Keine Zukunft für Kaufhof in Dortmund: Stadt stellt Konzept für Zwischennutzung der Immobilie am Westenhellweg vor
Stadt und SIGNA ziehen an einem Strang

Die Entwicklung des Kaufhof-Gebäudes wollen die Stadt und Eigentümerin SIGNA Real Estate gemeinsam angehen. Hier soll eine neue Nutzung einen attraktiven Impuls für die City geben. Nach der Galeria-Schließung Ende Oktober sollen am Westenhellweg temporär Handel aber auch Kunst und Kultur und Dienstleistungen angeboten werden, nicht nur im Erdgeschoss.  | Foto: Schmitz/ Archiv
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  • Die Entwicklung des Kaufhof-Gebäudes wollen die Stadt und Eigentümerin SIGNA Real Estate gemeinsam angehen. Hier soll eine neue Nutzung einen attraktiven Impuls für die City geben. Nach der Galeria-Schließung Ende Oktober sollen am Westenhellweg temporär Handel aber auch Kunst und Kultur und Dienstleistungen angeboten werden, nicht nur im Erdgeschoss.
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  • hochgeladen von Antje Geiß

In drei Wochen, am Samstag, 17. Oktober, werden die 80 Mitarbeiter die Türen ihres Kaufhofes zum letzten Mal am Westenhellweg öffnen, danach ist in der Dortmunder City für Galeria Schluss. "Bei uns sieht es schlimm aus", berichtet Betriebsrätin Martina Regens davon, dass etwa 40 Kollegen dann arbeitslos sind, 45 in die Transfergesellschaft wechseln und eine Handvoll eine neue Stelle gefunden hat.

 "Die Kollegen sind deprimiert, geknickt, natürlich freuen wir uns für die Kollegen von Karstadt Sport, deren Standort bleibt", sagt sie. "Der Kaufhof, "sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau, "war schon vor Corona in der Diskussion, das hat auch mit der Struktur, dem Alter des Hauses zu tun." Die Stadt habe sehr früh alle, vom Cityring über die Gewerkschaft, Betriebsräte, IHK und Handelsverband mit Stadtplanern an einen Tisch gebracht, die Köpfe zusammengesteckt und in der 1A-Lage weiter auf Handel gesetzt.

Neue Nutzung gemeinsam entwickeln

"Wir wollen mit einer Brückennutzung das Beste daraus machen, bevor, der Eigentümer, der mit im Boot sei, sich bei einer endgültigen Nutzung, die noch nicht feststehe, festlege. Kultur, Theater, Musik und Kulturveranstaltungen könne man sich zusammen mit Einzelhandel im Kaufhof-Gebäude vorstellen. Die Immobilie mit Kulturformaten zu neuem Leben zu erwecken, müsse auch für die Mitarbeiter des Kaufhofes Möglichkeiten schaffen. Und Sierau erzählt von der Idee des Digitalkaufhauses, in dem der Kunde beim Frühstück daheim bestelle und später in die Stadt gehe, die Hose anprobiere und essen gehe. Der alte Kaufhof könne als Marktplatz zum neuen Einkaufserlebnis werden. Das Ganze habe Experimentiercharakter und ein Konzept könne gemeinsam in der nächsten City-Runde entwickelt werden.

Ziel ist ein innovatives Konzept 

Anvisiert wird ein innovatives Konzept, wofür die Stadt eine geförderte Machbarkeitsstudie beauftragen will.  Beim Beispiel Kaufhof werde es nicht bleiben, spricht Wirtschaftsförderer Thomas Westphal vom Strukturwandel im Handel, der durch Corona einen deutlichen Schub erhalten habe. "Es geht zuallererst um die Beschäftigten", sagt er und es gehe darum, dass keiner in existenzielle Not gerate. Seit Jahren bringe der Einzelhandel im Erdgeschoss die enormen Mieten in guter Lage nicht mehr auf, was zu uniformierten Innenstädten mit großen Ketten führe.

