Im heutigen Heimathaus stand einst das erste Telefon in Mengede
Bewegte Geschichte
Nach langer Corona-Zwangspause kehrt das öffentliche Leben zurück in das Heimathaus des Heimatvereins Mengede. Grund genug für die Dortmunder Denkmalbehörde, das ehrwürdige Haus zum "Denkmal des Monats" zu erklären.
Wie Urkunden bezeugen, stand bereits 1666 an dieser Stelle das älteste Gasthaus Mengedes - allerdings in einem Vorgängerbau. Das heutige Fachwerkgebäude wurde vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Zusammen mit weiteren Fachwerkhäusern aus dieser Zeit bildet es einen Kreis um die romanische Remigiuskirche.
Historischer Ortskern
Abseits des heutigen Mengeder Zentrums findet man hier einen der am besten erhaltenen historischen Ortskerne Dortmunds. Als ursprüngliches Gasthaus hatte das heutige „Heimathaus am Widum“ besondere Funktionen: als Treffpunkt, Postkutschenstation und es war sogar mit einem ersten öffentlichen Telefon, einer sogenannten "Gasthofsprechstelle" ausgestattet. Als die letzte Gastwirtin keine Nachfolge finden konnte, fand 1996 eine lange Tradition ihr Ende. Zwischen 1997 und 2009 nutzte die Räume das Eltern-Kind-Haus Regenbogen. Nach drei Jahren Leerstand vermietete der neue Eigentümer das Haus 2012 an den Mengeder Heimatverein.
Wieder instand gesetzt
War das Haus außen immer wieder in Stand gesetzt worden, unter anderem durch den Austausch schadhafter Gefachhölzer oder die Erneuerung von Holzfenstern und Teilen des Dachs, so wartete im Inneren auf die Mitglieder des Heimatvereins viel Arbeit. Rückbauten wie die Entfernung von Zwischenwänden und Verkleidungen aus Gipskarton oder von PVC-Bodenbelag erforderten den Einsatz vieler Helfer. Heute vermittelt der Gastraum auch durch seine Einrichtung wieder das Bild eines alten Traditionslokals. Nicht nur Veranstaltungen und gemütliche Abende des Heimatvereins finden hier statt. "Auch kleineren Vereinen, die sonst keine andere Möglichkeit haben, geben wir Obdach für ihre Versammlungen", so der Vorsitzende des Mengeder Heimatvereins Hans-Ulrich Peuser.
Dachboden-Funde
Inzwischen hat der Heimatverein das Gebäude, das er 2022 auch als Eigentümer übernehmen wird, intensiv erforscht. So wurde auf dem Dachboden hinter abgestellten Dingen aus vielen Jahrzehnten eine Räucherkammer entdeckt, zu der eine Tür mit kleinem Fenster führte. Selbst die alten Fleischhaken und Ketten an den Wänden sind noch vorhanden. An anderer Stelle gibt es einen kleinen Raum, vermutlich eine Gesindekammer, deren Decke mit angenagelten Lederstreifen notdürftig wasser- und staubdicht gemacht wurde. Um diese Räume sowie den ursprünglichen Bierkeller und das Treppenhaus sachgerecht zu sanieren und mit historischen Exponaten für Besucher erlebbar zu gestalten, war man auf den Einsatz verschiedener Handwerker aus der Region und entsprechende finanzielle Förderung angewiesen.
Heimat-Zeugnis-Programm
Die zuständige Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung Ina Scharrenbach persönlich überbrachte einen Scheck über 130.000 Euro aus dem Förderprogramm "Heimat-Zeugnis" des Landes Nordrhein-Westfalen, der 90 % der Kosten abdeckt. Stolz ist der Heimatverein darauf, dass alle Arbeiten noch in den nächsten Monaten erledigt sind und die Fördermittel schon ein Jahr eher abgerechnet werden können. Weitere Arbeiten warten in der Zukunft: Wenn eine der beiden vermieteten Wohnungen im Haus frei wird, soll sie saniert und historisch eingerichtet werden, um als Musterwohnung das Leben in vergangenen Zeiten zu veranschaulichen.
Autor:Lokalkompass Dortmund-West aus Dortmund-West |
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