Urlaubsregion St. Johann in Tirol

Bilderbuch-Landschaft, Bergbau-Tradition und Freiheitskampf

Sie ist keine Prominenten-Hochburg wie die mondäne „Gamsstadt“ Kitzbühel. Ihr Nachbarort St. Johann im Tiroler Unterland glänzt jedoch mit anderen Vorzügen: Schöne und familienfreundliche Skigebiete, eine lebendige Kneipenszene, viel Geschichtliches in der Umgebung und eine reizvolle, naturbelassene Winterwunder-Welt.

Ob es den ungezogenen Priestern im 18. Jahrhundert gelang, ihre moralischen Verirrungen halbwegs abzubüßen, ist nicht überliefert. Doch eines lässt sich 200 Jahre später vermuten: Deren Aufenthalt in der Besserungsanstalt in St. Johann sorgte bestimmt für eine Erbauung des Gemüts, wenn nicht gar für ein erhebendes Gefühl, in solch einer ansprechenden Umgebung vorübergehend logieren zu können.

Die kirchliche Korrektionseinrichtung ist zwar längst außer Betrieb (heute beherbergt es das sehenswerte Heimatmuseum), der Bilderbuch-Charme der Marktgemeinde im Tiroler Unterland hat allerdings nichts von ihrer Anziehungskraft verloren: Sommers wie winters zieht es Aktivsportler wie Ruhesuchende in den Ferienort der Kitzbüheler Alpen und in die angrenzende Region der Wilden-Kaiser-Welt.
Während das Gebirgsmassiv und die imposante Kulisse für die TV-Produktion „Der Bergdoktor“ vielen als traditionsreiches Kletterrevier gilt, bleiben wir auf dem Boden und nutzen das weite Betätigungsfeld eines Urlaubs im Schnee für unsere „Adrenalinkicks“.

Nach der stressfreien und ökologischen Zug-Anreise braucht’s nur ein paar Minuten Taxifahrt, bis wir vom Bahnhof in unserem Feriendomizil ankommen – dem vor einigen Jahren neu gebauten Komforthotel Kaiserfels, mit fußläufigem Zugang zu den umliegenden Pisten und Loipen, also dem idealen „Homebase“ für relaxte, sportive und somit stimmig-gemütliche Urlaubsstunden.
Gleich nach der Ankunft lockt uns die tief verschneite Alpen-Romantik hinauf auf die Kuppe der über 1600 Meter hohen Harschbichlalm, höchster Punkt im Skigebiet St. Johann, gelegen auf der Nordseite des schneesicheren Kitzbüheler Horns. Von hier geht der Blick auf das funkelnde Massiv des Wilden Kaisers und über die schönen, breiten Abfahrten der über 40 Pistenkilometer.
Bei strahlender Sonne schnallen wir die Bretter unter und schwingen in entspanntem Tempo auf unserem ersten „Schneeritt“ den Hang mit seinen gut präparierten, breiten Slopes (zudem wenig überfüllt) gen Oberndorf hinunter, einem pittoresken, beschaulichen Ferien-Dörfchen – mit bedeutsamer Wirtschaftshistorie: Auf unserer kleinen Runde zu Fuß – zuvor gab es noch einen Abstecher ins Traditionsgasthaus Dorfwirt (das älteste im Ort) –, durch den gemütlich-bäuerlichen Ort wandeln wir auf den Spuren des einst blühenden Kupferbergbaus und Franz Beckenbauers, der hier über 20 Jahre sein Domizil zwischen sanften Hängen und plätschernden Bächlein hatte.

Gemächlicher gehen wir den nächsten Ferientag an: Im Leukental, östlich des Wilden Kaisers und im Flussgebiet der wilden Großache, sind wir mit Josef Astl, einem hiesigen Bergwanderführer an der Dorfkirche verabredet. Nach einer kurzen Einweisung geht‘s mit dem Einheimischen und einer kleinen Gruppe los – auf die dreistündige Sonnseitwanderung, die mehrmals in der Wintersaison als geführte Erlebnistour gebucht werden kann und ganz und gar für ein entschleunigtes Natur-Erleben sorgt. Unterwegs gibt es etliche Zwischenstopps – kulinarischer und lokalhistorischer Art: In der Streusiedlung Gasteig decken wir uns kurzerhand in der Käserei Wilder Käser mit mehreren Spezialitäten ein, dem kleinen und großen Stinker (der erste ein milder Camembert, der zweite ein deftiger Alpen-Weichkäse). Danach streifen wir das Jagdschlössl, einer der Feinschmecker-Adressen in der Umgebung mit eigenem Jagdrevier (die Küche ist darauf ausgerichtet) und einem 300 Jahre alten, renovierten Bauernhof, in dem sich die harte Existenz der einstigen Talbewohner widerspiegelt, gibt uns Josef Astl Einblick in die damaligen Lebensbedingungen.

Nach einer kurzen Stippvisite auf dem Gut Kramerhof, wo wir uns an deftiger Tiroler Hausmannskost laben, stapfen wir zurück auf einem gespurten kleinen Pfad, vorbei an Gehöften, eingebettet in kompakte „Schneemassen“, bis wir nach Chirichdorf, dem Start unserer Tour, munter gelaunt und körperlich frisch aufgetankt zurückkehren. Noch bleibt ein wenig Zeit, in die lange Geschichte des Bergbaudorfs einzutauchen, in dem römische Überreste aus dem 3. Jahrhundert nachgewiesen sind und die Ereignisse des Tiroler Freiheitskampfes Anfang des 19. Jahrhunderts den Ort stark in Mitleidenschaft gezogen haben, danach entspannen wir ausgiebig im großzügigen Wellness-Spa-Bereich unserer gemütlich-modernen Herberge.

An den restlichen beiden Tagen genießen wir unsere sanften Wintersport-Aktivitäten in vollen Zügen, umgeben von funkelnd weißen Berggipfeln inmitten eines weiten offenen Talbodens, verschneiten Seitentälern in sattem Tannengrün und in ständiger Begleitung von Knirschen frischen Schnees unter den Füßen, gepaart mit schönen Abend-Ausklängen im wirklich hübschen St. Johann. Das 10 000-Einwohner-Städtchen hat sich seinen alpenländischen Charme bewahrt, zeigt sich bei unserem Bummel in seinem historischen Zentrum mit farbenfrohen Lüftlmalereien, netten Gassen und einer prächtigen Barockkirche am Marktplatz, in deren Schatten wir eine weitere Sternstunde unseres Urlaubs erfahren dürfen: Den stimmungsvollen Weihnachtsmarkt mit seinen putzigen Buden und Ständen und allerlei originellen Geschenksachen, denen wir nicht widerstehen können, sie als kleine Erinnerungsstücke eines harmonisch gestrickten Kurztrips mit ins Gepäck nach Hause zu nehmen.

Text und Fotos: Daniel Basler

Nähere Auskünfte zur Urlaubsregion St. Johann in Tirol, deren Ski- und Langlaufgebieten und Ferienorten sowie Ausflugszielen finden sich unter: www.kitzalps.cc, www.tirol.at, www.kitzbueheler-alpen.com, www.st.johann.tirol und www.wilderkaiser.info