Erfolgreicher Kampf um Karstadt in Dortmund: Das Haupthaus ist gerettet
250 Beschäftigten ist ein Stein vom Herzen gefallen

Der Kampf hat sich in Dortmund gelohnt: Die 250 Mitarbeiter des Haupthauses atmeten heute Morgen am Westenhellweg, auf, als bekannt wurde, dass der Standort von der Streichliste verschwunden ist.  | Foto: Schmitz
  • Der Kampf hat sich in Dortmund gelohnt: Die 250 Mitarbeiter des Haupthauses atmeten heute Morgen am Westenhellweg, auf, als bekannt wurde, dass der Standort von der Streichliste verschwunden ist.
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Gute Nachrichten für die 250 Mitarbeiter des Karstadt Haupthauses in Dortmund. "Karstadt Geschäftsführer Mager aus Essen gab heute Morgen bekannt, dass wir nicht mehr auf der Liste stehen", berichtet Betriebsratsvorsitzender Gerhard Löpke vom Morgen im Karstadt Haupthaus am Westenhellweg. Der Standort ist gerettet. "Da sind Steine von Herzen gefallen." Glücklich, erleichtert haben die Kollegen begeistert geklatscht. "Nichtsdestotrotz haben wir immer noch zwei Filialen und wir werden alles dafür tun, dass die Standorte erhalten bleiben.  

Das Karstadt Warenhaus am Westenhellweg bleibt von den geplanten Schließungen des Warenhaus-Konzerns verschont. Eine gute Nachricht für die Beschäftigten und Dortmund. „Das ist ein erheblicher Fortschritt“, sagte Oberbürgermeister Ullrich Sierau heute auf einer Pressekonferenz, an der auch Thomas Westphal, Geschäftsführer der Dortmunder Wirtschaftsförderungen, Vertreter der Betriebsräte und Gewerkschaft sowie Spitzen von Handelsverband, Industrie- und Handelskammer sowie des Cityrings teilgenommen haben.

Überwältigende Solidarität

"Wir haben fast 16.000 Unterschriften auf Listen gesammelt", ist Karstadt Betriebsrat Gerhard Löpke überwältigt von der Solidarität der Dortmunder mit den Warenhäusern. "Wenn man an die positive Resonanz denkt, da kommen nicht nur die Alten, auch die Jungen nach Karstadt, die Kunden sind gekommen und haben auch gekauft, mehr als im Weihnachtsgeschäft", berichtet er.

"Erster Erfolg"

„Die Entscheidung zeigt, dass die vertrauensvollen Gespräche, die wir, unsere Partner von den Verbänden und Gewerkschaften mit den Verhandlungspartner hatten, einen ersten Erfolg verzeichnen“, so Ullrich Sierau. Er macht deutlich, dass bei aller Freude der „Prozess noch nicht zu Ende ist. Da fehlen noch zwei Häuser – Kaufhof und Karstadt Sport. Dazu können wir heute noch keine abschließende Aussage treffen. Wir haben aber zugesagt, dass wir von Seiten der Stadt weiter für Gespräche zur Verfügung stehen. Wir wollen gemeinsam etwas Nachhaltiges schaffen, was zukunftsfähig ist.“

Kaufhof-Mitarbeiter kämpfen weiter 

"Wir konnten noch keine positive Nachricht verkünden", sagt Monika Schulz, die mit ihren 49 Kollegen, noch um den Karstadt Sports Standort bangt. "Wir werden weiter kämpfen, wir geben die Hoffnung nicht auf", betont sie, wie auch ihre Kollegin, Martina Regens vom Kaufhof Betriebsrat.

Alle drei Häuser erhalten

Wie OB Sierau machte auch der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Westphal deutlich, dass es nach wie vor das Ziel sei, alle drei Häuser am Standort zu halten. Der erste Erfolg zeige, dass die bisherige Vorgehensweise, geschlossen und vertrauensvoll aufzutreten, richtig war. Eine Einschätzung, die die Zustimmung der Betriebsräte findet. Gerhard Löpke, Betriebsrat Karstadt, berichtete zudem von der „spürbaren Erleichterung“ bei den Mitarbeiter*innen. Man werde sich jetzt für die Standort und Belegschaften vom Kaufhof und Karstadt Sport weiter mit der gleichen Intensität einsetzen.

3 Mio. Kunden im Einzugsraum

Die Beteiligten stellten noch einmal die Bedeutung aller Häuser für die Stadt und für die Region heraus. Mit Blick auf den Einzugsbereich von zirka drei Millionen Menschen habe man die Entscheidung des Unternehmens von Anfang an nicht nachvollziehen können. Der Westenhellweg gehört zu den Top 10 der Einkaufsmeilen in Deutschland.

