Drei Mal "R" - wie Regenbogen

Regenbogen
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R wie Respekt – R wie Regenbogen – R wie rot

In der Schreibschrift sieht das große R künstlerisch aus. Es ist nicht ganz so weich wie das B, doch durch seine pralle Rundung oben und das gerade Beinchen unten wirkt es auf mich nicht nur elegant, sondern ebenso standfest, obwohl man es auch gut rollen kann.
Gerade das R bereitet der Zunge eine Menge Arbeit. Beim Rollen muss sie schon seltsame Bewegungen vollbringen. Wie die italienischen oder brasilianischen Fußballreporter das da hinten im Hals hinkriegen, ist mir ein Rätsel. Beim englischen R habe ich den Eindruck, dass man am besten noch eine heiße Kartoffel dazu unter die Zunge legt, und wie die Schweden ihr R hinkriegen, werde ich wohl auch nie verstehen.

Wie alle Buchstaben des Alphabets ist das R sächlich, obwohl das Wort Buchstabe an sich ja männlich ist. Der Folgebuchstabe beim R ist immer ein Vokal.

In der deutschen Sprache finden sich eine Menge schöner Wörter, die mit R beginnen. Ich denke da zum Beispiel an Rose und Ruhe oder Regen. Reh, Rentier und Rabe gefallen mir gut. Auch Reigen ist ein schönes Wort oder Reisig.
Wir rennen, reisen, rodeln, rutschen, rumpeln und riechen. Frauen heißen Renate, Ruth, Regina. Aus dem Struwwelpeter kennen wir den fliegenden Robert, Shakespeare hat uns Richard III näher gebracht und ein jeder von uns hat einen Ralf oder Rainer in seinem Bekanntenkreis.

Ich habe jedoch drei Begriffe mit R ausgesucht, zu denen ich eine besondere Beziehung habe und die auf den ersten Blick nichts gemein haben.

RESPEKT =
„Achtung, Ehrerbietung, Ehrfurcht, Scheu“
So steht es geschrieben in meinem Knaurs Lexikon aus den 70er Jahren.

Respekt hat man vor jemandem. In meiner Kindheit hatte man ihn zu haben vor dem Pastor, dem Lehrer oder vor dem Arzt. Der Begriff Scheu passte da am ehesten bei mir, verbunden sogar mit Angst. Die sogenannten Respektspersonen waren streng, unnahbar und bestimmend. Widerworte oder eigene Meinung zwecklos. Schon damals fehlte mir jegliche Einsicht für solches Verhalten. Respekt, ein Wort mit negativem Einschlag.

Mit der Zeit jedoch bekam es eine völlig andere Bedeutung, verwandelte sich in einen positiven Begriff. Ich begann, Menschen mit Respekt zu begegnen, die andere Meinungen zuließen, die Dinge taten, die mir imponierten. Respekt kann man auch zollen. Ein schöner Ausdruck. Ich begriff, dass man mir schon früh beigebracht hatte, jeglichem Leben Respekt zu zollen, also nicht nur dem Menschen, sondern auch den Tieren oder den Pflanzen.
Nachdem das kleine Mädchen auf der Wiese wahllos Gänseblümchen abgerissen hatte, erklärte die Mutter ihm, dass auch Gänseblümchen Lebewesen sind und dass es ihnen weh tut, abgerissen zu werden. Vielleicht mache ich mir deshalb noch heute nichts aus gekünstelten Blumensträußen von Floristenhand, eher reizt mich das Pflänzchen am Wegesrand.
Respekt auch vor dem Alter – dass man als Schüler in Bus und Bahn den Platz für ältere Menschen frei macht, wurde uns damals vermittelt. Bis heute habe ich es beibehalten..
„Ich hab' Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren“ - sang Camillo Felgen in den 60ern und drückte damit seine Hochachtung vor Erfahrung und Alter aus.
Respekt vor dem Partner, vor den Eltern, vor den Arbeitskollegen, aber auch vor Kindern, sie einfach ernst nehmen, Respekt vor dem verwirrten Mann im Heim oder vor dem Obdachlosen auf der Straße, ist das immer gegeben?
Respekt erweisen - nicht nur den Lebenden, auch den Toten. Friedhofsruhe, Stille bei Beerdigungen – heutzutage bröckelt das immer mehr ab.
Ist fehlender Respekt eine Erscheinung unserer schnelllebigen Zeit? Mangelt es an Gefühl? Ist die Achtung des Menschen vor dem Menschen und anderem Leben verloren gegangen?

