Auftakt mit Minister Laumann und Allianzpartnern bei der IHK Dortmund
Neu: Bündnis für Fachkräftesicherung

Die Allianzpartner schmieden neues Bündnis für Fachkräftesicherung  (v.l.) Handwerkskammer-Präsident Berthold Schröder,  Jutta Reiter vom  DGB,  Thomas Helm, Agentur für Arbeit Hamm,  Minister Laumann, IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann, Thomas Schäfer, Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland und Heike Bettermann, Agentur für Arbeit Dortmund.  | Foto:  IHK zu Dortmund/Stephan Schütze
  • Die Allianzpartner schmieden neues Bündnis für Fachkräftesicherung (v.l.) Handwerkskammer-Präsident Berthold Schröder, Jutta Reiter vom DGB, Thomas Helm, Agentur für Arbeit Hamm, Minister Laumann, IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann, Thomas Schäfer, Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland und Heike Bettermann, Agentur für Arbeit Dortmund.
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  • hochgeladen von Antje Geiß

Da viele Dortmunder Unternehmen intensiv nach qualifiziertem Personal suchen , ist die Fachkräftesicherung eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft der regionalen Wirtschaft. Für dieses  wichtige Thema setzt die Industrie- und Handelskammer (IHK) auf eine starke Allianz. Mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung im Großen Saal der IHK wurde jetzt das neue „Bündnis für Fachkräfte Westfälisches Ruhrgebiet“ geschlossen. Im Beisein von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und gut 200 Gästen einigten sich sechs Bündnispartner in einem „Memorandum of Understanding“ auf enge Zusammenarbeit und einen intensiven Informationsaustausch.
Die IHK, die Agenturen für Arbeit Dortmund und Hamm, der DGB Region Dortmund-Hellweg, der Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland und die Handwerkskammer Dortmund werden ihre Kompetenzen noch weiter bündeln und vernetzen, um vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung und -sicherung zu unterstützen und zu begleiten.

In zehn Jahren fehlen 34.000 Fachkräfte

Welche Auswirkungen der demografische Wandel auf den Arbeitsmarkt hat, machte IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann in seiner Begrüßung deutlich: „Unser IHK-Fachkräftemonitor NRW prognostiziert bis 2030 für Dortmund, Hamm und den Kreis Unna einen Fachkräfteengpass von 34.000 Personen, davon wiederum werden 90 Prozent beruflich Qualifizierte sein. Wir sollten daher jede Chance zur Zusammenarbeit nutzen und unser Bündnis ist ein viel versprechender Auftakt.“
Mit Blick auf das neue Einwanderungsgesetz, das im März in Kraft tritt, sagte Dustmann: „Bei der Umsetzung des Gesetzes ist es wichtig, dass es wirklich beschleunigte Verfahren bei der Anwerbung von Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland geben wird. Daher muss das Personal in den Auslandsvertretungen deutlich aufgestockt werden, um nötige Visa schnell erteilen zu können.“

Minister: Verdoppelung des Engpasses

„Die Fachkräftesicherung ist eine wichtige Aufgabe für Nordrhein-Westfalen. Nach Hochrechnungen werden uns in zehn Jahren über 700.000 Arbeitskräfte in NRW fehlen; das ist eine Verdopplung des Fachkräfteengpasses im Vergleich zu heute“, bilanzierte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. Die Landesregierung habe deshalb entschieden, dieses Thema als Schwerpunkt aufzugreifen: „Dass dieser Impuls hier in Dortmund und im westfälischen Ruhrgebiet zur Gründung eines Fachkräftebündnisses führt, freut mich persönlich sehr – insbesondere, weil sich genau die richtigen Partner zusammengefunden haben. Denn: Wenn wir hier nicht alle gemeinsam zusammenarbeiten, werden wir die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, nicht bewältigen können.“

Weiterbildung als strategisches Instrument

In seiner Keynote widmete sich Prof. Dr. Heiko Kopf, Hochschule Hamm-Lippstadt, der Weiterbildung als strategisches Instrument zur Bewältigung des digitalen Wandels in den Betrieben. „Unternehmen müssen den digitalen Wandel aktiv begleiten und ihren eigenen Weg finden. Durch Veränderungen der zukünftigen Arbeitswelten entstehen gleichermaßen Chancen und Risiken für Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weiterbildung bietet viele Chancen, sollte bei der Strategieentwicklung der Unternehmen aber bereits mitgedacht werden. Dann kann sie helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens zu steigern.“
In der Gesprächsrunde „Fachkräfte in der Region“ stellten sich vier Bündnispartner den Fragen von Moderatorin Sabine Ziemke.

