Krippenbauer: Ein Architekt für Jesus
Kasper, Melchior und Balthasar stehen vor einem großen Prunkzelt, ein offenes Feuer erhellt die gesamte Szenerie. Hirten stehen auf ihrem Feld, dahinter der Aufgang zu den Bergen von Bethlehem. Zahlreiche Tiere beobachten, wie glücklich Maria und Josef über die Geburt ihres Sohnes sind. Und das alles mitten im Wohnzimmer von Hans und Bärbel Krontal.
Hans Krontal ist jetzt 77 Jahre alt und feierte kürzlich mit seiner zwei Meter langen, selbstgebauten Krippe Silberhochzeit.
Seine Frau Bärbel teilt seine Leidenschaft für das Weihnachtsfest und hat ihren Mann immer tatkräftig unterstützt und geholfen, die Krippe zu dem Gesamtkunstwerk zu machen, was es heute ist. Darum feierte gebürtige Lütgendortmunder mit Bärbel auch schon Goldene Hochzeit. An ihr hat er ja auch schließlich noch nie etwas ausgesägt. „Nur an meinen Nerven vielleicht“, lacht die 75-Jährige. „Wenn er mal wieder stundenlang gewerkelt hat und keine Zeit für mich hatte. Nein, im Ernst: Ich fand dieses Hobby immer toll und habe meinen Mann für die Arbeiten an seinem ‚Baby’ stets den Rücken freigehalten – schließlich kennen wir uns seit 65 Jahren und ich weiß, dass eine selbstgebaute Krippe schon sein Kindheitstraum war.“
Hans blickt seine Bärbel verliebt an und sagt: „Darum habe ich ja auch ein wenig von deinem Haar auf dem Kopf der Maria verarbeitet. Als Dankeschön. Und als Liebesbeweis.“
Fast so sehr wie seine Frau, liebt der Rentner die Weihnachtszeit. Das Fest wird mit der Familie zelebriert, zahlreiche adventliche Schmuckstücke zieren die vier Wände der Krontals und ab dem Heiligen Abend bildet ein riesiger, bunt geschmückter Weihnachtsbaum das Zentrum des Wohnzimmers.
Und unter ihm, vor der schönsten Seite des Baumes, offen zum Sitzbereich ausgerichtet steht sie: die Krippe. Zwei Meter lang, mit Flüssen und Bächen, kleinen Lampen, Bäumen, Sträuchern und Palmen dekoriert beherbergt sie rund 50 Tiere und etwa 150 menschliche Figuren. Die wichtigsten drei, die Heilige Familie, verweilt im Herzstück des Gesamtwerkes. Dem Krippenhaus. „Das Krippenhaus habe ich schon 1956 gebaut. Aus aus Sperrholz ausgesägten Wänden und Klötzen aus Holz. Mit Sprayputz und Farbe verziert war sie immer mein ganzer Stolz.“
Hans Krontal benutzt für seine detaillierte Bemalungen, Dekorationen und diversen Aufbauten Zubehör aus dem Modellbau. „Die Flüsse und Bäche sind aus bestimmten Papier ausgeschnitten und mit Folie überzogen. Die Büsche habe ich aus gefärbten Schwämmen gefertigt und Treppen wurden aus dicker Pappe im Zickzack gefaltet, wieder ausgebreitet und mit Putz überzogen“, erzählt Krontal und seine Augen leuchten dabei so hell wie der Stern über dem Krippenhaus. Für den Rohbau der Krippe hat der rüstige Rentner rund sechs Monate gebraucht. Platten aus massivem Holz mussten ausgesägt, mit Tischlerleim verbunden und mit Farbe verziert werden.
Weitere Details anzufügen und Figuren, Kelche, Becher, Zäune, Blumen und sonstige Dekoration zu finden und zu ergänzen, hat nie aufgehört. „In jeder Stadt, in der wir waren und in jedem Land, das wir bereisten, haben wir stets die Augen nach weihnachtlichem Krippen-Kram Ausschau gehalten“, erzählt Bärbel Krontal. Und ihr Mann ergänzt: „So haben wir etwa Figuren aus Dortmund, Münster und Passau. Die Frauen vor dem Hirtenfeld haben wir sogar aus Ägypten mitgebracht.“
Um nicht jedes Jahr wieder bei Null anfangen zu müssen, haben die Krontals die Krippe, nachdem sie das erste Mal unter dem Baum stand, von allen Seiten fotografiert. „Diese Fotos habe ich dann jedes Jahr als Vorlage für den Wiederaufbau genutzt, anhand der Abbildungen weiß ich dann immer genau, wo etwas hin muss. Ja, dabei bin ich pingelig“, gibt Hans Krontal zu und grinst dabei. Das wissen auch die Kinder, Enkel und Urenkel des Paares. Nur gucken, nicht anfassen lautet die Devise bei der Krontalschen Krippe. Aber das reicht ja auch, um das religiöse Riesenkunstwerk zu bewundern.
Autor:Katharina Steinhüser aus Dortmund-West |
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