Großer Protest gegen Gänsestopfleber auf der Speisekarte
Tierschützer protestieren vor "Tante Amanda"

Foto: Bilder der Demonstration - Fotos (c) Peta Zwei Streetteam + Frank Wiedermann
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Sonntag 12:30 Uhr, strahlender Sonnenschein über dem sich langsam füllenden Biergarten des Restaurants „Tante Amanda“ in Dortmund-Westerfilde an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel. Davor über 50 Tierschützerinnen und Tierschützer, um auf ein umso dunkleres Thema hinzuweisen: Im Rahmen des Menue Karussells befindet sich dort seit Anfang September das Tierqualgericht Gänsestopfleber auf der Speisekarte.

Organisiert wurde die Demonstration durch das PETA Zwei Streetteam Dortmund, welches vor den Augen der Restaurantgäste die unendlichen Qualen im kurzen Leben einer Stopfgans deutlich machte: Dabei wurde eine Aktivistin über einen Schlauch „gemästet“ und eine andere lag wie tot auf dem Tisch, während ihr Mais und (Kunst-)Blut aus dem Mund liefen. Zu viel für einige potentielle Gäste, die nach der Aufklärung über die Hintergründe dieses vermeidlichen kulinarischen Highlights noch vor dem Betreten des Biergartens wieder kehrtmachten.

Mitglieder der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) und einige Tierschutzvereine schlossen sich dem Aufruf an und reisten vereinzelt sogar aus dem Rheinland und dem Sauerland an, um vor Ort ein Zeichen gegen Tierleid in Form eines absolut unnötigen Menüs auf der Karte zu setzen.

Während Ruhr Nachrichten und WDR live von den Protesten auf der Straße vor dem Lokal berichteten, traten die ebenfalls anwesenden Polizeikräfte aufgrund des gewaltfreien und disziplinierten Verhaltens der Demonstrierenden nur im Hintergrund in Erscheinung.

Proteste bereits im März

Die effektvollen Demonstrationen am Rande des Biergartens stellen dabei den vorläufigen Höhepunkt eines Protestes dar, der bereits seit März gegen das Restaurant „Tante Amanda“ und seinen Inhaber Franz Josef Leuthold läuft. Im Frühjahr erreichten das Team der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) in Dortmund erstmals durch Bürger*innen Hinweise darauf, dass im Rahmen des beliebten Menue Karussells das Restaurant „Tante Amanda“ ein Gericht auf der Sonder-Karte führt, welches in Sachen Tierleid kaum brutaler sein könnte: Gänsestopfleber (Foie gras).

Direkte Nachrichten an den Restaurantchef, um diesen über die Hintergründe dieser Speise aufzuklären blieben stets unbeantwortet, bis dann die Corona-Pandemie zu einer Verschiebung des Gastro-Events führte. „Wir waren umso schockierter, als wir feststellten, dass „Tanta Amanda“ mit dem gleichen Gericht ab dem 1. September in das verschobene Gastro-Event gestartet ist“, so Angelika Remiszewski, Landesvorsitzende der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) in Nordrhein-Westfalen, und ergänzt „Wir können nur annehmen, dass das Thema Tierleid den Verantwortlichen komplett egal zu sein scheint.“

Die ehrenamtlichen Politikerinnen und Politiker der Tierschutzpartei starteten daraufhin eine Online-Petition, welche aktuell bereits von über 109.000 Menschen aus ganz Deutschland unterschrieben wurde. Auch die Medien nahmen sich diesem Thema an, was jedoch die Restaurantbetreiber nicht zum Umdenken verleitete und Herr Leuthold schließlich im WDR-Interview verkündete, weiterhin Gänsestopfleber anbieten zu wollen. Die Folge: ein Shitstorm aus negativen Google- und Facebook-Bewertungen, sowie zahlreichen Anrufe, Mails und Social-Media-Beiträge empörter Tierschützerinnen und Tierschützer.

Was steht dahinter?

Die Gewinnung von „Foie gras“ – zu Deutsch: „fette Leber“ – erfolgt über barbarische Mast-Methoden, die hierzulande verboten sind. Für eine schnelle Verfettung der Gänse- oder Entenleber, werden die Tiere mittels langer Metallrohre mehrmals täglich zwangsgestopft (daher auch der Name Stopfleber). Die Rohre werden ihnen dabei gewaltsam in den Schlund getrieben. Im Anschluss werden unnatürlich  große Mengen an hochkalorischem Maisbrei direkt in die Mägen der Tiere gepumpt. Viele Tiere versterben während dieser extremen Abläufe an Herzinfarkten oder in Folge von Verletzungen der Speiseröhre.

In engen Metallständen fixiert, vegetieren die schwerkranken und verletzten Gänse bewegungslos vor sich hin, bis sie ihrer krankhaft um das Zehnfache vergrößerten Leber wegen geschlachtet werden. Hauptproduzent und Exporteur des Qual-Produktes „Foie gras“ ist dabei unser Nachbarland Frankreich. Erst im Jahr 2005 erklärte das Land die Gänsestopfleber zum „nationalen und gastronomischen Kulturerbe“. Was den Import und den Verkauf der Qual-Delikatesse betrifft, bestehen für EU-Mitgliedsstaaten jedoch kaum Einschränkungen. In Deutschland ist die Produktion aufgrund des Tierschutzgesetzes verboten.

Autor:

Sebastian Everding aus Dortmund-Süd

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