REGENBOGEN =
„Lichterscheinung, die sich auf einem Vorhang niedergehenden Regens in Form von einem oder mehreren konzentrierten Kreisbögen zeigt, deren Mittelpunkt im sogenannten Gegenpunkt der Sonne liegt. Von diesem sieht man den Hauptregenbogen, der innen violett und außen rot gefärbt ist, unter einem Winkel von 42°, den Nebenregenbogen unter einem Winkel von 51°. Sowohl beim Hauptregenbogen als auch beim Nebenregenbogen können sich an das Violett weitere Regenbögen anschließen. Regenbögen entstehen durch Brechung und Spiegelung des Sonnenlichts in den Regentropfen, wobei das Sonnenlicht in sein Spektrum aufgelöst wird; je nach Größe der Regentropfen ist der Regenbogen mehr oder wenig farbenprächtig.“

Eine komplizierte Erklärung für eine wunderbare Erscheinung. Wir haben damals einfach nur gelernt, wenn es regnet und die Sonne kommt heraus, dann gibt es einen Regenbogen. Und diese schlichte Regel hat sich nicht verändert. Noch heute renne ich von einem Fenster zum anderen um den Regenbogen zu finden, wenn Sonne und Regen aufeinander stoßen, und bin bei seinem Anblick noch genau so begeistert wie früher. Faszination Regenbogen, ich genieße ihn ohne jemals den physikalischen Zusammenhang verstanden zu haben. Meist habe ich auch die Kamera zur Hand und in meinem Fundus gibt es eine Menge Fotos des imposanten Naturereignisses. Regenbogen über dem Nachbarhaus. Regenbogen über dem Garten. Regenbogen aus dem Büro fotografiert.
Unübertroffen und unvergesslich der Flug mit dem Wasserflugzeug über den Inari-See in Nordfinnland in den Regenbogen hinein. Vor lauter Aufregung vergaß ich auf den Auslöser zu drücken. Aber dieser Anblick bedurfte keines Fotos. Er hat sich auch ohne eingebrannt.

Der Kindergarten in unserem Stadtteil heißt Regenbogen. Die Kinder die ihn besuchen, nennen sich Regenbogenkinder.
Viele Selbsthilfegruppen und soziale Projekte haben den Regenbogen in ihrem Namen und als Logo.
In vielen Liedern wurde er besungen. „Somewhere over the rainbow“, eines der bekanntesten Lieder der 30er Jahre.
Und Silijos Regenbogentext – wer ihn liest, vergisst ihn nicht.
Ob Judy Garland, Silijo, Gitte oder Bushido, es geht immer um die Sonne, die nach dem Regen wieder scheinen kann.

ROT =
„Rot ist der Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, dessen Maximum im Wellenlängenintervall oberhalb 600 m liegt.“

Nicht, dass das Rot meine Lieblingsfarbe sei, ich habe keine Lieblingsfarbe.
Jedoch mag ich rote Schuhe. Hans Christian Andersen hat ihnen sogar ein Märchen gewidmet.
Rot sind die Lippen und man soll sie küssen, so hat es uns Cliff Richard erklärt. Rot ist auch der Wein, und den verachte ich nicht.
Früher tranken wir Rotbäckchen, auch heute noch gelten die roten Kinderbäckchen als Zeichen von Gesundheit.
Rot ist die Partei und Zahlen können es auch sein.
Rot reimt sich auf tot.
Wäre in Gerhard Soks Geschichte die Katze nur grau anstatt rot gewesen, vielleicht lebte sie heute noch.
Rote Haare sind so umstritten wie attraktiv. Rot ist der Mund.
Blut ist rot.
Die Sonne versinkt bei Capri im Meer wenn sie rot ist und vor dem Roten Hahn fürchtet man sich.

Rot ist die Liebe.

Und da schließt sich der Kreis. Wer Natur und Menschen liebt, zollt ihnen Respekt.

Und Rot ist auch eine Farbe im Regenbogen.

Möge den Regenbogenkindern seine Schönheit nie versagt sein.

Autor:

Birgit Schild aus Düsseldorf

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