Eine wahre Geschichte

Einen schönen guten Tag, liebe Leserinnen und Leser!

Ich möchte mich zunächst einmal vorstellen. Ich heiße Michael Klitzke, bin in dem Alter, wo das Leben erst richtig anfängt - also 66 Jahre - und wohne mit geliebter Frau, einem Hund und einem Meerschweinchen in Dortmujd - Nette..
Meine Frau war es auch, die mir nach der Lektüre des Westtanzeiger sagte, "Hör mal, du kannst Lokalreporter werden."
"Ach nee", meinte ich, "ich hab' schon genig um die Ohren, da muss ich ja ständig durch die Gegend fahren, nach Sensationen Ausschau halten und Leute interviewen. Ne, nix da, ist mir zuviel."
Mit dem kleinen Satz, "Kannst es dir ja mal überlegen", hat meine bessere Hälfte dann wohl doch die verschüttete Kreativität in mir geweckt, und mit der folgenden wahren Geaschichte möchte ich meinen Einstand geben.
Es sollte mich freuen, wenn ich damit ein Lächeln in Ihre Gesichter zaubern könnte...

Ein fatales Vorurteil und seine Folgen...

Als wir noch im Dortmunder Norden in der Lützowstrasse wohnten, gehörte es zu Vaters Hobbies, Samstag abends in der Küche einen Kuchen zu backen oder den Braten für den Sonntag vorzubereiten. Manchmal machte er auch beides.
Meistens war ich in der Küche mit dabei. Als Kind liebte ich es, das eine oder andere Stück Fleisch, Wurst oder Kuchen, das Vater mir zusteckte, auszuprobieren.
Ich habe schon damals gerne gegessen - und Vater auch.
Einen Fernsehapparat gab es bei uns wie bei vielen anderen Familien Anfang der 50er Jahre noch nicht. Meine Mutter und meine große Schwester hörten damals im Radio oft die beliebte Abendsendung „Das glückliche Brautpaar“ mit Jaques Königsstein. In der Sendung ging es um Übereinstimmungen zwischen einem Ehepaar und um Wissensfragen.
Vater bewegte sich, wenn die Arbeit es zuließ, zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her. Sofern er eine Quizfrage mithörte, kam die Antwort oft wie aus der Pistole geschossen, bevor die Kandidaten überhaupt geantwortet hatten – und es stimmte auch immer.
Ich bewunderte meinen Vater, der für mich als Kind einfach alles wusste und auch der Schlauste und Stärkste war.
Die Arbeit in der Küche, bei der oft sein Heldenbariton erklang, ging nicht vonstatten, ohne dass Vater sich hier und da auch mal ein Schnäpschen genehmigte.

Irgendwann, als wir dann, den Braten in der Röhre, alle vereint im Wohnzimmer saßen, roch es angebrannt. Über uns wohnte eine kinderreiche Familie, bei der es Sonnabends auch schon mal passierte, dass hin und wieder etwas anbrannte. Vater, geborener Berliner mit "Schnauze und Herz" kommentierte im Brustton der Überzeugung : „Da haben die da oben wieder mal wat anbrenn’ lassen“,
Und nach einigen Minuten, nachdem der Geruch eher intensiver als schwächer geworden war, folgte dann die Äußerung: „Die merken det überhaupt nicht - fackeln noch die janze Bude ab, wenn det so weiterjeht!!“
Es folgte zustimmendes Kopfnicken und einhelliges Gemurmel von Mutter und Schwester.
Irgendwann muß es Vater siedend heiß überkommen haben. Er spang, wie von der Tarantel gestochen hoch und eilte in die Küche, wo sein berühmt-berüchtigtes „Ach du Elend!“ erschallte...
Ob dieser Sonntagsbraten noch zu retten war, entzieht sich meiner Kenntnis. Das einzige zu diesem Thema, was sich über die Jahrzehnte hartnäckig in der Erinnerung gehalten hat, ist der aussagekräftige Satz: „Da hab’n die da oben wieder mal wat anbrenn’ lassen....“
Michael Klitzke
1.8.2011

Autor:

Michael Klitzke aus Dortmund-West

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