Herausforderungen gemeinsam angehen

Dabei erklärte Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund: „Dortmund braucht Fachkräfte. Mit dem Teilhabechancengesetz und dem Qualifizierungschancengesetz wurden Anfang 2019 Voraussetzungen geschaffen, Fachkräftepotenziale noch besser zu erschließen. Doch die mit der Digitalisierung und dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen am Arbeitsmarkt können wir in der Region nur gemeinsam gestalten. Das ‚Bündnis für Fachkräfte Westfälisches Ruhrgebiet‘ ermöglicht jedem Partner im jeweiligen Bereich, einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten.“

Unternehmen beraten

„Allen Beteiligten ist die Bedeutung von Ausbildung und Weiterbildung im Kontext von Digitalisierung und Fachkräftemangel bewusst. Dadurch entstehen Informations- und Beratungsbedarfe auf Seiten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, so Thomas Helm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamm. „Die Agenturen für Arbeit und die Partner im ‚Bündnis für Fachkräfte Westfälisches Ruhrgebiet‘ reagieren auf diesen verstärkten Beratungsbedarf. Vermittlung, Beratung und Förderung sind Kernkompetenzen der Agenturen für Arbeit. Mit Arbeitsmarkt- und Berufsberatung unterstützen wir die Unternehmen in unserer Region und ihre Beschäftigten bei der Neuorientierung und bei der immer schwieriger werdenden Besetzung von Fachkraftstellen wirksam.“

DGB:70.000 verlassen Arbeitsmarkt

Jutta Reiter, Geschäftsführerin des DGB Region Dortmund-Hellweg, machte deutlich: „In den nächsten acht Jahren werden in der Region Dortmund - Unna - Hamm mehr als 70.000 Menschen altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Dadurch ist die Entwicklung von Fachkräften für jedes Unternehmen eine vordringliche Aufgabe. Ausbildung, Qualifizierung, systematische Personalplanung und –Entwicklung sowie gute Arbeitsbedingungen werden immer bedeutsamer, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Ohne die gestalterische Einbindung der Beschäftigten sowie ihrer Betriebs- und Personalräte wird die Herausforderung der digitalen Transformation in Unternehmen nicht zu stemmen sein.“

Unzureichende Rahmendedingungen

Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Westfalen-Münsterland, sagte: „Der zunehmende Fachkräfteengpass ist mittlerweile in allen Branchen und auch in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit ein strukturelles Problem, das durch den demografischen Wandel und durch unzureichende Rahmenbedingungen im Bildungs- und Rentensystem verschärft wird. Gerade in Zeiten der digitalen Transformation von Unternehmens- und Arbeitswelt muss die Fachkräftesicherung von allen Arbeitsmarktakteuren als Gemeinschaftsaufgabe verstanden werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und um Arbeitsplätze und Wohlstand zu erhalten.“

Bündnis als starkes Netzwerk

Zum Ende der Veranstaltung gab Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund, noch einen positiven Ausblick: „In der Arbeitswelt von morgen werden passend qualifizierte Mitarbeiter maßgeblich über den Erfolg eines Unternehmens entscheiden. Daher müssen wir schon heute die richtigen Weichen stellen, um den Fachkräftebedarf unserer Betriebe nachhaltig zu sichern. Mit dem 'Bündnis für Fachkräfte Westfälisches Ruhrgebiet' steht der regionalen Wirtschaft künftig ein Netzwerk aus sechs starken Partnern zur Seite, die ihre Expertise rund um das Thema Personalgewinnung und -bindung bündeln.“

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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