Die Mischung zieht Leute an

Individueller Handel mit unterschiedlichen Strukturen, das ist Westphals Ziel über Einnahmen auch im zweiten bis vierten Geschoss. Und er erinnert an Zeiten mit Tanzbars und Gastronomie am Westenhellweg, die Mischung ziehe Menschen an. "Da müssen wir wieder hin." So könnten im Kaufhof-Gebäude junge Gründer neue Handelskonzepte ausprobieren. Dortmund könne dafür bundesweit einen Wettbewerb machen. Da sieht Martina Regens jedoch für ihre älteren Kollegen noch keine Zukunft. Einen Mix findet sie richtig, Angebote für Jüngere in den oberen Etagen und für Ältere Handel und kleine Konzerte unten im Erdgeschoss.

Ideen: Repair Café und Rollschuhbahn

Eine Rollschuhbahn mit Imbissen für Jugendliche etwa seien erste Ideen von Kollegen und unten Einkauf und Theater. "Wichtig ist, Einkaufen und Spaß zusammen zubringen", weiß die Kaufhof-Betriebsrätin nach 40 Jahren im Handel, dass Erlebnis wichtig ist und Kunden in die Stadt zieht.
Da stimmt Markus Kaluza vom Handelsverband zu: "Der Einzelhandel steht vor Riesenveränderungen. Wir haben tolle inhabergeführte Geschäfte, aber der Handel muss auch die Mieten in der City bezahlen können." Der Verband setze auf eine gute Kombination aus Erlebnis, Kultur und auch auf Wohnen in der City. Kleinteilig entwickeln. Er nennt als Bespiel das Rosenviertel mit kleinen inhaberführten Läden. Zehntausender Betriebe, die bundesweit in den nächsten Jahren verloren gehen, führt IHK-Handelsexperte Ulf Wollrath an.

Handel büßt Anziehungskraft ein

Er ist sicher, dass der starke Magnet Handel an Anziehungskraft einbüßt. "Warum kein Repair-Café oder etwas Selbstverwaltetes im Obergeschoss?", macht er den Blick auf für neue Nutzungen. Klimaschutz und Verkehrswende sieht er als entscheidende Themen auch für die City. Statt Blech auf den Straßen könnte Platz für Neues geschaffen werden. Die Schließungspläne des Kaufhofes bedauert Cityring-Vorsitzender Dirk Rutenhofer sehr. Um die Rettung der Arbeitsplätze der fast 80 Beschäftigten geht es Karsten Rupprecht von Verdi, "das müssen wir jetzt angehen." Den Dortmundern dankt er für die große Unterstützung der Aktionen, mit denen die Kaufhausbeschäftigten für ihre Jobs kämpften.
Die Kaufhof-Kollegen haben diesen Kampf verloren. Am Abend des 17. machen sie die zum letzten Mal die Kasse und schließen ab. Ihr Vertrag läuft noch bis zum 31. Oktober. Nur eine Handvoll hat einen neuen Job, weiß die Betriebsrätin: "45 wechseln dann in die Transfergesellschaft, der andere Teil, rund 40 Kollegen, geht in die Arbeitslosigkeit."

Stimmen zu Zukunftsplänen: 

Für die Beschäftigten der Galeria Kaufhof muss es nun darum gehen, über Transfergesellschaften oder auch andere Lösungen Existenzen zu retten. Es braucht für die Betroffenen tragfähige soziale Lösungen.

Wirtschaftsförderer Thomas Westphal

"Mit unseren Projekten wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Die Stadt Dortmund begegnet uns als offener Partner. Die Mitwirkung der Kommune ist bei der angestrebten Nutzungsänderung ein wertvolles Gut und bestärkt uns, mit Nachdruck in den Umnutzungsprozess einzusteigen."

Timo Herzberg, Deutschland CEO der Signa Real Estate:

 "Mit der Signa Gruppe haben wir einen Partner in der Stadtentwicklung gefunden, der zeitnah eine der Schlüsselimmobilien in der City fachkundig mit uns gemeinsam und damit den lokalen Blick einbeziehend neuen Nutzungen zuführen will."

Oberbürgermeister Ullrich Sierau

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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