Handelsverband betont: Hilfszahlungen bleiben nötig
Einzelhandel in kritischer Phase
Die wöchentlichen Verbandsumfragen zu den Auswirkungen der Corona-Krise sprechen eine deutliche Sprache: Die meisten Betriebe sind weit davon entfernt, rentabel zu arbeiten. Überwiegend werden maximal gerade 60 % des Vorjahresumsatzes erzielt. Zwar sinkt nach Angaben des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland wöchentlich die Zahl derer, die derzeit eine sehr große oder eine große Gefahr der Geschäftsaufgabe sehen, ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung geht jedoch vielen Unternehmen bald die Luft aus.
Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland, zeigt sich grundsätzlich zufrieden mit den Lockerungsmaßnahmen der letzten Zeit, sieht aber trotzdem Gefahren für den stationären Einzelhandel. „Die aus meiner Sicht überwiegend maßvollen Schritte der Politik mögen nicht überall auf Gegenliebe gestoßen sein, sie dürften aber maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass die Infektionszahlen bislang nicht ausgeufert sind.“ Dennoch kann aus Verbandssicht allein damit die durch die coronabedingten Schließungen entstandene Krise im Handel nicht überwunden werden.
„Es kommen zwar zum Glück wieder Kunden in die Zentren und in die Geschäfte“, freut sich Thomas Schäfer, „die Frequenzen liegen aber weit hinter den üblichen Zahlen zurück. Gleiches gilt für die Umsätze. Gerade einmal ein Fünftel der befragten Händler melden Umsätze aufVorjahresniveau. Kein Wunder, wenn bei vielen Kunden kein echtes Shopping-Gefühl aufkommen will. Ob sich das bei Einhaltung der völlig zu Recht bestehenden und von den allermeisten Menschen eingehaltenen Abstands-, Schutz- und Hygienemaßnahmen in absehbarer Zeit wieder einstellen kann?“ fragt sich der Verbandschef und zeigt sich skeptisch, denn „die Menschen wollen ein Einkaufserlebnis, zu dem neben offenen Geschäften auch sichere und angenehme Anfahrtsmöglichkeiten, Wohlfühlambiente, umfangreiche gastronomische und kulturelle Angebote sowie Aufenthaltsqualität gehören. Bis hier wieder Normalität hergestellt ist, wird sich der Kunde noch mehr und noch weiter dem Online-Handel zuwenden, was das Überleben des stationären Einzelhandels weiter gefährdet. Deshalb
müssen Anreize zur Steigerung der Konsumstimmung z.B. durch Konsumschecks geschaffen werden, damit der Konsum wieder zum Stabilitätsanker der Volkswirtschaft wird. Zudem sollten die bisherigen Förderprogramme um Direktzuschüsse für betroffene Einzelhändler ergänzt werden, um Geschäftsschließungen und Insolvenzen zuvermeiden.“
Autor:M Hengesbach aus Dortmund-City |
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