Strafanzeige gegen Teckelclub in Westerfilde
Werden in Dortmund Füchse für die Jagdhundausbildung gequält?
Gegen den Teckelklub Gruppe Dortmund 1 e.V. wurde durch die Tierrechtsorganisation PETA Strafanzeige gestellt. Auf dem Vereinsgelände in Dortmund-Westerfilde sollen Füchse in einer sogenannten Schliefenanlage für die Jagdhundausbildung missbraucht werden. Der Verein bestätigt das Vorhandensein, verweist aber auf deren Legalität.
Was sind Schliefenanlagen?
Laut Aussage von PETA besteht eine Schliefenanlage aus einem künstlichen Tunnelsystem, das einen Fuchsbau nachbilden soll. Um die Jagdhunde auf die überaus grausame Baujagd vorzubereiten, werden sie immer wieder in die künstlichen Tunnel geschickt und auf den darin eingesperrten Fuchs gehetzt. Jagdhund und Fuchs sind dabei letztlich nur durch ein Gitter voneinander getrennt. Für die Füchse bedeuten diese lebenslange Gefangenschaft in kleinen Zwingern und die ständige Anwesenheit von Hunden und Menschen wohl einen unglaublichen Stress und Todesängste, denn von Natur aus scheuen sie Konflikte mit Hunden.
PETA Deutschland hat seit dem September 2021 die Verantwortlichen von bisher 30 Schliefenanlagen in Deutschland wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt. Neben der Anlage im Dortmunder Nordwesten gingen bei der Polizei auch Anzeigen gegen weitere NRW-Ausbildungsstätten in Kleve, Grevenbroich und Halle ein. Die Tierrechtler berufen sich dabei auf § 17 Nr. 2b des Tierschutzgesetzes, laut dem Tieren keine länger anhaltenden oder sich wiederholenden erheblichen Schmerzen oder Leiden zugefügt werden darf.
Was sagt der Verein?
In einem Artikel der Ruhr-Nachrichten äußert sich Magnus Benkhofer als zweiter Vorsitzender des Teckelklubs zur Strafanzeige und verweist zum einen darauf, dass die Anlage nicht öffentlich zugänglich sei und zum anderen darauf, dass für derartige Anlagen in Nordrhein-Westfalen eine Genehmigung bestehen würde.
Tierschutzpartei äußert sich schockiert
„Wir haben erst über die Medien von dieser Anlage in Dortmund erfahren und werden sowohl auf kommunaler, als auch auf Landesebene alle Hebel in Bewegung setzen, so dass derartige Ausbildungsmethoden hoffentlich bald der Vergangenheit angehören“ so Angelika Remiszewski, Kreisvorsitzende der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) in Dortmund.
Die ehrenamtlichen Politikerinnen und Politiker der Tierschutzpartei setzen sich dabei für ein generelles Verbot der Fuchsjagd in Deutschland ein, denn etwa eine halbe Million Füchse werden jedes Jahr in Deutschland von Jägerinnen und Jägern erlegt. Dabei ist er Rotfuchs eine der wenigen einheimischen Tierarten, die in vielen Bundesländern ganzjährig bejagt werden dürfen. Dabei sind auch besonders grausame Jagdpraktiken wie die Baujagd, die Fallenjagd oder die Abrichtung von Jagdhunden an lebenden Füchsen, wie aktuell in Dortmund und anderen Standorten, an der Tagesordnung. Infolge fehlender oder viel zu kurzer Schonzeiten sterben viele Fuchswelpen qualvoll, weil ihre Eltern erschossen wurden, oder werden selber bereits beim Spiel am Bau getötet.
Bundesweit verweisen Tierschützer darauf, dass es keine belastbaren Argumente für die Fuchsjagd gibt. Die von vielen Jägerinnen und Jägern angeführte Rechtfertigung der „Regulation“ der Fuchspopulation, um so der Ausbreitung von Krankheiten Einhalt zu gebieten oder seltene Tiere zu schützen, überzeugt dabei viele nicht. Die Tierfreunde verweisen stattdessen darauf, dass sich die Fuchsdichte mit jagdlichen Mitteln nicht beeinflussen lässt, denn je mehr Füchse durch Jagd oder Unfälle sterben, desto stärker steigt die Geburtenrate. Andersherum führt eine sinkende Sterblichkeit durch soziale Regulationsmechanismen der Fuchspopulationen zu weniger Nachwuchs. Forschende verweisen auch darauf, dass der Bestand von Rebhühnern, Feldlerchen und Feldhasen in den letzten Jahrzehnten nicht wegen Fuchs & Co. dramatisch zurückgegangen ist, sondern durch den Verlust ihrer Lebensräume.
Laut Aussage der Zeitschrift Geo ist die Jagd auf Füchse im Nachbarland Luxemburg bereits seit 2015 komplett verboten. Seitdem ist weder die Fuchspopulation gewachsen, noch haben Wildtierkrankheiten zugenommen. Gleichzeitig hat sich zwischen 2014 und 2020 der Prozentsatz der mit Fuchsbandwurm befallenen Tiere halbiert.
Laut Jagdverband unerlässlich
In einer Stellungnahme äußert sich der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) auf der Homepage jagderleben.de zur Unerlässlichkeit von Schliefenanlagen: „Für die Ausbildung von Jagdhunden zu einer tierschutzgerechten Baujagd ist die Arbeit in einer Schliefenanlage ein unerlässliches Mittel. Die Hunde lernen dabei die Arbeit unter Tage kennen, ohne dass ein direkter Kontakt zum Fuchs besteht. Durch die Arbeit in der Schliefenanlage lässt sich die Eignung des Hundes unter kontrollierten Bedingungen feststellen und der Führer kann dadurch seinen Hund bei der Arbeit besser einschätzen. Bei den Füchsen handelt es sich um Handaufzuchten, die den Kontakt zu Hunden gewöhnt sind.“
Autor:Sebastian Everding aus Dortmund-Süd |
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