Bürgerversammlung zur Juli-Flut: Betroffene üben Kritik

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Ein besseres Vorwarnsystem, verstärkte Wartung von Kanalisation und Abflussgräben, dazu ein Stopp der Flächenversiegelung – das forderten die Hochwasser-Opfer bei einer Bürgerversammlung. Vor allem aber wollen sie endlich Gehör finden bei den Verantwortlichen von Stadtentwässerung und Emschergenossenschaft, um auf künftige Unwetter besser vorbereitet zu sein.

Am 12. Juli ging mal wieder die Welt unter im Dortmunder Westen. Fünf Stunden lang prasselte der Regen herab. Mit verheerenden Folgen vor allem für die Menschen in Marten, Kley und Oespel. Das Staubecken Schmechtingsbach in Marten konnte die Wassermassen nicht mehr fassen, lief über. „Alles ging rasend schnell. In vier Minuten war der Keller vollgelaufen“, berichtete Arne Lippers, der seit einem Jahr an der Diedrichstraße wohnt. „Zum Glück waren wir zu Hause, sonst wäre das Erdgeschoss mit abgesoffen.“

Flutopfer berichteten

Auch in Kley liefen die Keller voll – nicht zum ersten Mal, wie Petra Stawe berichtete. Wie ein „reißender Fluss“ kam das Wasser aus dem nahen Dorneywald. „Die Kanalisation war komplett überfordert.“
Petra Stawe und Arne Lippers – zwei von rund 150 Betroffenen, die ihrem Ärger bei der Bürgerversammlung Luft machten, die aber vor allem eine Frage bewegt. „Was kann man tun, um ähnliche Katastrophen künftig zu verhindern?“

"Warum gab es keine Warnung?"
„Warum gab es keine Warnungen?“, fragte Lippers. Weil die Wetterdienste nicht in der Lage seien, „punktgenau“ zu sagen, welche Ortsteile betroffen sein könnten, sagte Werner Dörstelmann von der Feuerwehr. Die Dortmunder Blauhelme haben immerhin Konsequenzen aus den Unwettern der letzten Jahre gezogen und zwei Hochleistungspumpen für den Ernstfall beschafft.

Kanalnetz überlastet?

Stichwort Kanalsation: Im Raum Oespel-Kley ist nach Beobachtungen der Anwohner das vorhandene Kanalnetz nicht nur bei Unwettern überfordert. Auch deshalb, weil in den vergangenen Jahren neue Siedlungen, aber auch der nahe Indupark an das Netz angeschlossen wurde. „Kanäle ist aber vergrößern ist keine Lösung“, erklärte Dr. Christian Falk. Er hält es aber für geboten, die Versiegelung im Raum Oespel-Kley zu stoppen. Die Stadt aber tut das Gegenteil: Gerade entsteht eine neue Siedlung an der Borussiastraße, eine weitere ist am Steinsweg geplant.

Kritik an Wartung von Kanälen und Abwassergräben

Stichwort: Wartung. Mehrfach kritisierten die Bürger, dass Wartungsarbeiten an Kanälen und Abflussgräber kaum oder nur unvollständig durchgeführt wurden. „Nach dem Unwetter hat es vier Wochen gedauert, bis die Kanalisation in unserer Straße gereinigt wurde“, berichtete Petra Strawa. Und nahe dem Lachterweg, so ein anderer Bürger, seien die Gräber zwar gesäubert worden – „aber nur halb“. „Haben Sie wirklich Ihre Hausaufgaben gemacht?“, fragte eine Kleyerin angesichts der zunehmenden Überflutungen.

Bürger wollen Mitsprache

Vor allem wollen die Bürger mehr eingebunden werden, bei dem, was vor Ort zu ihrem Schutz geschieht. Auch um vielleicht Pannen mit bösen Folgen zu verhindern. Denn im Juli liefen in Kley und in Oespel die Keller voll. Das Regenwasserrückhaltenbecken an der Schule war leer, kritisierten Anwohner aus der Siedlung „Nasses Holz“.

Langwierige Verfahren

„Warum hat sich seit 2008 so wenig getan?“ Diese Frage brannte vor allem den Martenern auf den Nägeln. Nach der Flutkatastrophe vor sechs Jahren hatte ein Gutachten eine Reihe von Maßnahmen empfohlen. Passiert sei nichts, so die Kritik aus Marten. Das liegt auch daran, dass viele Projekte eine lange Zeit bis zur Realisierung brauchen, erklärte Hans Streng, Planer bei der Emschergenossenschaft. Das Hochwasserbecken Schmechtingsbach, das derzeit erweitert wird, werde behandelt wie eine „Talsperre“. Entsprechend langwierig sei das Genehmigungsverfahren.

"Neues Staubecken wäre nicht übergelaufen"
Bernd Möhring, Betriebsmanager bei der Genossenschaft, versicherte, dass sich die Bauarbeiten an dem Hochwasserbecken nicht nachteilig auf die Staukapazität des Beckens ausgewirkt hätten. Seine gute Nachricht: „Wenn das neue Hochwasserbecken bereits fertig gestellt gewesen wäre, hätte es nach menschlichem Ermessen kein Überlaufen gegeben.“ Allerdings, sei dies keine Garantie, dass es in Marten nicht doch wieder nasse Keller gebe. „Technischer Hochwasserschutz hat seine Grenzen“. Niemand weiß das besser als die Betroffenen.

Ortstermin am Mittwoch

Die Verwaltung hat prompt auf die Kritik bei der Bürgerversammlung reagiert. Bereits am Mittwoch (17.9.) soll es zu einem Ortstermin mit Experten von Stadtentwässerung und Tiefbauamt kommen, zu dem die Bürger eingeladen sind. Treffpunkt ist um 15 Uhr auf dem Schulgelände an Kleybredde. Im Rahmen des Termins sollen die Anwohner über die laufenden Arbeiten zur Verbesserung der Führung des Oberflächenwassers informiert werden. Auch die Bürger sollen dabei ihre Ansichten darlegen können.

Mit Bildern von Stepahn Schütze

Autor:

Andreas Meier aus Dortmund-West

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