BVB startet in die neue Saison - Klopp will "totales Engagement"

Wenn für Borussia Dortmund um 20.30 Uhr gegen Bremen die neue Spielzeit beginnt, steht der Titelverteidiger nach 15 Wochen Pflichtspielpause erstmals wieder im Rampenlicht. Aber die Borussia plagen bei der Aufstellung Sorgen: Über den Einsatz von Lukasz Piszczek (Zerrung im Oberschenkel) wird erst kurzfristig entschieden.

Als Alternative stehen Neuzugang Oliver Kirch oder auch Allrounder Kevin Großkreutz bereit. Entwarnung gab es hingegen bei Mats Hummels, der nach seiner Schädelprellung im Länderspiel wieder fit ist. Er wird ebenso spielen wie Marco Reus in seinem ersten Bundesliga-Spiel für den BVB. Mario Götze bleibt zunächst auf der Bank, weil er "in einer klasse Form ist, ohne topfit zu sein", so Jürgen Klopp.

Unabhängig von personellen Fragen spricht der Meistertrainer vor dem Anpfiff zur 50. Saison der Fußball-Bundesliga im Stadt-Anzeiger Dortmund über Erwartung und Entwicklung, Potenzial und Probleme, Lust und Leistung.

Jürgen Klopp, vor einem Jahr haben Sie nach dem Gewinn der Meisterschaft von einem Sättigungsgefühl nichts festgestellt - weder bei Ihnen noch bei den Spielern. Wie hungrig sind Trainer und Team nach dem Doublegewinn?
Jürgen Klopp: Wir sind genauso hungrig wie vor dem Gewinn von Meisterschaft und Pokal. Unser Spiel wird auch in der neuen Saison von totalem Engagement geprägt sein.

Lust, Leidenschaft, Willen und Gier waren immer die Antriebsfedern der Borussia. War speziell die erste Halbzeit beim Supercup ein Indiz, dass sich der eine oder andere Spieler damit noch etwas schwer tut?
Jürgen Klopp: Speziell die erste Halbzeit beim Spiel in München war ein Hinweis darauf, dass wir immer alles, was wir haben, abrufen und in die Waagschale werfen müssen. Wie das gehen kann, haben wir in der zweiten Halbzeit über weite Strecken gezeigt.

Sie haben immer betont, dass die Weiterentwicklung der Spieler ein übergeordnetes Ziel ist. Erstaunt es Sie manchmal selbst, was die Jungs leisten können?
Jürgen Klopp: Ich weiß, dass wir einen erstklassigen Kader mit großartigen Jungs zur Verfügung haben. Wie viel Potenzial noch in dem einen oder anderen schlummert, lässt sich nicht in Prozentpunkten ausdrücken. Aber Tatsache ist, dass in dieser jungen Mannschaft jeder noch entwicklungsfähig ist. Erstaunt bin ich über die Leistungen nicht, weil ich im täglichen Training erlebe, zu was meine Spieler fähig sind.

Spürt die Mannschaft aus Ihrer Sicht einen gesteigerten Erwartungsdruck? Glauben Sie, dass jeder Spieler damit umgehen kann?
Jürgen Klopp: Diese Themen werden ja erst relevant, wenn die Liga wieder beginnt. In jedem Fall werden wir unser Augenmerk darauf richten, diese Probleme, sollten sie auftauchen, in unserem Interesse zu lösen.

Die Vorbereitung lief durchwachsen, Sebastian Kehl fand sie „wenig prickelnd“. Wie prickelnd fand der Trainer die Vorbereitung?
Jürgen Klopp: Wir haben die Situation so angenommen, wie sie ist. Es ist ja nichts Neues, dass Spitzenmannschaften zu großen Turnieren wie WM oder EM jedes Mal eine ganze Reihe von Spielern für ihre Nationalmannschaften abstellen. Entscheidend wird sein, zum richtigen Zeitpunkt alle Spieler auf dem bestmöglichen Level zu haben.

Auffällig waren viele Gegentore in den Testspielen, auch beim Supercup war der BVB eine Halbzeit lang anfällig. Was spricht dafür, dass der BVB wieder zu gewohnter Defensivstärke findet?
Jürgen Klopp: Gegentore in Vorbereitungsspielen haben dann ihren Sinn, wenn man die richtigen Lehren daraus zieht. Wir wollen den Beweis antreten, dass man aus offensichtlichen Fehlern lernen kann, wie man sie vermeidet. Im Übrigen habe ich auch im Supercup viele gute Momente in unserem Spiel gesehen.

In den vergangenen Spielzeiten ist der BVB nicht ins Rotieren geraten. Wollen Sie weiterhin auf eine Stamm-Elf setzen oder wird die Rotation zunehmen?
Jürgen Klopp: Ob rotiert wird, das hängt einzig und allein von den Spielern selbst ab. Wenn alle bei 100 Prozent sind, wird es mit Sicherheit eine Rotation geben. Darüber hinaus werden wir sehr genau beobachten, wie der Einzelne damit umgeht, mal nicht in der Anfangsformation zu stehen oder mal nicht zum Kader zu gehören.

Kagawa hat den BVB verlassen, Reus ist der prominenteste Neuzugang. Wird das Offensivspiel durch seine Flexibilität und Fähigkeiten noch unberechenbarer?
Jürgen Klopp: Ich stelle solche Vergleiche nicht an. Mit Shinji hatten wir sehr viel Freude, aber jetzt spielt er für Manchester United. Marco ist ein Spieler mit so viel Qualität, dass er in der Lage ist, unser Spiel entscheidend mitzugestalten. Wie das im Einzelnen aussieht, darauf darf man sich freuen.

Sie haben Julian Schieber als Kandidaten für die Nationalmannschaft ins Gespräch gebracht. Was macht ihn aus Ihrer Sicht so gefährlich?
Jürgen Klopp: Julian ist ein Vollblutstürmer, der alle Voraussetzungen mitbringt, um den BVB noch stärker zu machen. Wir werden ihm ausreichend Zeit zur Integration geben. Geduld hat sich in der Vergangenheit bereits bei anderen Neuzugängen positiv ausgewirkt.

Zu den Zielen der neuen Saison gehört es, in der Champions League eine bessere Rolle zu spielen als im Vorjahr. Damals haben Sie von Ihren Spielern „richtig große Lust und ganz viel Mut“ gefordert. Wie viel Mut braucht es dieses Mal, um tatsächlich zu bestehen?
Jürgen Klopp: An Lust und Mut hat es meiner Mannschaft noch nie gemangelt. Wichtig wird sein, unsere Erfahrungen aus der letzten in die nächste Champions-League-Saison einzubringen. Aber zunächst sollten wir die Gruppenauslosung abwarten. Da wir in Topf vier sind, werden wir es mit drei richtig starken Gegnern zu tun bekommen.