Klassizistisches Kleinod im Bodelschwingher Wald ist Denkmal des Monats
Der Tempel der Ruhe
Ein kleiner runder Tempel ragt aus dem Grün mitten im Bodelschwingher Wald hervor. Als „Tempel der Ruhe“ bildet er das Zentrum eines Privatfriedhofes, der zum nahegelegenen Schloss Bodelschwingh gehört. Mehr als zwölf Monate dauerten die aufwändigen Restaurierungsarbeiten an dem kleinen Bauwerk.
Anlass für die Denkmalbehörde Dortmund, dieses Objekt als Denkmal des Monats vorzustellen. Immer wieder bleiben Spaziergänger im Bodelschwingher Wald am verschlossenen Eingangstor zu dem kleinen Privatfriedhof stehen, um einen neugierigen Blick über den Zaun auf den runden Tempel zu werfen, der seit 1802 den Mittelpunkt der Anlage bildet. Den aufmerksamen Beobachtern entgeht dabei nicht, dass sich das Aussehen des Tempels durch die aufwendigen Restaurierungsarbeiten in den vergangenen zwölf Monaten deutlich verändert hat.
Der „Tempel der Ruhe“ gehört zum Schloss Bodelschwingh, einem der schönsten Wasserschlösser Westfalens. Urkundlich erwähnt wird es erstmals 1302 mit Ritter Giselbert I. als Besitzer der Herrschaft. An dem ursprünglichen Bau aus dem 14. Jahrhundert sind über die Zeit zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, die sich am Geschmack und Komfortbedürfnis der jeweiligen Zeit orientierten.
Durch A 45 getrennt
Wenn man heute bei einem Spaziergang im Bodelschwingher Wald auf den „Tempel der Ruhe“ stößt, wird der Zusammenhang zum Schlosspark nicht mehr deutlich. Seit den 1960er-Jahren trennt die Trasse der A 45 den mehr naturbelassenen Teil des Parks von der stärker ausgestalteten Anlage um das Schloss. Nicht wenige Besucher sind irritiert, im Giebel des kleinen Tempels die Inschrift „Tempel der Ruhe" zu lesen, ist doch der Lärm der Autobahn nicht zu überhören. Allerdings nimmt die Inschrift nicht auf eine akustische Stille Bezug, sondern auf die Totenruhe derjenigen, die hier bestattet werden.
Verwitterung und Holzschädlinge
Der Zustand vor Beginn der Restaurierungsarbeiten am „Tempel der Ruhe“ war teilweise sehr bedenklich. Nicht nur die Witterung und Holzschädlinge hatten dem Bauwerk in den letzten 200 Jahren merklich zugesetzt. Wie sich erst während der Arbeiten am Tempel zeigte, waren zudem Sanierungsarbeiten nicht immer so ausgeführt worden, wie es aus heutiger denkmalfachlicher Sicht erforderlich gewesen wäre. Der zweistufige Unterbau aus Naturstein, der die Basis für acht toskanische Säulen bildet, hatte neben einigen Fehlstellen vor allem viele gebrochene Platten.
Die Kannelur der Säulen war an zahlreichen Stellen bereits stark abgewittert oder drohte in dünnen Schalen herabzufallen. Die Innenseite der Kuppel besaß ursprünglich eine Holzverkleidung, die mit einer illusionistischen Malerei einer Kassettendecke versehen war. Davon war nur noch etwa die Hälfte der Hölzer erhalten geblieben. An den Fehlstellen hatte man den nicht beabsichtigten Einblick in das Dachtragwerk.
Die Kuppel selbst war mit Schiefer gedeckt, jedoch an mehreren Stellen undicht. In der Mitte des Tempels stand ein runder Grabaltar, der einst eine bekrönende Urne trug, wie man auf alten Fotos noch sehen konnte. Der Boden bestand aus Natursteinplatten, die scheinbar willkürlich nebeneinander gelegt worden waren. Auch hier verriet ein Blick auf ein historisches Foto, dass der Bodenbelag eigentlich einem strengen geometrischen Muster folgte, bei dem sich ungleich geschnittene Bodenplatten zu einem Stern zusammenfügten, in dessen Mitte der runde Grabaltar stand.
Umfangreiche Restaurierung
Die anspruchsvollen Arbeiten, die sich nun den Stein- und Holzrestauratoren, den Zimmerleuten und Dachdeckern boten, plante und koordinierte eine Architektin. Trotz aller Planungen blieben Überraschungen nicht aus. So fanden sich Hinweise bei den Arbeiten am Dach, dass die Haube ursprünglich nicht mit Schiefer belegt war, sondern eine Blechabdeckung besaß.
Daraufhin entschlossen sich die Verantwortlichen, dem authentischen Blech den Vorzug zu geben. Die Holzrestauratorinnen festigten vorhandene Farbschichten auf den Holzbrettern und ergänzten die Fehlstellen mit einfarbig bemalten Brettern. Zuvor mussten allerdings die Zimmerleute das alte Dachtragwerk nach den Vorgaben des Statikers ertüchtigen, denn es wies viele Schwachstellen auf. Die Steinrestauratoren reinigten nicht nur die Natursteinteile, sondern kümmerten sich auch um viele kleine Stellen, die gefestigt und mit dem Untergrund verklebt werden mussten.
Eine regelrechte Puzzleaufgabe erledigte der Steinmetz, der alte Steine des ursprünglichen Bodenbelages gefunden hatte und sie dem neuen, alten Verlegemuster zuordnete. Nun sieht man die alten, dunkleren Natursteine neben neuen helleren Platten in einer schönen Harmonie.
Autor:Lokalkompass Dortmund-West aus Dortmund-West |
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