In der Schlosskirche Bodelschwingh: Meisterstück in neuem Glanz

In neuem Glanz erstrahlt die Kanzel der Bodelschwingher Schlosskirche nach der Restaurierung. | Foto: Wertz/Denkmalbehörde
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Die Kanzel in der ev. Schlosskirche in Bodelschwingh wurde aufwändig restauriert – und ist nun Denkmal des Monats.

Holzschädlinge hatten der denkmalgeschützten Kanzel stark zugesetzt. Einzelne Holzteile des rund 300 Jahre alten Ausstattungsstückes waren so von Fraßgängen durchsiebt, dass Verzierungen schließlich abgebrochen waren. Die Schäden veranlassten die Noah-Kirchengemeinde Dortmund, die Kanzel denkmalgerecht restaurieren und reparieren zu lassen.
Anders als in vielen anderen Kirchen wurde bei der Kanzel in Bodelschwingh auf bildliche Darstellungen verzichtet. Ihr Schmuck sind vor allem geschnitzte Blütengirlanden, Engelsköpfe und Ranken von Akanthus, einer mittelmeerischen Distelart, deren große gezackte Blätter schon von den Griechen als willkommene Vorlage zur Dekoration dienten.
Trotzdem ist die Bodelschwingher Kanzel nicht „stumm“. Allerdings sind Kenntnisse der Geschichte und der Stilentwicklung nötig, um ihre Aussage zu entschlüsseln. Der Verzicht auf die Darstellung von Personen erinnert daran, dass Freiherr Gisbert III. von Bodelschwingh (1554 - 1618) in der Gemeinde die Reformation nach dem calvinistischen Bekenntnis einführte. Diese theologische Bewegung, die auf den Lehren des Reformators Johannes Calvin beruhte, lehnte im Gegensatz zum lutherischen oder römisch-katholischen Bekenntnis figürliche Darstellungen als abergläubischen Götzendienst ab.

Pflanzliche
Elemente

Deshalb ist die Kanzel mit pflanzlichen Elementen dekoriert. Und diese lassen sich stilistisch eindeutig in die Zeit des Barock einordnen. Ihre teilweise beschwingte Form grenzt sie auf das 18. Jahrhundert ein. Die Kanzel selbst bestätigt dies durch einen weiteren Hinweis: Über dem Schalldeckel, der Haube über der Kanzel, sieht man die Wappen des Gisbert V. Wilhelm von Bodelschwingh (1695 - 1753) und seiner zweiten Ehefrau Katharina Sophie Vogt von Elspe, die 1728 heirateten. Sie präsentieren sich damit als Stifter dieses bedeutenden Ausstattungsstückes, das während der Zeit ihrer Ehe entstand.
Im Februar 2012 berieten die Ev. Noah-Kirchengemeinde Dortmund und die zuständigen Denkmalpfleger über den bedauerlichen Zustand der bemerkenswerten Kanzel: Das barocke Ausstattungsstück war in der Vergangenheit von einer Reihe von Holzschädlingen heimgesucht worden.
Zwar waren die letzten Schädlinge vermutlich bei einer Entgiftung vor rund zehn Jahren vertrieben worden, zuvor hatten aber die „Holzwürmer“ - wie sie oft im allgemeinen Sprachgebrauch genannt werden - im Inneren des Holzes ausgedehnte Fraßgänge hinterlassen.
Zum Glück hatten die Anobien – wie der Fachausdruck lautet – sich eher auf die Zierelemente am Kanzelfuß und am Schalldeckel „spezialisiert“, weniger auf die Holzvertäfelung und die tragenden Elemente der Kanzel. Einige der Verzierungen waren allerdings so durchsiebt, dass sie zwischenzeitlich abgebrochen, teilweise sogar verloren gegangen waren.
Die Kirchengemeinde entschied sich zur denkmalgerechten Restaurierung und Ergänzung der bedeutenden Kanzel und beauftragte hierzu einen Dortmunder Restaurator im Tischlerhandwerk. Durch Injektionen konnten die beschädigten Holzteile wieder stabilisiert werden. Gebrochene Zierelemente wurden verleimt, Fehlstellen mit Lindenholz ergänzt. Die Restaurierung nahm die Gemeinde für eine weitere Reparatur zum Anlass: Der Schalldeckel, der sich seitlich geneigt hatte, erhielt ein Zugseil zur Sicherung.

Hintergrund:

Die ev. Kirche Bodelschwingh wurde 1312 von dem Ritter Giselbert gen. Speke gestiftet und steht unter Denkmalschutz.

Der Turm mit einem achtweitigen Helm steht an der Westseite. Der Chor wurde wohl nach 1350 gebaut und der Westturm wurde vermutlich 1506 über dem alten Erdgeschoss neu errichtet.

Der gotisierende Neubau eines größeren Langhauses wurde 1693 vorgenommen. Die Außenmauern aus Bruchstein sind durch Strebepfeiler und spitzbogige Fenster gegliedert. Das Südportal ist mit 1693 bezeichnet.

Die Kirche war zeitweise Begräbnisort für die Familie von Bodelschwingh.

Die prächtige geschnitzte Kanzel mit Akanthusornamenten, Engelsköpfen und Fruchtgehängen, sowie Voluten am Fuß und auf dem Schalldeckel wurde in den Chorbogen eingepasst. Laut Stifterwappen wurde sie nach 1728 gebaut.
Weitere Restaurierungsmaßnahmen sind zum Erhalt der Kirche notwendig. Dazu hat sich ein Förderverein gegründet. In einem nächsten Schritt soll das Mauerwerk saniert werden.

In neuem Glanz erstrahlt die Kanzel der Bodelschwingher Schlosskirche nach der Restaurierung. | Foto: Wertz/Denkmalbehörde
Autor:

Andreas Meier aus Dortmund-West

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