BVB-Kapitän Kehl bekommt als Erster die Meisterschale

Kehl geht voran - auch bei der Meisterraupe.  (Schütze)
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Selten hebt Jürgen Klopp einen Spieler aus seinem Meisterensemble hervor. Bei Sebastian Kehl macht er eine Ausnahme. „Es ist seine Saison. Und es ist seine Mannschaft“, sagt der Trainer über seinen Kapitän.

Erst hat er sich selbst und dann das ganze Team auf Meisterkurs gebracht. Am Samstag (5.5.) empfängt Sebastian Kehl dafür den Lohn, wenn er nach dem Spiel gegen den SC Freiburg als Erster die Meisterschale in die Luft stemmen darf.

Es ist das dritte Mal in zehn Jahren, dass Kehl mit dem BVB Deutscher Meister wird. „Das kann sich doch sehen lassen“, grinst der Spielführer. Und doch weiß er selbst am besten, dass es dieses Mal etwas ganz Besonderes ist. 2002 trug er erst ein halbes Jahr das schwarz-gelbe Trikot, 2011 musste er verletzt dem Siegeszug der jungen Meisterelf zuschauen und absolvierte nur sechs Einsätze. Dieser Titel aber trägt seine Handschrift.

„Es hat wieder Spaß gemacht, in dieser Mannschaft zu spielen und der Kapitän zu sein“, sagt der 32-Jährige fast bescheiden. Aber man spürt, dass er tatsächlich Spaß meint. Freude, endlich wieder richtig dazu zu gehören zu dieser Meistertruppe. Und in ihr den Takt anzugeben. Spaß, diesen Vollgasfußball mit zu gestalten und Erfolge auf dem Rasen zu feiern.

Denn die letzte Saison, die für so viele Borussen so himmlisch war, war für „Kehli“ manchmal fast die Hölle auf Erden. Im ersten Spiel der Europa League in Lwiw hatte er sich einen Riss im Sehnenansatz des Hüftbeugers zugezogen. Den Siegeszug seiner Borussia verfolgte er meist von der Tribüne aus. Die Meisterschale nahm am Ende Roman Weidenfeller entgegen.

Auch deshalb spricht Borussias dienstältester Spieler davon, dass dieser Titel auch eine persönliche Genugtuung ist. Denn nicht wenige hatten ihn nach dem Seuchenjahr, das nicht das erste seiner Karriere war, abgeschrieben. Könnte dieser verletzungsanfällige, schon ältere Spieler in dieser jungen, frechen Mannschaft überhaupt mithalten? Könnte er noch mehr sein als nur eine Randfigur im Meisterensemble?

Er kann - und wie! Kehl kämpfte sich zurück ins Team, ist längst wieder ein echter Leistungsträger. 26 Spiele hat er bislang bestritten. Dazwischen gönnte ihm Jürgen Klopp hin und wieder eine Pause, um den Körper nicht zu überfordern. Doch diese 26 Spiele in der Liga, dazu 5 Einsätze in der Champions League und 5 Partien im DFB-Pokal haben allen gezeigt, dass der Kapitän wieder da ist. Läuferisch stark, kompromisslos im Zweikampf, aggressiv in der Balleroberung und mit gutem Auge in der Ballverteilung. Dazu trug er sich mit drei Treffern und drei Vorlagen in die Scorerliste ein.

Vor allem aber ist Borussias Nummer fünf einer, der voran geht. Der Verantwortung übernimmt. Auf dem Platz und auch in der Kabine. „Vor jedem Spiel bilden wir einen Kreis und Sebastian sagt ein paar Worte. Und nach der Ansprache denkst du, jetzt kannst du alles schaffen. Das ist jedes Mal richtig geil“, hat Jürgen Klopp verraten.

Nach dem Spiel gegen Freiburg nimmt der Kapitän, der seit 2008 die Spielführer-Binde trägt, aus der Hand seines Präsidenten Reinhard Rauball die Meisterschale entgegen. Ob es eine Woche später auch der DFB-Pokal sein wird, steht noch in den Sternen.

Doch Sebastian Kehl lässt keinen Zweifel, dass dies auch seine Saison krönen soll: „Natürlich wollen wir das Double holen. Jeder, der uns kennt, weiß, dass wir so heiß auf den Titel sind, dass wir brennen werden.“

Und einer eben ganz besonders. Denn als dreifacher Deutscher Meister zählt Kehl schon jetzt zum erlauchten Kreis von nur fünf Borussen, denen dies in der Vereinsgeschichte gelungen ist. Das Double hat noch keiner geschafft. „Diese Möglichkeit kommt nicht jedes Jahr“, weiß Kehl, „ich will sie unbedingt beim Schopf packen.“

Kehl geht voran - auch bei der Meisterraupe.  (Schütze)
Kompromisslos in der Balleroberung - nur eine der Stärken, die Sebastian Kehl so wertvoll machen für den BVB.  (Schütze)
Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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