Für Kaufhof und Sporthaus einsetzen 

Im bisherigen Schulterschluss wollen sich die Partner jetzt weiter für den Erhalt des Kaufhof-Hauses und von Karstadt Sport einsetzen. OB Ullrich Sierau will am Ball bleiben: „Aller guten Dinge sind drei. Das gilt für die Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof in Dortmund allemal.“
Ginge es um Öffnungszeiten oder wie man die Innenstadt attraktiver machen kann, Fragen wie diese würde die Stadt mit den Gewerkschaften dem Cityring erörtern und der Politik vortrage. " Wir stehen Tag und Nacht bereit und zur Verfügung und dafür ein etwas zukunftsfähig zu machen", betonte Sierau. Von Karstadt werde jetzt ein Konzept vorgelegt, wie das Unternehmen zukunftsfähig werde. "Da sind wir bereit mitzumachen und unseren Beitrag zu zu leisten", sei die Stadt bereit sei, an einem Bündel zu arbeiten, das gemeinsam geschnürt werde für die Standorte. 

Frage von Umsatz und Miete

"Man kann sagen, heute sind nicht nur im Warenhaus viele Steine von Herzen gepurzelt, sondern über die Stadt verteilt", freut sich Wirtschaftsförderer Thomas Westphal über die gute Nachricht aus Essen für Dortmund. "Wir haben alle, die beteiligt waren, zusammen geholt. Eigentlich seien die Schließungspläne nicht vereinbar mit der Zentralität, der Besucherfrequenz auf dem Westenhellweg und der Attraktivität gewesen, erklärt zu den Dortmunder Kaufhäusern.
"Und das war gut, dass wir für den Erhalt gekämpft haben", sagt er. Man habe in Dortmund nicht gleich über die Zeit danach diskutiert. Am Ende sei  klar gewesen, dass die Kriterien, vielleicht beim Beginn der Liste relevant waren, aber ein Kernelement seine Miete und Umsatz, darum gehe es. "Man nimmt nicht mal eben 62 Filialen vom Netz, um den Rest neu führen zu können", verweist Westphal darauf, dass so ja auch Platz für neue Konkurrenz gemacht werde. Ein Weg zu finden habe beim Haupthaus funktioniert und dabei bleibe man. "Es werden weiter Gespräche geführt, damit es auch für die anderen Häuser Verhandlungsergebnisse gibt, um alle drei Häuser zu erhalten", sagt er abschießend. 

IHK bedankt sich

"Es geht nicht nur um die Stadt, auch um die Region, Karstadt ist für den lokalen Einzelhandel und auch für das Oberzentrum von besonderer Bedeutung, und das sind alle drei Häuser", macht IHK Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber klar.  "Es ist ein wichtiger Augenblick all denen Dankeschön zu sagen, die in den letzten 14 Tagen auf der Straße Eindruck gemacht haben, dass Dortmund eine Region mit Zukunft ist". fügt er hinzu. Die Stadt brauche ein Karstadt und ein Kaufhof, um Magnetwirkung zu haben. "In dieser Region können wir gemeinschaftlich viel bewegen und bei den beiden anderen Häusern werden wir uns gemeinsam reinhängen", verspricht Schreiber.  

Glücklich und erleichtert

Glücklich, erleichtert und auch dankbar ist auch der Cityring-Vorsitzende Dirk Rutenhofer: "Wir sind  weiter angetrieben für die City zu kämpfen. Eine Stadt ohne Warenhäuser ist wie ein Theater ohne Künstler."   
Er könne es nicht ansatzweise mitfühlen, aber sich vorstellen, wie es den Beschäftigten ginge, meint Thomas Schäfer vom Handelsverband NRW Westfalen Münsterland. "Wir leben in einer Stadt, wo man versucht, Dinge so zu regeln, gemeinsam für die Stadt", lobt er die große Gemeinschaft über Interessensgrenzen hinweg.  Warenhäuser seien zwar 120 Jahre alt, aber nicht von gestern "und haben eine Zukunft, wenn sie richtig geführt werden. Das sieht man woanders, und wenn man an den Standort glaubt, kann man eine Menge bewirken", ist Schreiber in der Westfalenmetropole sicher.  

Überwältigt von Emotionen

Überwältigt von den Emotionen der Beschäftigten des Karstadt Haupthauses war heute Reiner Kajewski von Verdi: "Wir reden über Standorte, aber da stecken Menschen hinter", machte er klar, bei einem großen dank an IHK, den Handelsverband, den OB, die Wirtschaftsförderung und alle, die sich für die Warenhaus-Standorte einsetzen.  "Das ist nicht selbstverständlich, was hier passiert, das sieht in anderen Städten anders aus", macht er klar, wie groß die Solidarität in Dortmund mit den Beschäftigten ist. Und auch beim Kaufhof und bei Karstadt Sports warteten die Beschäftigten darauf, wie es nun weiter geht.

"Wir brauchen unseren Arbeitsplatz" 

Monika Schulz, Betriebsrätin  vom Karstadt Sporthaus sagt: "Wir konnten noch keine positive Nachricht verkünden, aber hoffen noch drauf."  Oberbürgermeister Ullrich Sierau berichtet, dass es noch heute hochrangige Gespräche gebe.
Und auch Kaufhof Betriebsrätin Martina Regens will mit ihren 85 Kollegen weiter kämpfen und die Hoffnung nicht aufgeben. "Wir brauchen alle unseren Arbeitsplatz und hoffen, dass die Kunden uns weiter die Stange halten, damit man auch sieht, dass wir alle drei Standorte brauchen", fügt sie hinzu. Das Warenhaus sei nicht nur wichtig, sondern habe eine Zukunft, auch für Dortmund.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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