Handelsverband kritisiert Hürden für Hilfen im Lockdown für betroffene Händler
Wut und Verzweiflung wachsen
Die beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis Ende Januar 2021 war zwar erwartet worden, stellt aber laut Handelsverband Westfalen Münsterland für die von der Schließung betroffenen Händler schlicht ein Desaster dar.
Schon der weitgehende Ausfall des so wichtigen Weihnachtsgeschäfts für den Non-Food-Handel hat dessen ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage deutlich vergrößert. Wenn dann jetzt die bislang wortgewaltig zugesagten wirtschaftlichen Hilfen nicht tatsächlich leicht zugänglich gemacht und endlich ausgezahlt werden, dann droht nach Befürchtungen des Verbandes eine Insolvenzwelle ungeahnten Ausmaßes.
Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes mahnt wie die ganze Handelsorganisation schnelle Hilfe an: „Die bisherigen staatlichen Hilfen kommen zum einen nicht beim Handel an und sind zum anderen für den Einzelhandel nicht passend. So sind die Zugangshürden zu den bisherigen Hilfen viel zu hoch und kompliziert.
Verlässliche Vorgeben fehlen
Zudem berücksichtigen die Hilfen nicht die besondere Lage der betroffenen Unternehmen. Sie müssen die georderte und bereits gelieferte Ware bezahlen, laufende Kosten für Mieten, Steuern, Versicherungen, Gehälter, Energieversorgung, Digitalisierung oder Sicherheitsmaßnahmen tragen. Sie müssen entscheiden, wann welche Waren für die Zukunft geordert werden sollen, welche Marketingmaßnahmen ab wann sinnvoll sind, ob und wie lange Kurzarbeit vereinbart wird und und und. Hier bedarf es verlässlicher Vorgaben und Perspektiven für eine Wiedereröffnung der Geschäfte. Das derzeitige Hangeln vom einen zum nächsten Lockdown erhöht nur die Verzweiflung im Handel, schürt die Ungeduld und löst bereits Wut aus.“
Betriebe geraten in Liquiditätsnot
Bei vielen Unternehmen ist das Eigenkapital aufgebraucht. Selbst vor der Pandemie gut aufgestellte Betriebe geraten mehr und mehr in Liquiditätsnot. Darunter leidet auch die Geduld der betroffenen Händler. „Der Einzelhandel ist sich seiner Verantwortung bewusst, unterstützt die notwendigen Sicherheits-, Hygiene- und Abstandsregeln und trägt sogar mit der Einstellung der eigenen Geschäftstätigkeit zur Pandemiebekämpfung bei,“ erläutert Thomas Schäfer und ist sich sicher: „Der Einzelhandel ist kein Hotspot, dass hat er mit seinen effektiven Schutz- und Hygienekonzepten sowie der Überwachung und Einhaltung der Zugangsbeschränkungen deutlich bewiesen. Auch die Erkrankungszahlen bei den Mitarbeitern im Handel bewegen sich auf unauffälligem Niveau und sprechen eine deutliche Sprache.“
Deshalb pocht der Handelsverband darauf, dass für die jetzt erneut und weiter von Schließung betroffenen Betriebe im Gegenzug eine sichere finanzielle Unterstützung zugesagt und eine verlässliche und planbare Aussicht auf eine Öffnung aufgezeigt wird.
Es geht um die Existenz
„Natürlich ist der Schutz von Leben und Gesundheit sowie die Vermeidung der Überlastung von Intensivstationen und des Personals wichtig und richtig,“ weiß Thomas Schäfer, er zugleich darauf verweist: „Aber es geht hier schlicht auch um die Existenz vieler Menschen, ob Kaufleuten und deren Angehörigen oder ob Beschäftigten und deren Angehörigen. Wenn die Geduld weiter schwindet und aus Verzweiflung Wut wird, dann ist damit niemandem geholfen.“
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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