027-Projekt? Was tragen Karnevalisten dazu bei?
Um einem Mißverständnis vorzubeugen: Ich möchte hier den Karneval nicht grundsätzlich verdammen. Was bleibt aber, wenn mir das Vergnügen, einen Rosenmontagszug live erleben zu dürfen, geraubt wird? Faktisch nur Langeweile. Die Alternative, etwas beruflich tun zu dürfen und zu können, ist durch einen Tags Zwangsurlaub zunichte gemacht worden. Getreu dem Grundsatz "Wie du mir so ich dir" kommt mir als kirchlich orientiertem Menschen der Gedanke: Uns Christen ist der Buß- und Bettag als gesetzlichem Feiertag genommen worden. Also verbiete ich in den kommenden Jahren auch die Rosenmontagszüge. Arbeitgeber und Sozialversicherung werden sich freuen. Helau!
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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