Loverboys locken Mädchen ins Milieu / Dortmunder Mitternachtsmission hilft raus
"Wir gehen auf den Strich"

Um Kindern und Mädchen davor zu schützen anschaffen zu gehen und um minderjährigen Opfern von Loverboys oder Menschenhandel aus der Prostitution zu helfen, gehen die Sozialarbeiterinnen Hanna Biskopen (r.) und Laura Rudolf auf den Strich. Auch online bieten sie Jugendlichen im Milieu gezielt Hilfe an.  | Foto: Mitternachtsmission
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  • Um Kindern und Mädchen davor zu schützen anschaffen zu gehen und um minderjährigen Opfern von Loverboys oder Menschenhandel aus der Prostitution zu helfen, gehen die Sozialarbeiterinnen Hanna Biskopen (r.) und Laura Rudolf auf den Strich. Auch online bieten sie Jugendlichen im Milieu gezielt Hilfe an.
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Durch "Loverboys" oder Menschenhandel werden Jugendliche zu Prostituierten. Und gerade die Kinder und Heranwachsenden, die mit physischer und psychischer Gewalt gezwungen werden, auf den Strich zu gehen, bereiten der Dortmunder Mitternachtsmission große Sorgen.

Der gemeinnützige Verein an der Dudenstraße 2-4 im Dachverband des Diakonischen Werkes bietet eine spezialisierte Fachberatungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel oder Zwangsprostitution. Die Mitarbeiterinnen suchen Frauen und Mädchen im Milieu auf. "Hier bereiten uns die Kinder und Jugendlichen und jungen Heranwachsenden in der Prostitution besondere Sorge", berichtet Andrea Hitzke, Leiterin der Mitternachtsmission.

Jugendliche Opfer von Ausbeutung

Ihr Team betreut Kinder und Jugendliche, die Opfer von Ausbeutung und Zwangsprostitution wurden. Oft sind sie aus westafrikanischen Ländern geflohen. So werden rund 90 bis 110 Kinder und Jugendlichen und junge Heranwachsende von den Helfern beraten und betreut.
Vor allem sorgen sich die Mitarbeiterinnen um junge Frauen und Mädchen in der Prostitution, die häufig noch minderjährig sind.
"2019 haben wir 64 Mädchen und 28 junge Frauen bis 27 Jahre, die aufgrund ihrer problematischen psychosozialen Situation noch Kinder-und Jugendhilfe benötigen, betreut, die der Prostitution nachgegangen sind oder Opfer von Menschenhandel sind", nennt Hitzke Zahlen, hinter denen viele traurige Schicksale stecken.

Opfer von Gewalt

"Das Risiko, Opfer von Gewalt durch Zuhälter und Freier zu werden, etwa durch Vergewaltigungen, Misshandlungen, Freiheitsberaubung und Menschenhandel, ist für diese jungen Mädchen besonders hoch", wissen ihre Kolleginnen. Schwierige und teils unerträgliche Lebensbedingungen versuchten die Mädchen mit Alkohol und Drogen zu betäuben.
Häufig litten sie aufgrund der Arbeits- und Lebensbedingungen unter schweren Verletzungen und Erkrankungen, Infektionen, Mangelerkrankungen und auch schweren psychische Erkrankungen. "Aus Unerfahrenheit und Unwissen geben sie häufiger Forderungen der Freier nach ungeschützten, riskanten und auch schmerzhaften und entwürdigenden Praktiken ein", berichtet Andrea Hitzke.

Abhängig vom Loverboy

Insbesondere Opfer von "Loverboys", die die Mädchen in psychische Abhängigkeit bringen und sie von Familie und Freunden isolieren, um sie dann zur Prostitution bringen, sind Opfer von Menschenhandel.
Die Mitarbeiterinnen nehmen Kontakt zu ihnen auf, bauen Vertrauen auf und bieten den Mädchen schnellstmöglich Hilfe an. Streetworkerinnen versorgen die Mädchen mit Essen, Schlafplatz, Kleidung, Notfallhilfen und Medikamenten. Das Ziel ihrer Arbeit ist der Ausstieg und die Vermittlung in die Jungendhilfe oder, wenn durch die Mädchen gewünscht, der Kontaktaufbau zur Familie.

Mädchen schafften den Ausstieg

Viele Mädchen gehen nach dem Ausstieg wieder zur Schule oder beginnen eine Ausbildung. Dies gelingt mit intensiver Begleitung während des Ausstiegsprozesses.
Acht Mädchen schafften 2019 den Ausstieg aus der Prostitution mit sehr intensiver Unterstützung der Mitternachtsmission. Für die Helfer liegt ein Schwerpunkt in der Prävention in Schulen und Jugendgruppen, um Legenden und Mythen, dass mit Prostitution schnell und leicht viel Geld verdient werden kann, abzubauen.

Zum Hintergrund: 

  • In der Präventionsarbeit kommt die Mitternachtsmission immer wieder in Kontakt mit betroffenen Mädchen, die noch zur Schule gehen, ober über Geschwister, Freunde oder Lehrer.
  • Durch die Sozialarbeiterin und die Netzwerkarbeit wurden Behörden, Jugendhilfe und Öffentlichkeit sensibilisiert.
  •  Als Ergänzung will die Mitternachtsmission eine Online-Beratung für Kinder, Jugendlichen und junge Heranwachsende aufbauen. Oft findet die Kontaktaufnahme im Rahmen der Prostitution und die sexuelle Ausbeutung der Kinder und Jugendlichen bereits über und im Internet statt.
  • Das Online-Beratungsangebot kann weitgehend anonym genutzt werden, so kann Angst vor einer Kontaktaufnahme und Scham besser überwunden werden.
  • Durch das Internet können noch mehr und andere Mädchen und Jungen erreicht werden, die verdeckt arbeiten.
  • Gerade jetzt in der Corona-Krise ist die Kontaktaufnahme erschwert.
  • Kinder und Jugendliche können sich über die Homepage der Mitternachtsmission einen Beratungstermin buchen und sich anonym und kostenlos mit Problemen an die Helfer wenden. 
Um Kindern und Mädchen davor zu schützen anschaffen zu gehen und um minderjährigen Opfern von Loverboys oder Menschenhandel aus der Prostitution zu helfen, gehen die Sozialarbeiterinnen Hanna Biskopen (r.) und Laura Rudolf auf den Strich. Auch online bieten sie Jugendlichen im Milieu gezielt Hilfe an.  | Foto: Mitternachtsmission
Die Wirtschaftsjunioren und WJ Social Club spenden 1.000 Euro an die Dortmunder Mitternachtsmission. "Schon im ersten Lockdown standen wir vor vielfältigen Problemen durch das Verbot der legalen Prostitution. Die Frauen konnten kaum staatliche Hilfen beantragen, da es keine Nachweise über Verdienstausfälle gibt. Das Ergebnis war oft die Obdachlosigkeit", so Leiterin Andrea Hitzke (r.).  | Foto: Jana Zimmermann
Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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